Nach 45 Jahren: Hiltrud Bayer sagt Tschüss

Die Ortsbürgermeisterin von Fümmelse wird im kommenden Jahr nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen.

von


Hiltrud Bayer
Hiltrud Bayer | Foto: Anke Donner

Fümmelse. Im kommenden Jahr ist Hiltrud Bayer 45 Jahre als Ortsbürgermeisterin für den Ortsteil Fümmelse im Amt. Das reicht, sagt sie. Für die kommende Kommunalwahl im September 2021 steht sie nicht mehr zur Verfügung. Sie macht Platz für die junge Generation.


In ihrem Jahresbrief schrieb die Fümmelser Ortsbürgermeisterin nun, dass sie nach dann 45 Jahren kein politisches Mandat mehr übernehmen wird. "45 Jahre habe ich dann das Amt der Ortsbürgermeisterin im Ortsrat wahrgenommen und habe immer versucht, ein offenes Ohr für die Belange und Probleme der Fümmelser Bürgerinnen und Bürger zu haben. Um diese zu erfahren, habe ich meine doch regelmäßige Bürgersprechstunde in der „Alten Schule“ durchgeführt. Hier hatte ich die Zeit für ihre Belange, Sorgen und Nöte. Diese Bürgersprechstunde hat sich ausgezahlt und war notwendig. Ich hoffe, dass sich jüngere Fümmelser für die Arbeit im Ortsrat finden und durch dieses Gremium auch gegenüber den Projekten und Problemen gegenüber der Stadt und dem Landkreis Wolfenbüttel dieses vertreten. Im Blick zurück auf dann 45 Jahre im Ortsrat Fümmelse kann ich voller Stolz feststellen, dass Vieles für den Ortsteil auf den Weg gebracht wurde und ich dabei Höhen und Tiefen, politische Siege und Niederlagen erlebt habe – man musste nur beharrlich sein. Die Mitbürgerinnen und Mitbürger von Fümmelse lagen mir stets sehr am Herzen, wollte ich doch mit ihnen im Gespräch bleiben, sie in den Angelegenheiten des Ortsteiles einfach mitnehmen und verstehen."

Kein Zuckerschlecken


In einem Gespräch mit regionalHeute.de blickte die gebürtige Berlinerin auf ihre Zeit in Wolfenbüttel zurück. Beinahe 35 Jahre Ratsarbeit, fast 45 Jahre Ortsrat und 44 Jahre Bürgermeister-Amt hat sie hinter sich. Das hat vor ihr noch kein Ortsbürgermeister und schon gar keine Ortsbürgermeisterin geschafft. Denn als sie 1976 zur Ortsbürgermeisterin von Fümmelse gewählt wurde, war sie die erste Frau im Landkreis, die dieses Amt ausübte. Damals sei das eine echte Herausforderung gewesen, sagt die ehemalige Leiterin der Grundschule Fümmelse heute und erinnert sich, dass die ersten Jahre als Frau in der Politik wirklich kein Zuckerschlecken gewesen sind. Doch auch hier kämpfte sie sich durch, hielt an all ihren Plänen und Ideen fest und wollte sich unbedingt durchsetzten - für sich und ihre Mitmenschen. "Das ist so bei mir. Wenn ich etwas anfasse, dann richtig. Ich kann gut um eine Sache kämpfen und um die Menschen, die dahinter stehen", sagt sie fest entschlossen.

"Das Bürgermeisteramt passte mir eigentlich gar nicht"


Ihre Wahl zur Ortsbürgermeisterin von Fümmelse im Jahr 1976 kam für die Ratsfrau eher ungelegen. Nachdem sie 1972 in den Gemeinderat der Samtgemeinde Fümmelse-Adersheim-Leinde gewählt wurde und 1974 den Fraktionsvorsitz der SPD innehatte, trat die Gebietsreform in Kraft. Fümmelse wurde als Ortsteil der Stadt Wolfenbüttel zugeordnet und ein Bürgermeister, beziehungsweise Bürgermeisterin, musste her. "Die Fraktion schlug dann mich als Ortsbürgermeisterin vor. Das passte mir eigentlich gar nicht. Ich trat zeitgleich meine Stelle als Schulleiterin an der Grundschule in Fümmelse an und wollte eigentlich auch noch weiter studieren. Doch das Leben hat offenbar andere Pläne mit mir gehabt", lächelt Hiltrud Bayer.

In sich gegangen


Die vergangenen Wochen, so erzählt Hiltrud Bayer, haben sie zum Nachdenken angeregt. "Die letzten Wochen haben mich irgendwie entschleunigt und ich konnte Bilanz ziehen. Ich habe mich gefragt, was ich erreicht habe und ob alles in meinem Sinne gelaufen ist. Wenn ich so zurückblicke, kann ich sagen, dass wir schon einiges erreicht haben und dass ich immer respektiert und akzeptiert wurde. Ich habe immer versucht, mit allen zusammenzuarbeiten - auch mit anderen Parteien", sagt sie und blickt zuversichtlich in ihren Ruhestand. "Ich bin dann 79 Jahre alt und ich meine, nach 45 Jahren sollte Schluss sein. Ich möchte noch ein bisschen Zeit für mich haben. Nach meinem Armbruch habe ich sehr intensiv nachgedacht und irgendwer da oben hat gesagt, Kind, jetzt reicht es", sagt sie entschlossen. Der Abschied aus der Politik wird ihr nicht leicht fallen. Aber sie wird es konsequent durchziehen, da ist sie sich sicher. Ihren Ruhestand wird sie in Fümmelse genießen, auch wenn sie ohne weiteres in ihre alte Heimat Berlin zurückkehren könnte - denn dort liegen ihre Wurzeln. Verwurzelt jedoch ist sie im beschaulichen Fümmelse und das soll auch so bleiben.


mehr News aus der Region