Nach fraglicher Corona-Impfung: DRK-Vorstand Wolfenbüttel lässt Ämter ruhen

Der Geschäftsführer des DRK Rettungsdienstes Wolfenbüttel und Vorstand des Kreisverbandes hat sich zeitgleich mit dem medizinischen Personal impfen lassen.

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Symbolbild | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Zeitgleich mit dem medizinischen Personal des DRK Rettungsdienst Wolfenbüttel hat sich auch deren Geschäftsführer und Vorstand des DRK Kreisverbandes Wolfenbüttel Andreas Ring gegen das Coronavirus impfen lassen. Dabei handelte es sich um eine reguläre, terminierte Impfdosis. Besonders prekär: Die Mitarbeiter des Ambulanten Pflegedienstes des DRK Wolfenbüttel haben noch nicht einmal einen Impftermin erhalten. Nach einer Anfrage von regionalHeute.de und nach Beratungen mit dem Präsidium des DRK-Kreisverbandes räumte Ring am heutigen Freitag einen Fehler ein und lässt seine Ämter mit sofortiger Wirkung ruhen.


Der Geschäftsführer des DRK Rettungsdienst Wolfenbüttel hatte gegenüber unserer Redaktion am gestrigen Donnerstag zunächst erklärt, im Einklang mit der Corona-Impfverordnung gehandelt zu haben. Tatsächlich heißt es hier auch, dass mit der ersten Gruppe prioritär nicht nur Personen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben geimpft werden, sondern auch: "Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem sehr hohen Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind, insbesondere auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, in Rettungsdiensten, [...]".

Dort ist Ring auch tätig und erklärte gegenüber regionalHeute.de: "Die Priorisierung des Rettungsdienstes hat der Gesetzgeber vorgenommen, um dessen Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Ohne Leitungskräfte ist die Sicherstellung dieser Aufgabe nicht möglich. Ich bin seit 18 Jahren Mitarbeiter des Rettungsdienstes und koordiniere seit Beginn der Pandemie die DRK-Aufgaben wie Beprobungsteams und die Sanitätsstation des Corona-Impfzentrums. Als Geschäftsführer schwebe ich keineswegs über den Dingen, sondern befinde mich mitten im Pandemiegeschehen. Ihre Zuordnung meiner Aufgaben als 'Verwaltungsposition' teile ich nicht."

Offensichtliche Fehlinterpretation


Doch hat der Gesetzgeber dabei tatsächlich an koordinierende Kräfte gedacht, oder an Mitarbeiter, die in direkten Kontakt mit Infizierten kommen? Denn das kommt der DRK-Vorstand nicht, wie er in einer persönlichen Erklärung vom Freitag nun einräumt. Er schreibt: "Einem regelmäßigen Kontakt zu Covid-Patienten bin ich nicht ausgesetzt. Aus dem derzeitigen Pandemieverlauf ist ein derartiger Kontakt absehbar auch nicht gegeben. Mein Fehler war, dass ich aus der Verordnung Absatz 2 diese Voraussetzung nicht entnommen und sie offensichtlich fehlinterpretiert habe."

All das hat mittlerweile nicht nur mehr hausintern beim Deutschen Roten Kreuz für Diskussionen gesorgt, sondern Kreise gezogen. Dabei betont Ring: "Gegen den Vorwurf, mir eine Impfdosis erschlichen zu haben, muss ich mich allerdings in aller Form verwahren. Wenn es meine Absicht gewesen wäre, bewusst gegen die Impfverordnung zu verstoßen und mir eine Impfung zu erschleichen, hätte ich mich nicht in aller Öffentlichkeit im Kreise meiner Mitarbeiter, Piloten von Christoph 30, sowie den Mitarbeitern des Impfzentrums impfen lassen."

Und er fügt hinzu: "Mit dem heutigen Kenntnisstand wäre fraglos eine rechtliche Prüfung vor meiner Impfung angezeigt gewesen. Dieser Prüfung werde ich mich auch im Nachhinein nicht entziehen. Den möglichen Schaden für das Rote Kreuz und die allzu leichtfertige Entscheidung vor dem Hintergrund des Mangels an Impfstoffen, bedaure ich außerordentlich."

DRK hat mit Image-Problem zu kämpfen


Bundesweit hat das Deutsche Rote Kreuz derzeit mit vergleichbaren Fällen zu kämpfen. Dabei habe man die Mitgliedsverbände bereits Ende Dezember 2020 für das Thema sensibilisiert. In einer Pressemitteilung vom 3. Februar zu den Vorfällen in Hamburg Harburg heißt es: "Ende Dezember 2020 hatte das DRK in einem Rundschreiben die Mitgliedsverbände darauf hingewiesen, dass bei den Impfaktionen die vorgeschriebene Priorisierung der Risikogruppen eingehalten werden muss. Wenn Impfdosen nicht wie vorgesehen verwendet werden könnten und zu verfallen drohten, müsse bei den Ersatzimpflingen zunächst zum Beispiel an Pflegepersonal oder Mitarbeiter im Rettungsdienst gedacht werden. Die Zugehörigkeit zum DRK allein dürfe in keinem Fall ein hinreichendes Kriterium sein."

Nach Aussagen Rings gebe es im Wolfenbütteler DRK keine weiteren Vorkommnisse fraglicher Impfungen. Hierzu schreibt er: "Wichtig ist mir außerdem der Hinweis, dass weder Freunde/Angehörige von mir, Verwaltungsmitarbeiter, Leitungskräfte des DRK außerhalb der DRK-Rettungsdienst gGmbH, Mitglieder des Präsidiums oder weitere Personen im Umfeld des DRK zur Impfung angemeldet wurden oder diese erhalten haben."

Ring und das DRK Präsidium ziehen nun also Konsequenzen: Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes lässt der Geschäftsführer des DRK Rettungsdienst und Vorstand des Kreisverbandes seine Ämter ruhen. "Wir halten dieses Verhalten von Andreas Ring für falsch und rügen es ausdrücklich", erklärt der Vorsitzende und Sprecher des DRK Präsidiums des Kreisverbandes Wolfenbüttel, Horst Kiehne. "Nach unserer ersten Auffassung haben die Voraussetzungen für eine Impfung des Geschäftsführers nicht vorgelegen."

Das Präsidium werde nun umgehend damit beginnen, die Hintergründe der Impfung aufzuklären. "In diesem Zusammenhang haben wir Andreas Ring gebeten, seine Ämter bis zur vollständigen Aufklärung ruhen zu lassen", erklärte Kiehne.


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