Region. Im April 2024 führte ein Einbruch in das Christian-von-Dohm-Gymnasium in Goslar zu erheblichen Störungen der Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen. Die Prüfungen wurden kurzzeitig eingestellt, da man nicht ausschließen konnte, dass die Prüfungsaufgaben vorab eingesehen worden waren. Die Täter wurden nie ermittelt. Das Kultusministerium hat aus dem Vorfall Konsequenzen gezogen und die Abiturvorbereitungen 2025 optimiert.
In der Nacht auf den 11. April 2023 brachen bis heute unbekannte Täter einen Tresor des Christian-von-Dohm-Gymnasiums auf, in dem unter anderem die Prüfungsaufgaben für das Fach Politik-Wirtschaft aufbewahrt wurden. Die entwendeten Unterlagen wurden später verstreut auf dem Schulhof gefunden. Aufgrund der Möglichkeit, dass die Prüfungsaufgaben vorab eingesehen worden sein könnten, entschied das Niedersächsische Kultusministerium, die laufenden Prüfungen im Fach Politik-Wirtschaft landesweit zu unterbrechen. Die betroffenen Schulen wurden angewiesen, die bereits ausgeteilten Aufgaben wieder einzusammeln. Gegen 9 Uhr stellte das Ministerium alternative Aufgaben zur Verfügung, die ursprünglich für Nachholtermine vorgesehen waren. Die Schulen konnten daraufhin entscheiden, ob sie die Prüfungen noch am selben Tag zeitversetzt durchführen oder auf einen späteren Termin verschieben wollten. Schülerinnen und Schüler, die sich für eine Verschiebung entschieden, sollten die Prüfung am 8. Mai nachholen.
Verfahren eingestellt
Die Polizei nahm nach dem Einbruch die Ermittlungen auf und versuchte, den oder die Täter zu ermittelt. Ohne Erfolg, wie Oberstaatsanwalt und Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Christian Wolters, auf Nachfrage von regionalHeute.de erklärt. "Leider konnte kein Täter ermittelt werden. Das Verfahren wurde daher schon Ende vergangenen Jahres eingestellt. Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, können die Ermittlungen aber jederzeit wiederaufgenommen werden."
Von der Unterbrechung der Abiturprüfungen waren im vergangenen Jahr rund 8.000 Prüflinge an etwa 450 Schulen in Niedersachsen betroffen. Der Vorfall führte zu Kritik seitens des Landesschülerrats, der die kurzfristige Kommunikation und den zusätzlichen Stress für die Abiturienten bemängelte.
Ministerium zieht Konsequenzen
Für das Zentralabitur 2025, das am 31. März startet, hat das Niedersächsische Kultusministerium nun einige Neuerungen eingeführt, um einen reibungslosen Ablauf der Prüfungen zu gewährleisten. Wie das Ministerium mitteilte, seien die Abiturprüfungen seit der Einführung des Zentralabiturs 2006 deutlich komplexer geworden. Gleichzeitig seien die technischen Möglichkeiten vielfältiger geworden – bei der Organisation und Übermittlung der Aufgaben ebenso wie beim Schutz der Daten. Denn auch die Gefahr möglicher Cyber-Angriffe von außen wachse. Zudem müssten andere kriminelle Vorkommnisse, die den Prüfungsablauf gefährden könnten, immer einkalkuliert werden.
Deshalb wurden die Kommunikationswege zwischen dem Niedersächsischen Kultusministerium (MK), den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung (RLSB), dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) und den Schulen ausgebaut sowie Notfallszenarien im Vorfeld erprobt.
„Schülerinnen und Schüler müssen sich darauf verlassen können, dass sie in der ohnehin anstrengenden Phase der schriftlichen Abiturprüfungen auch bei unvorhergesehenen Zwischenfällen möglichst ungestört ihre Prüfungen absolvieren können“, betont Kultusministerin Julia Willie Hamburg: „Deshalb war es mir besonders wichtig, dass wir die Kommunikationsstrukturen zwischen allen Beteiligten weiter stärken und gleichzeitig die Voraussetzungen schaffen, um im Notfall sicher sowie flexibel und agil reagieren zu können.“
Der Einbruch in der Goslarar Schule im vergangenen Jahr unterstreiche die Notwendigkeit einheitlicher und klarer Notfallpläne. Um den Schulen mehr Klarheit und Handlungssicherheit zu geben, wurden folgende Neuerungen eingeführt:
Erweiterte Kommunikationskanäle:
Schulleitungen erhalten im Notfall eine SMS-Benachrichtigung über Prüfungsänderungen oder -absagen. Bereits 85 Prozent der Schulen nutzen diesen Service. Zudem wurde eine Chatfunktion eingeführt, um zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten bei technischen Problemen beim Download der Prüfungsaufgaben bereitzustellen.
Alarmtag zur Testung der Abläufe:
Am 11. Februar 2025 fand erstmals ein verpflichtender "Alarmtag" statt, bei dem alle abiturprüfenden Schulen ihre Kommunikationsstrukturen und Abläufe testeten. Geprüft wurden unter anderem die Funktionsfähigkeit von E-Mail-, Chat- und SMS-Diensten sowie die Entschlüsselung und Bereitstellung der Prüfungsaufgaben. Kleinere Probleme konnten unmittelbar behoben werden.
Optimierte Handreichung zum Zentralabitur:
Zur besseren Orientierung der Schulen wurde die Handreichung zum Zentralabitur überarbeitet. Sie enthält nun detaillierte Informationen zu Abläufen, Regelungen und Verantwortlichkeiten sowie neue Fachinformationsseiten mit spezifischen Vorgaben und zugelassenen Hilfsmitteln.