Wolfenbüttel. Jägermeister zählt nicht nur in Deutschland zu den beliebtesten Kräuterlikören, auch der weltweite Export floriert. Probleme gibt es allerdings gerade auf dem russischen Markt. Der Import wurde dort im vergangenen Jahr gestoppt, als direkte Auswirkung des Angriffskrieges auf die Ukraine. Über Umwege soll der Kräuterlikör aber doch nach Russland kommen und nun zu einem Rechtsstreit geführt haben, so geht es aus einer Recherche der Berliner Zeitung hervor.
Über sogenannte Parallel-Importe käme der Alkohol weiterhin nach Russland. Ein traditioneller Hersteller namens Kristall aus Kaluga habe deswegen die russische Regierung gebeten, die Parallel-Importe des deutschen Kräuterlikörs Jägermeister zu verbieten, dies habe die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet. Der Grund: Es schade dem Geschäft. KLVZ Kristall spreche von einer "illegalen Bereicherung" und sieht den Verkauf des eigenen Likörs ("Alter Heiler" und "König Heiler") durch Jägermeister wohl bedroht.
Bereits seit 2019 seien die Kräuterliköre in der Entwicklung gewesen und hätten - verzögert durch die Corona-Pandemie - nun ihren Weg auf den russischen Markt gefunden. So schrieb der Hersteller im November 2022 auf seiner Internetseite und sagte auch gleich dem deutschen Vertrieb den Kampf an: "Die Kaluga Distillery Kristall LLC (KLVZ) hat mit der Belieferung von Handelsketten mit den Bitters (Kräuterlikören) Alter Heiler und König Heiler begonnen - eigene Rezepturentwicklungen, die in Bezug auf ihre organoleptischen Eigenschaften in der Lage sind, den Segmentführer - den deutschen Jägermeister - zu verdrängen."
Gegenseitig verklagt
Als Reaktion auf diese Verbotsforderung hat die Mast-Jägermeister SE wohl ebenfalls Klagen gegen die russischen Marken eingereicht. In den Gerichtsdokumenten werde angegeben, dass die Klagen zum Schutz ihrer exklusiven Rechte eingereicht wurden. Dies bestätigte Jägermeister auch auf Anfrage von regionalHeute.de, wollte sich aber nicht im Detail äußern: "Da es sich in diesem Fall um ein laufendes Verfahren handelt, können wir keine Einzelheiten mitteilen, können aber bestätigen, dass unsere Klage gegen KLVZ (Kristall) im Juli vor Gericht verhandelt werden wird. Das juristische Vorgehen dient dem Schutz unserer Markenrechte, zudem ist es Jägermeister als Familienunternehmen ein besonderes Anliegen, Verbraucher vor möglichen Gefahren zu schützen, die durch den Konsum von nicht authentischem Jägermeister entstehen können."
Der deutsche Hersteller beklage, dass Kristall seine international geschützten Marken illegal verwendet, da das Etikettendesign der russischen Liköre dem Design der deutschen Flaschen ähnelt, so die Berliner Zeitung. Im Dezember 2022 hätte Kristall bereits beim russischen Föderalen Antimonopoldienst Beschwerde gegen den deutschen Hersteller eingereicht, weil dieser die Liköre aus Kaluga als "gefälscht" bezeichnet haben soll. Damals soll die Behörde den deutschen Hersteller verwarnt haben.
Spott für russischen Hersteller
Es gibt jedoch ein Gesetz zu Parallel-Importen, welches von Präsident Wladimir Putin erlassen worden ist, das russische Unternehmen von der Haftung schützt, wenn ein Urheberrechtsinhaber oder ausländischer Hersteller feststellt, dass seine Rechte bei den Parallel-Importen verletzt werden. Die russischen Konsumenten hätten in den sozialen Netzwerken spöttisch auf die Verbotsforderungen des russischen Herstellers reagiert, da in Russland mindestens 28 Menschen nach dem Konsum eines neuen Surrogat-Ciders gestorben seien, der als Ersatz für westliche Marken gedacht war. So heißt es bei der Berliner Zeitung.
Abschließend bleibt abzuwarten, wie dieser Streit enden wird und ob die russische Regierung dem Verbot von Jägermeister zustimmen wird.
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