Braunschweig. Gut ein Jahr nach Fertigstellung des neuen Führungs- und Lagezentrums (FLZ) der Feuerwehr Braunschweig hat die Integrierte Regionalleitstelle (IRLS) für Braunschweig und die Landkreise Peine und Wolfenbüttel, insgesamt zuständig für rund eine halbe Million Menschen, das Gebäude bezogen. Der Probebetrieb ist in den regulären Betrieb übergegangen. Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Peines Landrat Henning Heiß und Rüdiger Lehmann, Amts- sowie stellvertretender Dezernatsleiter Ordnung und Verbraucherschutz beim Landkreis Wolfenbüttel, haben die Leitstelle am heutigen Freitag, 16. September, feierlich eröffnet.
"Die Leitstelle ist nun technisch auf dem neuesten Stand und entspricht auch räumlich den aktuellen Anforderungen", freut sich Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum. "Mit dieser Großinvestition wird die Sicherheit der Braunschweigerinnen und Braunschweiger sowie in den beteiligten Landkreisen deutlich erhöht."
Henning Heiß, Landrat des Landkreises Peine: "Die gemeinsame Leitstelle ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit in der Region. Sie ist für mehr als eine halbe Million Menschen in der Region zuständig und daher von immenser Bedeutung."
"Die Vorteile für diese langjährige und vertrauensvolle interkommunale Zusammenarbeit liegen für uns auf der Hand: Mit der Integrierten Regionalleitstelle können wir Ressourcen sinnvoll bündeln. Die vielen eingehenden Anrufe werden gleichzeitig abgearbeitet und die Einsatzkräfte entsprechend eingesetzt", fügt Rüdiger Lehmann, Amts- sowie stellvertretender Dezernatsleiter Ordnung und Verbraucherschutz beim Landkreis Wolfenbüttel hinzu.
Hochmodernes Einsatzleitsystem
Nachdem 2006 und 2007 die Landkreise Peine und Wolfenbüttel in die Leitstellenzuständigkeit integriert worden waren, hatte man in den alten Räumlichkeiten zusammenrücken müssen. Diese Raumnot verhinderte auch zeitweise technische Entwicklungsmöglichkeiten. Für den Wechsel in die neuen Räumlichkeiten waren neben den technischen Vorbereitungen viele andere Maßnahmen erforderlich. Die Disponenten wurden auf veränderte Arbeitsabläufe, neue Notrufabfragetechnik und ein hochmodernes Einsatzleitsystem geschult.
Die moderne Leitstelle erinnert fast an das Cockpit eines Raumschiffes. Hier werden die Notrufe angenommen und koordiniert. Foto: Alexander Panknin
Von ihnen werden neben technischem Verständnis und strategischem Denken hohe Fähigkeiten in der Gesprächsführung und Kommunikation erwartet. Mithilfe moderner Ortungsmöglichkeiten können die Disponenten auch schwierige Einsatzorte auffinden, bei denen es dem Anrufenden nicht gelingt zu beschreiben, wo sie sind. Bei Sturm oder Starkregen ist es zukünftig möglich, technisch bis zu fünf Dispositionsplätze zusätzlich in Betrieb zu nehmen und an weiteren zusätzlichen sechs Arbeitsplätzen die Notrufe abzufragen. Bis zu zwölf Notruftelefonate können gleichzeitig abgefragt werden.
Räumlichkeiten für den Krisenfall
Neben den Räumlichkeiten der Integrierten Regionalleitstelle werden auch die neuen Räumlichkeiten der Gefahrenabwehrleitung – dem Krisenstab der Stadt Braunschweig – in Betrieb genommen. Damit stehen in Krisenzeiten und für Großschadenslagen technisch hochmoderne Räume für die in der Gefahrenabwehrleitung handelnden Verantwortlichen bereit. Durch die enge räumliche Vernetzung zur Regionalleitstelle, als Kommunikationszentrum der Stadt Braunschweig in Krisenzeiten, und die damit verbundenen ausfallsicheren IT- und Kommunikationssysteme stehen dem ganzheitlichen und effektiven Krisenmanagement von nun an die optimalen Voraussetzungen zur Verfügung.
Zahlen und Fakten
Von den 22,7 Millionen Euro, die der Neubau des FLZ kostet, entfallen circa 4 Millionen Euro auf die reine Technik der Leitstellenräume einschließlich Stab und so genannter Redundanz, also zweifach vorhandener Technik.
Die Integrierte Regionalleitstelle Braunschweig/Peine/Wolfenbüttel ist zuständig für die gesamte nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr in den Landkreisen Peine, Wolfenbüttel und der Stadt Braunschweig. In dieser Zuständigkeit nehmen jeden Tag 18 Disponenten, die im Schichtbetrieb bis zu acht Tische gleichzeitig besetzen, alle Hilfeersuchen über die Notrufnummer 112 und die Rettungsdienstnummer 19222 an und disponieren die daraus folgenden Einsätze des Rettungsdienstes, der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks sowie einzelner Spezialeinheiten (Rettungshunde, Drohnen) und der Einheiten des Katastrophenschutzes.
Im Zuständigkeitsbereich der Leitstelle leben auf einer Gebietsfläche von rund 1451 Quadratkilometern rund 507.000 Einwohner.
Feuerwehrseitig ist die Leitstelle für die Disposition einer Großstadt und zweier Landkreise mit insgesamt 14 Städten und Gemeinden zuständig. Das bedeutet: Eine Berufsfeuerwehr; 196 Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr (Braunschweig 30, Peine 73, Wolfenbüttel 93); 5 Werksfeuerwehren (Braunschweig 3, Peine 1, Wolfenbüttel 1).
Im Rahmen der rettungsdienstlichen Einsätze, die mehr als 90 Prozent des Einsatzgeschehens ausmachen, sind drei Rettungsdienstbereiche mit 18 Rettungswachen (circa 25 Rettungswagen, 4 Notarzteinsatzfahrzeuge und mehr als 20 Krankentransportfahrzeuge) zu disponieren.
Einsatzzahlen im gesamten Zuständigkeitsbereich
Notfallrettung: circa 55.000Einsätze/Jahr
Krankentransport: circa 42.000Einsätze/Jahr
Feuerwehr: durchschnittlich circa 6.000 Einsätze/Jahr.
Diese Zahlen variierten stark bei Flächenereignissen wie Sturm oder Hochwasser. Hinzu kämen zahlreiche Vermittlungen sonstiger Anfragen an andere Stellen und Behörden. Allein an den Tierschutz würden in Braunschweig circa 1000 Einsätze pro Jahr vermittelt werden. Als sogenannte hubschrauberführende Leitstelle ist die IRLS zudem zuständig für alle Einsätze des Rettungshubschraubers Christoph 30.
Die Leitstelle wird in der Trägerschaft der Stadt Braunschweig durch die Berufsfeuerwehr auf Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung gemeinsam mit den Landkreisen Peine und Wolfenbüttel betrieben. Sie ist personell mit Feuerwehrbeamten und Angestellten von in Braunschweig tätigen Hilfsorganisationen besetzt. Inklusive der administrativen Ebenen arbeiten insgesamt circa 120 Menschen in der Leitstelle.
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