Wolfenbüttel. Oft sei er in den letzten Monaten gefragt worden, ob er nicht doch noch einmal kandidieren und eine weitere Amtsperiode Bürgermeister von Wolfenbüttel bleiben wolle. "Nein! Ich habe nein gesagt", unterstreicht Thomas Pink die Antwort darauf in seiner Abschiedsrede im Rat der Stadt Wolfenbüttel am Mittwochabend. Und so blickte er nun in seiner letzten Ratssitzung auf 15 Jahre Amtszeit zurück, aber nicht ohne Seitenhiebe zu verteilen und mahnende Worte zu hinterlassen.
Nach diesen 15 Jahren müsse jetzt einfach eine neue Zeit kommen und dazu benötigte es auch einer anderen Generation, erklärt Pink. Die politischen Themen seien andere geworden. Es hätten sich neue Prioritäten entwickelt und in den Vordergrund geschoben. "Und wenn ich dann Nachhaltigkeit höre, dann mag das sicherlich wichtig sein, aber es ist nicht mehr mein Herzblut. Das muss ich ganz deutlich sagen. Und wenn dieses Herzblut für Themen fehlt, dann sollte man eben nicht wieder antreten", führte Pink seine Beweggründe aus. "Ich kann sagen, ja, ich habe eine Menge mit Ihnen gemeinsam umgesetzt. Jetzt müssen eben Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Straßenbahnen und Yachthäfen in diese Stadt Einzug halten. Alles hat eben seine Zeit", führte der scheidende Bürgermeister, auch mit einem humoristischen Blick auf die jüngste Berichterstattung von regionalHeute.de aus.
"Politik muss aber auch Spaß machen und Politik macht dann Spaß, wenn man Politik mit den richtigen Leuten machen darf. Sich mit den richtigen Leuten auch mal streiten kann. Und dieses Glück hatte ich! Aus Ratskollegen sind Freunde geworden und das fraktionsübergreifend", resümiert Pink.
"Vor Scham in Schutt und Asche gehen"
Und dann ging er auf die "Schmutzkampagne" gegen den Stadtbaurat und seinen nun gewählten Nachfolger Ivica Lukanic im Wahlkampf ein. "Was wir da kürzlich erleben durften war mir neu und all diejenige - und leider wird man die Verantwortlichen nicht stellen können - sollten vor Scham in Schutt und Asche gehen! Wenn so etwas in der politischen Auseinandersetzung Schule macht, geht unser Staat, unser Gemeinwesen - sorry, vor die Hunde! Ich glaube, da spreche ich für alle im Rat - so etwas wollen wir hier nie wieder erleben, nie wieder!" Für diese Worte erhielt er kurzen Applaus, auch von jenen, die im Wahlkampf unter vorgehaltener Hand zum Thema gesprochen hatten.
Lukanic selbst wünschte Pink für die Zukunft das Beste, ein glückliches Händchen, Erfolg, gute Nerven und auch einmal ein Durchatmen. "Ivica, du wirst alles mal erleben und dafür alles erdenklich Gute." Zuvor musste sich Pinks Nachfolger aber auch einen Seitenhieb auf dessen Wahlprogramm gefallen lassen. "Wenn man die Kandidaten hörte, Kollege Lukanic, dann musste man ja denken, dass die Bürgerbeteilung jetzt von den Kandidaten erfunden wurde. Nein, wurde sie nicht! Sie wurde auch nicht von mir erfunden, sie wurde schon von meinem Vorgänger Axel Gummert erfunden." Im Wahlkampf solle man auch einmal in die Vergangenheit schauen.
Wunsch an die neue Politik in Wolfenbüttel
Mit Thomas Pink scheiden insgesamt 26 Mitglieder aus dem Rat der Stadt Wolfenbüttel aus. Unter ihnen viele alteingesessene Ratsherren und Ratsfrauen mit jahrelanger Erfahrung in der Kommunalpolitik. Und so war Pinks Abschiedsrede gespickt mit weiteren Hinweisen und Ratschlägen an die neuen und künftigen Kommunalpolitiker.
26 Mitglieder scheiden aus dem Rat der Stadt Wolfenbüttel aus. Nicht alle nahmen an der letzten Sitzung teil. Foto: Werner Heise
Da hob er beispielsweise den gegenseitigen Respekt hervor, der über viele Jahrzehnte als Grundlage für die gemeinsame Arbeit gedient habe. Dies hätte sich in den letzten Jahren zwar verändert, dennoch seien "hervorragende Ergebnisse kommunaler Politik als Gemeinschaftsprojekt" entstanden, um die einen viele Kommunen in der Nachbarschaft beneiden würden. Damit kommunale Politik funktioniere, bedürfe es einer Politik, der es vordringlich um die Sache und nicht um die Partei gehe. Erfahrene Kommunalpolitiker müssten "den jungen Wilden" erläutern, dass es eben "auch hier bei uns" Grenzen des Tuns gebe.
Pink äußerte einen Wunsch, von dem er glaubt, dass man ihn erfüllen könne: "Wir sind hier hervorragend damit gefahren, öffentliche Aufgaben nicht zu privatisieren", sagte er und wandte sich direkt an die Neuen: "Liebe neue Kommunalpolitik, bekennt euch schnell zu diesen Aufgaben und hört nicht auf die Privatisierungsscharlatane, die immer noch durchs Land ziehen! Bekennt euch zum Städtischen Klinikum, zu den Stadtwerken, zu den Stadtbetrieben und anderen Aufgaben, die nichts in den Händen von Privaten, von Konzernen zu suchen haben. Das gehört in die Öffentliche Hand und unter die Kontrolle der Räte."
Mit diesem letzten Wunsch verabschiedete sich Pink, bedankte sich bei allen für die großartigen Jahre. "Ich bin dann mal ab 31.10. weg!"
mehr News aus der Region