Niedersachsens Gasspeicher in Gazpromhand: Landesregierung schiebt Verantwortung von sich

Die Gasspeicher in Niedersachsen sind wie überall in der Republik fast leer. Doch die Landesregierung sieht sich kaum in der Verantwortung. Die liege im Bund und bei den Unternehmen. Die gehören jedoch teils einem russischen Staatskonzern.

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Beim Blick auf den Gaszähler wird manchen aktuell Angst und Bange. Symbolbild.
Beim Blick auf den Gaszähler wird manchen aktuell Angst und Bange. Symbolbild. | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Hannover. Wie aus einer Anfrage der FDP-Landtagsbgeordneten Jörg Bode, Horst Kortlang, Lars Alt, Thomas Brüninghoff, Dr. Stefan Birkner, Hillgriet Eilers und Dr. Marco Genthe hervorgeht, verfolgt die Landesregierung keine eigene Strategie, um die Versorgungssicherheit des Landes mit Gas sicherzustellen. Da das Gasnetz bundesweit organisiert sei, sei eine eigene Landesstrategie nicht zielführend, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Mit eigener Gasförderung und der Bereitstellung einigen der größten Gasspeicher im Bundesgebiet leiste Niedersachsen bereits einen bedeutenden Anteil an der Versorgungssicherheit. Besagter Gasspeicher wird aber von zwei Töchtern des russischen Staatskonzerns Gazprom betrieben und war zu Beginn des Winters auffällig schlecht gefüllt.



Sowohl zu Anfang der Heizperiode im vergangenen Jahr, die nach offiziellen Berechnungen am 1. Oktober beginnt, als auch aktuell liegt die Auslastung der Gasspeicher in Niedersachsen unter Schnitt. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage mehrere FDP-Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag hervor. Besonders auffällig dabei: Der größte Porenspeicher Westeuropas in Rehden wird von der astora GmbH betrieben - einer Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom. Gerade sei der Speicher mit einer Kapazität von 3,9 Milliarden Kubikmetern Erdgas weit unter Schnitt gefüllt. Einfluss darauf habe die Gazprom Tochter aber nicht, erklärt die Landesregierung.

Gazpromtochter betreibt den Speicher lediglich


Die astora GmbH, die auf ihrer Website damit wirbt zu Gazprom zu gehören, stelle lediglich Porenspeicher im Norden Deutschlands zur Verfügung. Andere Unternehmen buchten demnach Kapazität in Westeuropas größtem Gasspeicher seiner Art, die dann aus einer Reihe von Pipelines, darunter Nord Stream, befüllt werde. astora ist demzufolge also nicht selbst für den Füllstand verantwortlich, sondern deren Kunden. Die, so die Landesregierung, entschieden nach rein marktwirtschaftlichen Maßstäben, auf die die Politik keinen Einfluss habe.

astora betreibt jedoch nicht nur den Porenspeicher in Rehden, sondern auch einen Kavernenspeicher im ostfriesischen Jemgum, wiederum mit einer Kapazität von 366 Millionen Kubikmeter. Mitbetreiber dort ist laut Landesregierung WINGAS. Auch eine vollständige Tochter von Gazprom. Damit hält Gazprom einen bedeutenden Anteil an Gasspeicherkapazitäten in Niedersachsen. Grund zum Handeln sieht die Landesregierung in dieser Beziehung aber nicht. astora habe als Speicherbetreiber keinen Einfluss auf die Füllstände der Speicher. Und diejenigen, die Kapazitäten in Rehden oder Jemgum kauften, entschieden nach rein martkwirtschaftlichen Aspekten, wann wie viel Gas aus den Speichern geholt werden sollte. Ein Prozess, den die Landesregierung nicht unterbrechen will.

Landeseinmischung "nicht zielführend?"


Zugleich sieht das Land sich ohnehin nicht in der Verantwortung. Mit seiner Speicherkapazität und eigener Erdgasförderung leiste Niedersachsen einen bedeutenden Anteil an der Versorgungssicherheit in Deutschland. Die Ziele der Bundesregierung, die Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) formulierte, wolle man jedoch unterstützen. Habeck will die Speicherauslastung zu Beginn der diesjährigen Heizperiode auf 90 Prozent bringen und zudem Flüßiggasterminals bauen, auch in Niedersachsen. Das soll die Abhängigkeit von russischem Gas verringern und die Versorgungssicherheit erhöhen.

Einen Alleingang Niedersachsens hält die rot-schwarze Landesregierung dagegen nicht für "zielführend". Das Gasnetz sei ohnehin bundesweit organisiert, da habe man als Land wenig Einfluss. Man wolle sich jedoch an Bundesebene am gesetzgebenden Verfahren beteiligen. Zugleich will die Landesregierung sich aber für die Erhöhung der Speicherkapazität einsetzen. Nicht nur in Sachen Gas, sondern auch im Hinblick auf die Energiewende. Denn auch reiner Wasserstoff müsste in Speichern aufbewahrt werden, sogar in deutlich größeren Mengen, immerhin hat es deutlich weniger Energie bei gleicher Menge aufzuweisen. Wem diese Speicher dann wiederum gehören, das steht aber noch in den Sternen.


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