Nutrias: Possierliche Parkbewohner oder pelzige Störenfriede?

In der vergangenen Woche hatte eine Nutriafamilie Aufsehen erregt, die sich auf der Schöninger Bürgermeisterwiese eingenistet hatte. Zwar wurde die Familie entfernt, eine Frage bleibt jedoch offen: Was tun mit invasiven Riesennagern?

Die Nutrias breiten sich immer mehr in die Parks aus.
Die Nutrias breiten sich immer mehr in die Parks aus. | Foto: Pixabay

Schöningen. In der vergangenen Woche hatte eine Nutriafamilie Aufsehen erregt, die sich auf der Schöninger Bürgermeisterwiese eingenistet hatte. Zwar wurde die Familie entfernt, einige Fragen bleiben jedoch offen: Was tun mit den invasiven Riesennagern? Was tun die Tiere eigentlich, wenn sie sich in Parks ansiedeln? Und wo kommen Nutrias eigentlich her? regionalHeute.de hat den Nagern auf den Pelz geschaut.


Nutrias, auch Biberratten oder Sumpfbiber genannt, sind ursprünglich in Südamerika heimisch, haben sich jedoch in ganz Mitteleuropa verbreitet. Vor allem in Deutschland und Frankreich gibt es mittlerweile große Populationen, die vor allem ihrer Haltung als Nutztier zur Pelzgewinnung zu verdanken sind. Die Nager, die nah mit der Ratte verwandt sind, wurden bereits im 19. Jahrhundert in französischen Pelzfarmen gehalten, aus denen sie regelmäßig ausbüchsen konnten. Die deutschen Populationen, vor allem in Ostdeutschland, lassen sich nach Meinung einiger Experten jedoch auf Tiere aus Pelzfarmen in der ehemaligen DDR zurückführen.

Aber was passiert, wenn Nutrias aus den Feldmarken und Flüssen plötzlich in die Parks wandern? Grundsätzlich, erklärt der Vorsitzende der Helmstedter Jägerschaft Hubert Böning, ginge keine direkte Gefahr für den Menschen von Nutrias aus. Immerhin seien die Tiere fast reine Pflanzenfresser. Mit ihrer Körpergröße von bis zu 65 Zentimetern, einem Gewicht von bis zu 10 Kilogramm und ihren extrem langen Schneidezähnen bestünde jedoch eine gewisse Gefahr für Hunde, die sich den Nutrias nähern. Es sei wichtig, so Böning weiter, dass die Tiere nicht zusätzlich gefüttert würden.

Grabensysteme unter Parks


Die eigentliche Gefahr stelle allerdings ein ganz anderer Teil der Nutrias dar. Die Tiere leben in eigens gegrabenen Höhlensystemen unter der Erde, in denen sich die Familienverbände von bis zu 15 Tieren einquartieren. Da sich die Tiere mehrmals im Jahr vermehren, könnten diese Verbände schnell anwachsen, erklärt Reinhard Wagner, Vorsitzender des NABU im Landkreis Helmstedt. Die Gefahr bestünde, dass Parks "untertunnelt" würden. Es könne zum Absinken des Bodens über den Tunneln führen. Das Wasser kleinerer Teiche könnte über die Tunnel abfließen. So würden ganze Zierteiche trocken gelegt werden.

Was soll also mit den Nutrias geschehen? Die Tiere sind schon seit längerer Zeit zur Jagd freigegeben, vor kurzem wurde auch der Muttertierschutz für Nutrias aufgehoben. Grundsätzlich werde die Jagd von den jeweiligen Revierpächtern ausgeübt, meist mit Fallen, erklärt Hubert Böning. Letzteres werde auch von der Kreisjägerschaft unterstützt, da die Fallenjagd vergleichsweise teuer sei. Zwar lägen bislang keine Informationen über die genaue Anzahl der Nutrias im Landkreis Helmstedt vor, die Kreisjägerschaft gehe jedoch von einer deutlich ansteigenden Population aus. Immerhin sei die die Zahl der erlegten Biberratten im vergangenen Jahr stark gestiegen.


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