Salzgitter/Peine. Einen Blick aus unterschiedlichsten Richtungen auf die aktuellen Entscheidungen rund um den Brexit haben am Montagnachmittag in einem Onlinevortrag die Wirtschafts-Vereinigung Salzgitter, der Industrie- und Wirtschaftsverein für Peine und Umgebung und die Volksbank BraWo geworfen. Das berichtet die Wirtschafts-Vereinigung Salzgitter in einer Pressemitteilung.
Florian Gommlich vom Vorstand der Salzgitteraner Wirtschafts-Vereinigung bezeichnete die gemeinsame Aktion als „ein Experiment, bei dem wir bewusst die Zeit zwischen den Jahren gewählt haben“. Und das Experiment ist geglückt: Über 30 am Thema Interessierte kamen zu Hause vor ihren Multimediageräten zusammen, um zu erfahren, welche Folgen der Brexit für Unternehmen in der Region hat. Spontan schaltete sich auch Lena Düpont, Abgeordnete im Europaparlament, zu, um die politische Sicht näher zu beleuchten.
Eine Stunde reichte nicht aus
Angesetzt war für diese umfassende Onlineveranstaltung eine Stunde. Doch schnell wurde nicht nur den Referenten, sondern auch dem interessierten Publikum klar, dass diese Stunde nicht reichen wird, um die weitreichenden Folgen der kommenden Wochen und Monate nach der Entscheidung in England zu reflektieren. Den Anfang machte Stefan Honrath, Leiter der Direktion Peine der Volksbank BraWo und zudem Vorstandsmitglied des Industrie- und Wirtschaftsvereins Peine. Er, der auch in England studiert hat, referierte über die historischen Gegebenheiten, die zu einem Beitritt in die EU und schlussendlich wieder zum Austritt geführt haben. Seine Grundthese: Das Vereinigte Königreich sei nie aus emotionalen Gründen oder aufgrund einer europäischen Überzeugung EU-Mitglied gewesen, sondern aufgrund einer wirtschaftlichen Nutzenbetrachtung.
Florian Gommlich und Axel Kommander von der Wirtschafts-Vereinigung Salzgitter zeigten anhand von Beispielen auf, welche Gesichtspunkte Unternehmen bei ihrer Finanzplanung für das kommende Jahr berücksichtigen sollten. Gerade bei intensiven Beziehungen nach Großbritannien seien die zusätzlichen Aufwände nach einem Brexit zu beziffern. Jasmin Küchenthal, Außenhandelsfachbetreuerin bei der Volksbank BraWo, trug mit Handlungsempfehlungen für im- und exportierende Unternehmen dazu bei, dass die Teilnehmenden einen umfassenden Eindruck davon bekamen, was der Brexit auch für Unternehmen in der Region bedeutet.
Aus London zugeschaltet
Mit Spannung erwartet wurden vom Publikum wie auch von den Vortragenden die Worte von Sven Hückstädt. Der Experte für Unternehmensfinanzierung und Controlling war aus London zugeschaltet und berichtete darüber, wie er als Deutscher die derzeitige Stimmung im Vereinigten Königreich wahrnimmt und welche Hürden Ausländer zu nehmen haben, um weiterhin dort arbeiten zu können. Sein bisheriger Eindruck: unbürokratischer als erwartet. Lena Düpont gab ihrer Zuversicht Ausdruck, dass das Europäische Parlament das Vertragswerk billigen wird - möglicherweise mit zusätzlichen Anregungen. Zudem warf sie einen Blick auf den aufreibenden Verhandlungsprozess der letzten Wochen.
„Das war ein sehr informativer Rundumschlag“, sagte eine Teilnehmerin. Auch die Vortragenden konnten sich dem nur anschließen. „Es war ein Experiment, ob in Zeiten von Corona so ein Thema auch online und in kompakter Form verständlich erklärt werden kann“, sagte Gommlich im Anschluss. Dass alle Teilnehmer bei der Stange blieben – wenngleich die Veranstaltung auch wesentlich länger dauerte als veranschlagt – zeigte, „dass das Thema nicht nur interessant ist, sondern auch das Format die Menschen anspricht“, ergänzt Honrath. Eine Fortsetzung sei nicht ausgeschlossen, waren sich alle einig.
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