Bürgermeister Kessler äußert sich zum "Appell der Region"


| Foto: Stadt Peine



Peine. In der Sitzung des Rates der Stadt Peine am vergangenen Donnerstag wurde ein Antrag des Ratsherrn Jürgen Eggers, Die Linke, auf Unterstützung des „Appell der Region“ gegen die Einlagerung von Atommüll in Schacht Konrad diskutiert. Bürgermeister Michael Kessler gab dazu ein Statement ab, welchen wir hier ungekürzt und unkommentiert veröffentlichen.



Der sogenannte „Appell der Region“ wendet sich gegen die Einlagerung von Atomabfall im Schacht Konrad.
Die einzelnen Argumente sind in der Resolution genannt und müssen nicht wiederholt werden.

Ich möchte mich zu diesem Thema persönlich positionieren, denn die Einlagerung in Schacht Konrad ist für unsere Region wichtig und eignet sich nicht für den Wahlkampf oder parteipolitische Auseinandersetzung – eine solche Abwägung muss jeder einzeln für sich vornehmen.

Für mich stellt sich die Entsorgungssituation in ganz Deutschland folgendermaßen dar:

Es sind sich alle einig, dass der produzierte Atommüll – ob leicht, mittel oder schwer – irgendwo eingelagert werden muss und dass ein weiterer Verbleib über der Erde keinen Sinn macht. Sobald es aber zu einem konkreten Vorschlag kommt, wird sofort mobil gemacht und die geografisch Betroffenen wenden sich häufig dagegen.

Ich hatte in den letzten Jahren häufigen Kontakt zu der hier ansässigen DBE, die für das Projekt „Schacht Konrad“ die operative Verantwortung trägt. Sie tut dies wohlbemerkt unter den Vorgaben des Bundesamtes für Strahlenschutz, deren Präsident Wolfram König ist.

Zunächst einige Fakten: Mit dem Projekt „Schacht Konrad“ sind 200 Mitarbeiter der DBE am Standort Peine befasst und 350 Mitarbeiter am Standort Konrad. Hinzu kommen ca. 200 Auftragnehmer am Standort Konrad.

Es können dort bis zu ca. 300000 Kubikmeter radioaktiver Abfall mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung eingelagert werden. Abfall mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung ist schwach und mittelradioaktiver Atomabfall.

Dieses sind ca. 90 % der in Deutschland angefallenen und noch anfallenden radioaktiven Abfälle. Diese Abfälle enthalten aber nur 0,1 % der gesamten Radioaktivität aller Abfälle. Die restlichen 99,9 % der Radioaktivität sind in den restlichen 10 % Abfällen, nämlich den wärmeentwickelnden Abfällen enthalten, für deren Einlagerung ja erst noch ein Standort gefunden werden muss, was dann Aufgabe der neuen Gesellschaft BEG sein wird.

Die in Schacht Konrad einzulagernden radioaktiven Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung stammen hauptsächlich aus der Stilllegung und dem Rückbau der bis spätestens 2022 abzuschaltenden Kernkraftwerke sowie der kerntechnischen Forschungseinrichtungen des Bundes und der Länder.

Die zügige Realisierung des Endlagers Konrad ist somit ein wichtiger Bestandteil des Ausstiegs aus der Kernenergienutzung.

Im internationalen Vergleich bietet die Endlagerung radioaktiver Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung in Formationen wie sie Schacht Konrads darstellt, nach heutigem Erkenntnisstand ein Höchstmaß an Sicherheit. In den meisten Ländern wird der größte Teil dieser Abfälle oberflächennah gelagert – Deutschland hat von Anfang an ein höheres Sicherheitsszenarium beschlossen.
Das Lager Konrad ist gut erkundet und sehr trocken. Die Einlagerung findet in einem Eisenerzvorkommen statt, das durch eine Barriere von bis zu 400 m Tonsteinen überdeckt ist.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass es in Deutschland rd. 20 oberirdische Lager gibt, in denen der Atommüll bislang gelagert wird. Keiner scheint sich daran zu stoßen, obwohl ein menschlicher Eingriff dort erheblich leichter ist als in einer tiefen geologischen Formation.
Wir können in Deutschland nicht ständig die Lösung dieses eminent wichtigen Themas vor uns her schieben verbunden mit immer neuen Forderungen nach weiteren Sicherheitsmaßnahmen.

Herr König, der ja der zukünftige Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Sicherheit sein wird, ist von der Sicherheit des Endlagers Konrad überzeugt und wird keine Abstriche daran zulassen. Er gilt als sehr kompetent und wird der zukünftige Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Sicherheit. Ich füge bewusst hinzu, dass Herr König Mitglied der Grünen ist.

Zusammenfassend sage ich, dass ich von der Qualität der Arbeit des technischen Dienstleisters DBE überzeugt bin. Das technische „know how“ dieser Gesellschaft ist exzellent und weltweit anerkannt – sonst gäbe es nicht die Erfolge der Tochter „DBE technology“, die beratend in allen Herren Ländern auftritt.

Die Verantwortlichen können dieses Problem nicht ständig vertagen und mit irgendwelchen Argumenten jeden ins Visier genommenen Standort torpedieren.

„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ – das geht auf Dauer nicht.

Ich persönlich werde den Appell nicht unterstützen.



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