„frauenOrt" am Peiner Bahnhof - Hertha Peters geehrt


Silke Tödter (li.) und Marion Övermöhle-Mühlbach mit dem neuen Schild. Foto: Landkreis Peine
Silke Tödter (li.) und Marion Övermöhle-Mühlbach mit dem neuen Schild. Foto: Landkreis Peine | Foto: privat

Peine. Nun ist es endlich soweit: Der frauenORT Hertha Peters-Peine erhält ein Hinweisschild unter kulturellem und touristischem Aspekt direkt am Peiner Bahnhof. Das berichtet der Landkreis Peine.


Mit Hertha Peters als bedeutende Frau Peines beantragte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Silke Tödter, beim Landesfrauenrat die Aufnahme von Peine als frauenORT. Eine Jury entschied dann darüber, dass Hertha Peters als bedeutende Frau im Landkreis Peine mit ihrem politischen Wirken für die Genehmigung eines weiteren frauenORTES den Auswahlkriterien entsprach und Peine frauenORT wird. frauenORTE ist eine Initiative des Landesfrauenrates, unterstützt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

Die Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen, Marion Övermöhle-Mühlbach, aus dem Landkreis Peine hat Silke Tödter sehr dabei unterstützt, dieses Schild an so zentraler Stelle anbringen lassen zu können, indem sie ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt Peine geführt hat und ihn überzeugen konnte.

Die erste Landrätin im Landkreis Peine


Das Hinweisschild „frauenOrt Hertha Peters-Peine“ ist nun zentral am Bahnhof unter einem Schild der Stadt Peine zu finden und würdigt die erste Landrätin im Landkreis Peine und damals einzige Landrätin in Niedersachsen. Über einen QR Code auf dem Schild können sich Interessierte Informationen zur Biographie und politischen Arbeit von Hertha Peters ansehen, aber auch viele verschiedene Fotos und Zeitungsartikel aus ihrem privaten und politischen Leben.

Hertha Peters prägte das politische Leben im Peiner Land. In den 1960er Jahren stand sie als erste Landrätin in Niedersachsen und zeitweise einzige amtierende Landrätin in der Bundesrepublik an der Spitze des Kreistages, des wichtigsten kommunalpolitischen Gremiums unter den Selbstverwaltungsorganen des Landkreises. Zu einer Zeit, als sich die Politik noch fest in Männerhand befand, bereitete die Sozialdemokratin damit den Weg für Frauen in politische Ehrenämter und Führungspositionen vor.

Bau des Kreiskrankenhauses als herausragende politische Leistung


In ihrer Amtszeit als „Frau Landrat“ – wie sie genannt zu werden wünschte – gestaltete sie viele wichtige politische Entscheidungen für Maßnahmen mit, die noch heute zur Attraktivität des Landkreises Peine beitragen. Sie selbst betrachtete als ihre herausragende politische Leistung den Bau des Kreiskrankenhauses. Außerdem entstanden u.a. die Schulzentren in Groß Ilsede, Edemissen und Hohenhameln, Kindergärten sowie das Behindertenheim Berkhöpen. Unter ihrem Vorsitz entschied sich der Kreistag für Vöhrum als Standort des geplanten Berufsschulzentrums.

Kurt Peters unterstützte seine Frau mit Toleranz und Verständnis bei ihrem politischen Engagement. „Mein Mann hat immer akzeptiert, dass ich meine Aufgaben brauche. Am Bohnerbesen kann ich mich nicht festhalten“, stellte sie dazu einmal fest.
Ihr Rollenverständnis als Kommunalpolitikerin beschrieb sie mit den Worten: „Nicht in der rigorosen Durchsetzung der Macht liegt die Stärke, sondern in der menschlichen Haltung, im Einfühlungsvermögen, im Kontaktsuchen und im erkennbaren Willen zur gegenseitigen Achtung.“

"Allein unter Männern"


In der politischen Auseinandersetzung konterte sie zumeist mit dem „rhetorischen Florett“ – mit Geist, Witz und Schlagfertigkeit, zuweilen auch bissig, aber immer fair die Meinungen Andersdenkender respektierend. Im Kreistag agierte Hertha Peters bis 1968 allein unter Männern. In einer Zeit, als das „Gruppenbild mit Dame“ in der Politik vorherrschte, betrachtete sie ihr Engagement als Selbstverständlichkeit. Sie fand aber auf der Basis eines geschlechtsspezifischen Verständnisses von politischer Arbeit stets deutliche Worte für eine stärkere Präsenz von Frauen in der Kommunalpolitik. So forderte sie die Frauen auf, ihre gesellschaftliche Rolle als „Mütterchen vom Dienst“ und „Heimchen am Herd“ abzustreifen und mit Mut und ohne falsche Bescheidenheit die Rathäuser und Parlamente zu stürmen.

Die Wahl von Frauen wegen ihres „Frauseins“ lehnte sie allerdings entschieden ab „Wir wollen nicht aus Höflichkeit oder Rücksicht gewählt werden, sondern wir wollen ernst genommen werden“, erklärte sie bereits in den 60er Jahren, als von Frauenquoten noch längst keine Rede war, und verlangte aussichtsreiche Plätze für Frauen auf den Wahllisten Anlässlich einer späteren Gelegenheit erklärte sie mit einem Seitenhieb zum politisch dominierenden männlichem Geschlecht: „Eine Frau ist dem Mann gleichwertig nicht gleichartig.“


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