Gedenken an die Opfer von Hanau: "Wir stehen zusammen - es ist 5 vor 12"

Mehr als 300 Besucher folgten dem Aufruf des Gesprächskreises Christen und Muslime, um den Opfern aus Hanau in St. Jakobi eine letzte Ehre zu erweisen.

Das Organisationsteam. Von links: Mahmut Hammouda, Türkes Tosun, Sait Weber, Dr. Volker Menke, Adem Tatli und Meryem Akin.
Das Organisationsteam. Von links: Mahmut Hammouda, Türkes Tosun, Sait Weber, Dr. Volker Menke, Adem Tatli und Meryem Akin. | Foto: Ev.-Luth. Kirchenkreis Peine

Peine. Zahlreich seien die Besucher am gestrigen Samstag in die St.-Jakobi-Kirche gekommen. Der Gesprächskreis Christen und Muslime habe unter dem Motto „Wir stehen zusammen – es ist 5 vor 12!“ zum Gedenken an die Opfer von Hanau eingeladen. Mehr als 300 Besucher unterschiedlicher Konfession und Weltanschauung seien der Einladung gefolgt, unter ihnen auch Landrat Franz Einhaus und Bürgermeister Klaus Saemann. Davon berichtet der Ev-Luth. Kirchenkreis Peine.


Superintendent Dr. Volker Menke habe im Namen der Vorbereitungsgruppe begrüßt und sich beeindruckt gezeigt von der großen Anzahl der Gäste, sei die Veranstaltung doch erst kurzfristig geplant worden. „Viele haben sich den Termin heute extra freigeschaufelt, um hier ein Zeichen für menschliches Miteinander zu setzen. In Hanau wurden Lebensgeschichten junger Menschen einfach ausgelöscht. Wir trauern und stehen zusammen“, bekräftigte der Superintendent.

"Wir trauern und stehen zusammen"


Für die Muslime habe Adem Tatli von der Takva-Moschee gesprochen, der eindringlich verdeutlicht habe, dass Hanau auch Peine sein könne. „Warum ist es so weit gekommen? Wir als Gesellschaft haben zu lange zugesehen und letztlich versagt. Ich bete, dass es nie wieder passiert“, habe er gesagt. Man dürfe die 70 Jahre alten Werte unseres Landes nicht für selbstverständlich halten, sondern müsse die Demokratie beschützen und verteidigen. „Rassismus findet schleichend einen Platz in unserer Gesellschaft. Jetzt muss die Stimme der Vernunft stärker sein als die Stimme des Hasses“, habe er aufgefordert.

Stimme der Vernunft


Anschließend haben Meryem Akin und Sait Weber die Namen der neun Ermordeten verlesen, für die im Altarraum neun Kerzen gebrannt haben. Peter Cyganek habe dazu „Amazing Grace“ auf der Klarinette gespielt. „Jede Gewalttat ist ein schreckliches, schmerzvolles und verabscheuungswürdiges Verbrechen. Leider ist unsere Welt voll davon. Das Attentat in Hanau hat nun wohl bei vielen ein 'Jetzt reicht's!' hervorgerufen. Auch wenn es Gewalttaten von vielen Seiten gibt, kommt derzeit die wohl größte Bedrohung von Rechtsaußen und das im Jahr 75 nach Ende des Nationalsozialismus in Deutschland“, habe Dr. Menke in seiner Abschlussansprache ausgeführt. Man müsse sich entschieden von der Verbreitung braunen Gedankenungutes distanzieren, sonst dürfe man sich nicht als Alternative für Deutschland bezeichnen, sondern eher als Abgrund für Deutschland.

Demokratie und Frieden


„Wir müssen uns für Demokratie einsetzen und dürfen Antimenschlichkeit nicht dulden. Wir sollten Frieden über alle politischen und religiösen Unterschiede hinweg schaffen, Friedensstifter sein, die Hochachtung vor jedem Menschenleben haben“, habe der Superintendent abschließend aufgefordert.

Mehr als 300 Besucher folgten dem Aufruf des Gesprächskreises Christen und Muslime.
Mehr als 300 Besucher folgten dem Aufruf des Gesprächskreises Christen und Muslime. Foto: Ev.-Luth. Kirchenkreis Peine


mehr News aus Peine


Themen zu diesem Artikel


AfD Bürgermeister Bürgermeister Peine Kirche