Grabungen am Echternplatz: Baumstämme aus mittelalterlichen Brunnen geborgen

Auch einige kleinere Metallgegenstände, darunter Nägel, Pfrieme, beziehungsweise Ahlen, Haken und ein spiralig zusammengedrehter Bronzestab wurde bei den Ausgrabungen schon gefunden.

Soweit konnte der erste Brunnen von Hand ausgegraben werden. Dabei wurde die alte trichterförmige Setzgrube des Brunnens von Hand ausgehöhlt.
Soweit konnte der erste Brunnen von Hand ausgegraben werden. Dabei wurde die alte trichterförmige Setzgrube des Brunnens von Hand ausgehöhlt. | Foto: Th. Budde

Peine. Im Zeitraum von Juni bis Anfang September führte ein Grabungsteam unter Leitung des Verfassers im Auftrag des Bauherrn systematische Ausgrabungen auf dem Grundstück Echternplatz 2 bis 3 in der Peiner Altstadt durch. Die Grabungen konzentrierten sich auf den Vorderbereich an der Fußgängerzone, wo ein großer Keller für einen der Neubauten entstehen soll. Sie sind jedoch noch nicht abgeschlossen, weil ein breiter Streifen am Südrand nur später baubegleitend untersucht werden kann. Kurz vor Weihnachten konnten die beiden mittelalterlichen Baumstammbrunnen untersucht und geborgen werden, deren Stämme lange Zeit für Passanten in der Fußgängerzone gut sichtbar aus der Ausgrabungsfläche ragten. Dies teilt die Stadt Peine mit.


Das Unterfangen sei nur mithilfe der Firma Benckendorf möglich gewesen, die einen großen Bagger mit geschultem Personal zur Verfügung stellte. Denn die Brunnen samt Inhalt seien tonnenschwer gewesen und reichten bis in 4,10 Meter Tiefe unter der heutigen Oberfläche. Hinzu kam, dass die Hölzer zwar massiv, aber dennoch empfindlich waren, feucht, weich und mit noch mit erhaltener Rinde.

Der erste, etwa in der Mitte Grabungsfläche stehende Baumstamm habe komplett erhalten geborgen werden können, und zwar in den zwei senkrecht gesägten Hälften, so wie er im Mittelalter schon in den Boden gekommen sei. Innen sei er sauber und sehr glatt ausgehöhlt gewesen. Die Wandungsstärke habe 8 bis 10 Zentimeter betragen. Als Besonderheit wären im unteren Bereich zwei Holzzapfen eingelassen gewesen, durch die der Stamm einst mit einem Seil in den Boden gelassen werden konnte. Die noch erhaltene Länge des Stammes betrage 2,50 Meter, die Breite 85 Zentimeter bis einen Meter. Nach unten verbreitere er sich zum ehemaligen Wurzelansatz hin. Er habe praktisch im Boden gestanden, wie er gewachsen war. Der ausgehöhlte Stamm wäre damals in eine etwa drei Meter breite trichterförmige Grube gesetzt worden, die dann sogleich wieder mit Sand Ton verfüllt wurde.



Der zweite Baumstammbrunnen habe am Nordrand, auf dem Grundstück Echternplatz 2, direkt an der Grenze zum Gebäude Echternplatz 1 gestanden, das um 1990 nach dem Abriss des Deli-Kinos erbaut worden sei. Als damals dort der Keller ausgehoben wurde, müsse der Brunnen wohl Sauerstoff abbekommen haben. Daher sei das Holz nicht ganz so stabil wie beim ersten Brunnen und er habe trotz ebenfalls bester Erhaltung nur in mehreren Teilen geborgen werden können. Die Bauweise sei nahezu identisch gewesen, einschließlich der hier drei Zapfen zum Herablassen. Die Brunnenröhre habe sich nach oben von einem Meter auf 0,70 Meter verjüngt.

Tierknochen und Hölzer gefunden


Bei der Ausgrabung von Brunnen stets spannend seien die enthaltenen Funde, erklärt der Archäologe Thomas Budde. "Sie zeigen an, wann der Brunnen aufgegeben worden ist. Hier bei beiden Brunne relativ früh, nämlich spätestens im 14. Jahrhundert. Die Füllungen ähneln sich stark aufgrund des Anteils von gut erhaltenen Tierknochen, bearbeiteten Hölzern und halbkonischen Dachziegelfragmenten vom Typ Mönche-Nonne. Auch ein Bruchstück eines frühen Backsteines von einem Backsteinbau war dabei. Der erste Brunnen enthielt außerdem Tongefäßfragmente aus grauer Irdenware", so Budde.



Hinzu würden einige kleinere Metallgegenstände, darunter Nägel, Pfrieme, beziehungsweise Ahlen, Haken und ein spiralig zusammengedrehter Bronzestab komme. "Noch interessanter ist freilich die Frage nach dem Alter. Beide Brunnen beziehen sich auf die unterste Siedlungsschicht der Grabungen. Aufgrund der Baugleichheit liegt die Vermutung nahe, dass sie beide zusammen im Zuge der planmäßigen Stadtgründung Peines gesetzt worden sind, wie schon die beiden 2004 an der Echternstraße 19 bis 20 geborgenen beiden Kastenbohlenbrunnen von 1218. Eine dendrochronologische Untersuchung (Jahrringmethode) in einem Labor wäre daher vielversprechend und zumindest einen Versuch wert.
Wie auch ein paar Kermikscherben in den Setzgruben zeigten, dürfte jedenfalls ein Datum im 13. Jahrhundert, spätestens um 1300 zu erwarten sein. Aufgrund des Baumumfanges lässt sich auf ein Alter der beiden Eichen von zirka 200 beziehungsweise 240 Jahren schließen. Demnach müssen die Bäume in der Zeit um das Jahr 1000 beziehungsweise im 11. Jahrhundert aufgesprossen sein", vermutet Budde abschließend.


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