Ilsede. Politik und natürlich Fußball: Wenn man Günter Mertins nach seinen Hobbys fragt, muss er nicht lange nachdenken. Weit gebracht hat es der Solschener auf allen drei Gebieten – und auch im Berufsleben. Kürzlich feierte Ilsedes stellvertretender Bürgermeister seinen 75. Geburtstag. Das teilt Marcus Seelis mit.
„Riesenglück habe ich in meinem Leben gehabt“, sagt Mertins, wenn er zurückblickt, „vor allem beruflich.“ Dabei waren die ersten Jahre alles andere als einfach. Mertins stammt aus Ostpreußen. In der Nähe von Tilsit wurde er am 29. November 1943 geboren – mitten hinein in die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Die Familie musste 1944 von ihrem Bauernhof nach Westen fliehen, über Umwege kam sie nach Solschen.
„Wir mussten bei Null anfangen“, sagt Mertins. Als Flüchtling sei es schwer gewesen, sich durchzusetzen. „Aber ich konnte gut Fußball spielen, alle wollten mich in ihrer Mannschaft haben.“ Mit 18 Jahren spielte Mertins in der Bezirksklasse. Die eigenen Erfahrungen als Flüchtling haben auch sein starkes Engagement bei Ilsede hilft e.V. in den letzten drei Jahren geprägt: Neben der Arbeit im Vorstand stand Mertins 2016 jeden Freitag Nachmittag in der Kleiderkammer und hat Kleidung sortiert, auf Bügel gehängt und Menschen in allen Angelegenheiten unterstützt.
Beruflich entschied er sich für eine Kaufmannslehre. Mehrere Jahre arbeitete er in der Peiner Kirchenverwaltung, dann ab 1970 beim Dr. Joachim Schmidt Konzern in Groß Bülten. Zu dem Unternehmen gehörten unter anderem die Ilseder Schlackenverwertung und rund 80 weitere Firmenbeteiligungen mit insgesamt rund 6.000 Mitarbeitern. Als eine Holding gegründet wurde, unter deren Dach die Beteiligungen gebündelt werden sollten, erstellte Mertins die erste Konzernbilanz.
„Diese Zeit hat mich geprägt“, sagt der Solschener. Zum Konzernchef Dr. Joachim Schmidt entwickelte sich ein enges Verhältnis. Noch heute hängt in Mertins Arbeitszimmer eine Zeichnung, die Schmidt zeigt. Sparsamkeit, Zuverlässigkeit und Durchsetzungsvermögen, wie wichtig diese Werte sind, habe er im Berufsleben gelernt, sagt Mertins. „Und das hilft mir auch heute noch bei meiner politischen Arbeit.“
2001 ging Mertins in den Vorruhestand, und so blieb mehr Zeit für die Politik. Seit 1996 war er Mitglied des Ortsrates, zunächst noch parteilos. „Aber die CDU hat mich immer gepflegt.“ 2001 trat Mertins in die Partei ein und stieg rasch auf. Ab 2005 war er Vorsitzender des Ilseder CDU-Gemeindeverbands und Fraktionvorsitzender im Gemeinderat. An der Entstehung der damaligen Ratsgruppe aus CDU, FDP, FBI und Grünen hatte Mertins maßgeblichen Anteil. „Früher im Beruf musste ich oft verschiedene Meinungen unter einen Hut bringen, heute mache ich das auch wieder“, sagt er mit einem Schmunzeln. Entspannung findet er bei seiner Familie – und beim Fußball. Doch das Spiel ums runde Leder verfolgt der Jubilar jetzt meist auf dem Fernsehschirm.
Durch seine Arbeit im Vorstand des 'Planungsverbands Ilseder Hütte' hatte er schon früh Arbeitskontakte nach Lahstedt gepflegt. Letztlich waren das die Kommunikationskanäle, mit denen die Fusion im Jahre 2015 schließlich besiegelt werden konnte.
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