Peine. Seit Anfang des Jahres bietet Stefan Winkler Survival-Kurse in Wense in der Nähe von Wendeburg an. Warum das für ihn wie ein Sechser im Lotto ist, verrät er im Gespräch mit regionalHeute.de
Winkler trifft seine Kursteilnehmer am Waldrand und kommt umweltfreundlich mit dem E-Scooter. "Ich lebe in der Nähe und arbeite hier in Wendeburg. Alles ist nah beieinander, sodass ich seit drei Jahren aufs Auto verzichten kann. Meine Arbeit, mein Hobby und mein Nebenberuf sind hier vor Ort. Das spart viel Geld," erklärt der 43-Jährige.
Faszination Survival
Schon seit fast vier Jahren nutzt Winkler ein über vier Hektar großes Gelände, das ehemals als Kiesgrube genutzt wurde, für seine Leidenschaft: Survival und Bushcraft. Das Grundstück pachtet er von der Bergforst-Interessentschaft Wense und ist für ihn "wie ein Sechser im Lotto", da es direkt vor seiner Haustür liegt. Er pflegt die Wege rund um den idyllischen See, die auch von den Anwohnern für Spaziergänge genutzt werden.
Schon als Kind faszinierte Winkler das Überleben in der Natur, inspiriert von Rüdiger Nehbergs Büchern. Heutzutage gibt es auf YouTube zahlreiche Tutorials, die es leicht machen, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen.
Seit Anfang des Jahres bietet Winkler jetzt Kurse an, in denen er den Teilnehmern praktische Techniken wie das Feuermachen mit primitiven Mitteln zeigt. Es werden sowohl Tageskurse als auch Kurse mit Übernachtung angeboten. Die Teilnehmer lernen, sich einen eigenen Schlafplatz aus Materialien aus der Natur zu bauen. Jeder Kurs ist auf maximal acht Personen begrenzt, um eine individuelle Betreuung zu sichern.
Vier Grundpfeiler des Überlebens
Die Kurse basieren auf den vier Grundpfeilern des Überlebens: Feuer, Wasser, Unterschlupf und Nahrung. "Zu Hause hat man alles komfortabel, aber hier lernt man, in der Natur mit einfachen Mitteln zurechtzukommen", so Winkler. Der See bietet reichlich Hechte, die das ganze Jahr über gefangen werden können. Insekten, eine ausgezeichnete Proteinquelle, können ebenfalls eine kulinarische Herausforderung darstellen. "Es geht darum, es auszuprobieren, auch wenn die meisten keine Larven essen möchten. Beim Thema Fallenstellen und Jagen geht es um Wissen, nicht um tatsächliche Praxis, da dies in Deutschland illegal ist," erklärt er weiter.
Unterschlupf bauen
Meistens werden die Übungen um das zentrale Lagerfeuer durchgeführt, wobei jeder Teilnehmer seinen eigenen Baumstamm als Feuerplatz hat. Wasserfilter bestehen aus umgebauten Plastikflaschen, gefüllt mit Holzkohle, Sand und Moos. Bei schlechtem Wetter dient ein großes Zelt als Rückzugsort. Teilnehmer von Übernachtungskursen bauen mit vorhandenen Materialien aus Holz und Rinde ihren Unterschlupf. Auch ältere Lagerreste dürfen gerne wiederverwendet werden.
Ein feststehendes Messer, besonders zum Holzspalten, gehört zur Grundausstattung. Wer keines hat, kann sich im Camp eines ausleihen und viele Teilnehmer haben sich nach dem Kurs solch ein Messer zugelegt. Ähnliches gilt für den Feuerstahl, ein unentbehrliches Werkzeug zum Feuermachen.
In den Sommermonaten Juli und August bleibt das Camp wegen der vielen Mücken und Bremsen geschlossen. Winkler stellt insektenschützende Flüssigkeit mit Lavendel und Zitrone her. Aber auch andere Bewohner profitieren: Schwärme von Fledermäusen jagen in der Dämmerung über den See.
Die Nutzung von Mobiltelefonen ist entspannt geregelt: "Wer telefonieren muss, soll das tun. Die meisten vergessen, Fotos zu machen, da sie so beschäftigt sind. Ich mache dann Bilder und teile sie später", sagt Winkler. Ein Tageskurs kostet 79 Euro, während eine Nacht im Freien den Teilnehmer 149 Euro kostet. Auch Leute aus Städten wie Berlin, Frankfurt und Leipzig hat das Abenteuer bereits angelockt. Für Teambuilding-Events nimmt sich Winkler sogar in der Woche frei.