Niedersachsen. Die regelmäßige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel birgt kein erhöhtes Risiko einer Corona-Infektion. Zu diesem Ergebnis kommt eine in dieser Form bisher einzigartige Studie der Charité Research Organisation (CRO) im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, die im Auftrag der Bundesländer und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) das konkrete Ansteckungsrisiko von Fahrgästen in Bussen und Bahnen mit dem von Pendlerinnen und Pendlern verglichen hat, die regelmäßig mit Auto, Motorrad oder Fahrrad unterwegs sind. Niedersachsen hatte sich mit 177.000 Euro an der Finanzierung der rund 2 Millionen Euro teuren Untersuchung beteiligt. Dies teilt das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung mit.
Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann: „Das sind gute Nachrichten für die Fahrgäste und die ÖPNV-Branche. Wir wissen, dass nach wie vor viel Unsicherheit bei Fahrgästen und -personal im ÖPNV besteht. Niedersachsen hatte sich deshalb sehr stark dafür gemacht, das tatsächliche Infektionsrisiko erstmals gezielt wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse der Studie, die auf die Situation in Niedersachsen übertragbar sind, belegen eindeutig, dass kein höheres Infektionsrisiko bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel besteht. Gleichzeitig belegen sie, dass die sorgfältigen Infektionsschutzmaßnahmen der Verkehrsunternehmen und die staatlichen Schutzvorgaben wie die Maskenpflicht im ÖPNV wirksam sind. Das schafft Sicherheit für alle, die auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind. Keiner muss Sorge vor einer Infektion haben, wenn er Bus und Bahn nutzt. Ich hoffe sehr, dass die neuen Erkenntnisse dazu beitragen, in den nächsten Wochen immer mehr Fahrgäste für den ÖPNV zurückzugewinnen."
Studie mit Freiwilligen zwischen 16 und 65
Ende vergangenen Jahres hätten die Bundesländer gemeinsam mit dem VDV entschieden, diese Studie bei der CRO zu beauftragen, um damit eine Lücke bei den vorhandenen wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Bereich zu schließen. An der Finanzierung hätten sich die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland beteiligt. Die Federführung liege beim Land Baden-Württemberg.
Für die unabhängige epidemiologische Studie habe die Research Organisation der Berliner Charité seit Februar 2021 über fünf Wochen lang insgesamt 681 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 16 bis 65 Jahren im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) begleitet, die für einen Zeitraum von vier Wochen werktags entweder mit dem ÖPNV oder mit dem Individualverkehr (Auto / Fahrrad) zur Arbeit, Schule oder Ausbildung pendelten und dabei einen Fahrweg von 15 bis 30 Minuten (einfache Fahrt) im öffentlichen Nahverkehr hatten. Zielsetzung dieser Untersuchung sei gewesen, die Infektionsgefahr von Fahrgästen nicht unter Laborbedingungen oder auf Grundlage statistischer Berechnungen abzuschätzen, sondern im Rahmen der alltäglichen Fahrt zur Arbeit, Ausbildung oder Schule zu ermitteln. Ein solcher Ansatz sei im Rahmen von Covid-Untersuchungen im Mobilitätssektor bislang einzigartig.
Alle Probanden seien zu Beginn und am Ende der Studie durch PCR-Testung (akute Infektion) oder Antikörpertestung (überstandene Infektion) medizinisch untersucht worden. Während des Studienzeitraums hätten die Probanden ein digitales Tagebuch geführt, über das zusätzlich zum konkreten Mobilitätsverhalten auch Kontakte, Erkältungssymptome oder die Einhaltung von Hygieneregeln im ÖPNV festgehalten wurden.
Schutzmaßnahmen hätten gewirkt
Die CRO habe dabei keinen Unterschied im Hinblick auf ein mögliches erhöhtes Infektionsrisiko bei der ÖPNV-Nutzung im Vergleich mit dem Individualverkehr festgestellt. Die regelmäßige Nutzung von Bussen und Bahnen habe laut Studie nicht zu einer höheren Ansteckungsgefahr geführt. Auch im Vergleich verschiedener ÖPNV-Verkehrsmittel (Busse, Straßenbahnen oder U- und S-Bahnen) seien keine Unterschiede festgestellt worden. Die zum Zeitpunkt der Untersuchung gültigen Schutzmaßnahmen, also die FFP2-Maskenpflicht, ausreichende Abstände und gute Durchlüftung der Fahrzeuge im ÖPNV wären auf Basis der Studienergebnisse wirksam gewesen.
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