"Pfand gehört daneben" - 50 Pfandhalter in der Innenstadt angebracht

Zwei Jahre Arbeit stecken in dem Projekt. Damit ist Wolfenbüttel die erste Stadt, in der die bundesweite Initiative "Pfand gehört daneben" die Hilfsmittel für Pfandsammler völlig legal mit ihrem Logo auf den Haltern an städtischen Mülleimern installiert hat.

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Rainer Demuth und Tim Hain bringen einen der neuen Pfandhalter an einem Mülleimer nahe des Rathauses an.
Rainer Demuth und Tim Hain bringen einen der neuen Pfandhalter an einem Mülleimer nahe des Rathauses an. | Foto: Marvin König

Wolfenbüttel. Was lange währt, wird endlich gut - Vor zwei Jahren traf sich eine Gruppe ehrenamtlich Interessierter in der Veränder.Bar und machte sich erstmals um das Thema Pfandhalter Gedanken. Bei einer Anfrage im Jugendparlament der Stadtjugendpflege gab auch Bürgermeister Pink grünes Licht für die Idee, und seit dem gestrigen Dienstag ist es endlich so weit: 50 Pfandhalter wurden an den Papierkörben im Stadtgebiet Wolfenbüttel angebracht.


Hierfür zog das Team aus Mitgliedern der "Initiativgruppe Veränder.Bar" und der Stadtjugendpflege mit zwei Bollerwagen, Werkzeug und den 50 Pfandringen im Gepäck um die Häuser. Mit dabei ist auch Pascal Fromme, Nachhaltigkeitsexperte des Getränkeherstellers Fritz Kola und Leiter der bundesweiten Initiative "Pfand gehört daneben". "Der Sinn ist, dass Menschen, die auf das Pfandgeld angewiesen sind nicht mit dem Arm im Mülleimer hängen müssen. Das ist nicht nur unhygienisch, das kann auch gefährlich sein - In den Mülleimern lauern Spritzen, Scherben, spitze Gegenstände und andere Gefahrenquellen. Das ist einfach ein Akt der Ungerechtigkeit und 'Pfand gehört daneben' ist eine Sache der Solidarität." Insgesamt gibt es mehr als 60 Partner - Auch die Braunschweiger Traditionsbrauerei Wolters ist mit im Boot.

Laut Tim Hain von der Stadtjugendpflege sei die Idee das erste Mal vor knapp zwei Jahren in der Bürgermeistersprechstunde besprochen worden. "Jemand der gar nicht im Projekt ist hat da gefragt, ob man so etwas unterstützen würde. Dann kam von der Verwaltung und von Bürgermeister Pink: 'Ja, warum nicht, wenn sich Leute finden, die das organisieren, werden wir uns nicht querstellen, wenn ihr das anschrauben wollt.' Und ja, es haben sich ein paar Leute gefunden!"

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Pfandhalter made in Wolfenbüttel


Das Kernteam bestehe aus acht Leuten, wie Projektteilnehmer Stephan Augustyniak erklärt. Dies habe sich immer mal wieder geändert: "So ist das, wenn mann so ein langfristiges Projekt angeht." Tatsächlich sah sich das Team mit überraschend vielen Problemen konfrontiert. Augustyniak: "Wir sind durch Wolfenbüttel gegangen und haben gedacht, dass es in der Stadt einen oder zwei Standardmülleimer gibt. Aber ich glaube allein in der Innenstadt haben wir acht verschiedene Modelle gefunden. Für unser Design haben wir dann den gewählt, der am häufigsten vorkommt."

Vom Prototypen zum fertigen Modell: Rechts das Modell aus Papp, links daneben zwei Entwürfe aus dem 3D-Drucker, sowie die fertigen Pfandhalter aus Metall.
Vom Prototypen zum fertigen Modell: Rechts das Modell aus Papp, links daneben zwei Entwürfe aus dem 3D-Drucker, sowie die fertigen Pfandhalter aus Metall. Foto: Marvin König



Bereits existierende Modelle seien der Gruppe im Einkauf zu teuer gewesen und hätten ohnehin nicht an die Mülleimer in der Stadt gepasst. Und so entstand zunächst ein Prototyp aus Pappe, von dem wurden die Maße genommen und zwei weitere Prototypen entstanden im 3D-Drucker. Als das Design feststand, machte man sich auf die Suche nach einem Metallbauer. Nach einigen Fehlschlägen bot sich schließlich die Wolfenbütteler Firma PMS-Schweissservice an. "Der musste dann nur noch unser gelbes 3D-Druck-Design für den Laserschneider im Betrieb umwandeln, die Teile ausschneiden und schweißen", sagt Augusyniak und erklärt: "Die Halter sind aus rostfreiem Edelstahl und Vandalismussicher. Wir wollten etwas schaffen, was nicht nach einem halben Jahr ein Schandfleck ist." Tim Hain ergänzt: "Dadurch, dass die Gruppe das komplett selber entworfen hat, ist das deutlich günstiger als alles, was man sonst bekommen kann."

Lokale Stiftungen stemmen Finanzierung



Im Hintergrund: Manja Puschnerus und Martin Roßa von der Mast Jägermeister Stiftung. Im Vordergrund: Rainer Demuth und Tim Hain von der Initiative Pfand gehört daneben in Wolfenbüttel.
Im Hintergrund: Manja Puschnerus und Martin Roßa von der Mast Jägermeister Stiftung. Im Vordergrund: Rainer Demuth und Tim Hain von der Initiative Pfand gehört daneben in Wolfenbüttel. Foto: Marvin König



Der Kostenpunkt pro Pfandhalter liegt - nicht zuletzt auch aufgrund der massiven Konstruktion und den hochwertigen Materialien - bei etwa 50 Euro. Macht bei 50 Pfandringen immerhin knapp 2.500 Euro. Finanziert wurde diese Summe zu gleichen Teilen von der Mast Jägermeister-Stiftung und der Stiftung Braunschweiger Land. Auch die Stadt Wolfenbüttel habe sich beteiligt - aufgrund der großzügigen Finanzierung der Stiftungen habe sich dies jedoch "auf ein paar Schrauben" beschränkt.

Pragmatismus führt ans Ziel


"Bundesweit gibt es zirka 60 Städte, in denen der Pfandhalter etabliert wird", berichtet Fromme. Ein alter Hut ist die Aktion in Wolfenbüttel für ihn dennoch nicht. "Wolfenbüttel ist die erste Stadt, wo wir es absolut legal mit unserem Logo auf den Haltern an die Mülleimer der Stadt bringen", erklärt Fromme und verdeutlicht: "180 Millionen Euro Pfand landen jedes Jahr im Müll oder in der Umwelt. Ich finde es super wie diese Initiative von der Stadt mitgetragen wurde. Es gibt viele Städte, in denen sich die Ratsfraktionen jahrelang um die Idee streiten, dann wird noch Marktforschung in Auftrag gegeben und am Ende kostet das Ding 10.000 Euro für acht Pfandhalter."


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