Pflügen statt baggern: Stromkabel sollen schneller unter die Erde

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Heute wurde die neue Methode vorgestellt, stromkabel schneller unter die Erde zu bekommen. Fotos: Rudolf Karliczek
Heute wurde die neue Methode vorgestellt, stromkabel schneller unter die Erde zu bekommen. Fotos: Rudolf Karliczek

Wartjenstedt. Im Rahmen des Projekts Wahle-Mecklar hat TenneT gemeinsam mit dem Kabelpflugspezialisten Frank Föckersperger GmbH ein innovatives Pflugverfahren für die Lehrrohrverlegung für Drehstromerdkabel entwickelt. Das sogenannte Mehrfachpflugverfahren wurde am heutigen Dienstag in der Baddeckenstedter Gemeinde Wartjenstedt Vertretern aus Politik, Medien, Behörden und Verbänden sowie den Landwirten und Landnutzern vorgestellt. Die Reaktionen reichen von Lob bis Kritik.


Auf einer Teststrecke von rund 200 Metern zeigten der Entwickler Föckersperger und Vorhabenträger TenneT, wie der speziell entwickelte Kabelpflug bei Wahle-Mecklar eingesetzt werden kann. Wie bei der offenen Bauweise werde auch bei dem neuen Verfahren zuerst der nährstoffreiche Mutterboden abgetragen und gesondert gelagert. Das teilt TenneT in einer Pressemitteilung mit. Der große Vorteil ergebe sich im nächsten Schritt, bei dem ein nur noch rund 40 cm breiter Frässchlitz für jeweils drei der zwölf Leerrohre erstellt werden muss. Gegenüber der offenen Bauweise stelle dies eine Minimierung des gesamten Bodenaushubs dar. Anschließend könnten durch den Mehrfachpflug bis zu 1.000 Meter lange Leerrohrstränge ins Erdreich gebracht werden. In Abhängigkeit der Testergebnisse und der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten erwartet TenneT beim Einsatz des Mehrfachpfluges eine deutlich reduzierte Bauzeit.

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Bei dem gesamten Test in Wartjenstedt, der noch bis Mitte Oktober 2019 andauern soll, werde unter anderem geprüft, inwieweit die technischen Anforderungen an die Genauigkeit bei der Verlegung erfüllt werden. Dies schließe eine Reihe an Untersuchungen ein. Unter anderem wird mit einen simulierten Kabeleinzug erforscht, wie stabil die Leerrohrpakete im Erdreich verlegt worden sind. Zu diesen Zwecken werden vor, während und nach der Leerrohreinpflügung sowie den simulierten Kabeleinzug Bodenproben genommen, um die anstehenden Bodendichten zu überprüfen. Zur Vermessung der Leerohranlage werden ebenfalls innovative Messsysteme eingesetzt und unter Baubedingungen getestet.

"Warum hat es so lange gedauert?"


Als großen Erfolg bezeichnete Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies den Fakt, dass es endlich gelungen sei, dass es Teilabschnitte gibt, die erdverkabelt werden. Man müsse sich aber auch politisch fragen, warum es so lange gedauert habe. Jetzt gehe es um die Umsetzung. "Zu sehen, dass es Innovationen gibt, dass es schneller und vielleicht sogar ein bisschen günstigergeht und vor allem der Eingriff in die Natur deutlich geringer wird, ist ein Riesenschritt", so Olaf Lies. Daher freue er sich heute dabei zu sein. Das Beispiel zeige auch, dass die Energiewende ein Motor für die Wirtschaft sein könne. Man habe eine Herausforderung gehabt, und dem Mittelstand sei es gelungen, eine Lösung zu finden. Derjenige der heute sagt, Klimaschutz ist wichtig, müsse morgen auch bereit sein, in einem begrenzten Maß zu akzeptieren, dass sich in seinem Umfeld etwas verändert, betonte der Minister in Richtung der Kritiker. Man wolle aber genau beobachten, ob es nachteilige Auswirkungen auf die Landwirtschaft gebe. Diese würden dann ausgeglichen.

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Umweltminister Olaf Lies vor der Baustelle. Foto:



"Wir haben hier den längsten Erdkabelabschnitt weltweit", ergänzte TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Gerade in dieser Landschaft habe man die Herausforderung, das Kabel möglichst raumschonend einzubringen. Daher habe man sich entschiede,n hier das Pilotprojekt durchzuführen. Man könne durch das Verfahren einige hundert Meter wenn nicht sogar einige Kilometer am Tag verlegen. Das gehe deutlich schneller als im herkömmlichen Verfahren, ein Loch auszubaggern und später wieder zuzuschütten. Über die Kosten könne man derzeit noch nichts genaues sagen. Meyerjürgens vermutet aber, dass es günstiger wird als das traditionelle Verfahren.

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TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Foto:



Generell kritisch sieht die Erdverkabelung Dr. Holger Hennies, Vizepräsident des Landvolk Niedersachsens. Das neue Verfahren sei zwar was den materiellen Schaden angehe ein Fortschritt, das Hauptproblem sei aber die Erwärmung des Bodens, die durch das Kabel ausgelöst werde. "Der Boden trocknet aus und die ganze Kultur verändert sich", kritisiert Hennies. Bakterien, Krankheiten und Pilze würden sich so vermehrt ausbreiten.

Dort wo möglich solle in jedem Fall eine Freileitung verlegt werden. Hennies hat die Sorge, dass die Bedenken der Landwirte nicht ernst genommen würden. Die Planungen müssten mehr Rücksicht auf die Einwände nehmen und die Trassen entlang der bereits bestehenden Straßen und Grenzen verlegt werden. Dann könnte man den wirtschaftlichen Schaden eingrenzen. Derzeit werde aber quer durch alle Äcker geplant. kritisiert Hennies.

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Dr. Holger Hennies, Vizepräsident desLandvolk Niedersachsen. Foto:


Erste Reaktionen


Auch aus der Landespolitik gab es die ersten Reaktionen. Der Wolfenbütteler Landtagsabgeordnete Marcus Bosse (SPD) schreibt:


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Marcus Bosse. Foto: SPD



"Ich danke Netzbetreiber TenneT für den großen Aufwand, um den Bürgerinnen und Bürgern das Projekt vorzustellen. Solche wichtigen Großprojekte sind dauerhaft nur unter Einbeziehung der Menschen vor Ort umsetzbar. Es war ein großer gemeinsamer Erfolg von Bundes, Landes- und Kommunalpolitikern sowie von engagierten Menschen vor Ort, dass der Stromtrassenabschnitt Wahle Mecklar A nun unter die Erde kommt. Damit sinken die Belastungen für die Bevölkerung ungemein und die Akzeptanz wird steigen.

Ich bin froh, dass wir es gemeinsam geschafft haben, eine Erdverkabelung dieses Streckenabschnittes durchzusetzen. Wichtig ist jetzt, dass der zügige Bau dieser Leitung nun vorangetrieben wird.

Insbesondere die heute vorgestellte Kabelpflug-Verlegetechnik stellt eine deutlich geringere Bodenbelastung dar und ist aus meiner Sicht die beste Variante für diesen Streckenabschnitt. Mein Dank gilt auch der Bürgerinitiative Innerstetal, die den kompletten Prozess von Beginn an kritisch begleitet hat."


Der Braunschweiger Landtagsabgeordnete und energiepolitische Sprecher der AfD-Fraktion Stefan Wirtz schreibt:


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Stefan Wirtz. Foto: Privat



„Nachdem Minister Lies den weiteren Ausbau von Windkraftanlagen geradezu beschworen hat, lastete ein spürbar hoher Druck auf den Verantwortlichen des heutigen Kabelpflugtests. Ein Erfolg musste her. Die vorgesehene Teststrecke wurde zwar in der beabsichtigten Zeit bewältigt, aber ob durchgehend die Tiefe von knapp zwei Metern eingehalten wurde, können nur Testgrabungen nachweisen. Sollte sich das Verfahren bewähren, ist es aber da landschaftsschonender eindeutig zu begrüßen."


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