Wolfenbüttel. Die geplante Linienführung des Radschnellweges Braunschweig-Wolfenbüttel sorgte bei Anwohnern des Schiefen Berges für Sorge um die Attraktivität der Gegend und die bestehende Wegestruktur. Sie hatten eine Unterschriftensammlung gegen das Projekt eingereicht. Jetzt meldet sich der ADFC in Wolfenbüttel in einer eigenen Pressemitteilung zu Wort und möchte mit Sachinformationen gegen die "emotional und Bestandsängsten geprägten" Meinungsbekundungen der Anwohnerinnen und Anwohner halten.
"Für unsere Region hatte die Metropolregion erstmalig im Jahr 2010 die Verbindung Wolfenbüttel - Braunschweig mit einer Machbarkeitsstudie zur Erstellung eines Radschnellweges untersucht", berichtet der ADFC. Damals sei bereits der Vorschlag einer neuen Brücke über die Autobahn eingebracht worden, um eine möglichst direkte Streckenführung zu realisieren. In Braunschweig habe man sich damals um die Führung im Bürgerpark gestritten, in Wolfenbüttel sei das Prinzip Radschnellweg (RSW) noch nicht verstanden worden. "Lediglich Göttingen baute den ebenfalls in der Studie untersuchten sogenannten E-Rad-Schnellweg vom Bahnhof zur Universität", kommentiert der Fahrradclub.
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Erst 2017 habe der Regionalverband in einer Machbarkeitsstudie die Potenziale von zwölf RSW der Region untersucht und kam zu dem Ergebnis, dass die Relation Braunschweig - Wolfenbüttel, gefolgt von Braunschweig - Salzgitter und Braunschweig - Wolfsburg die stärkste Nutzung in der Region erwarten lasse. Daraufhin stellten die betroffenen Kommunen dem Regionalverband Planungsgelder zur Verfügung.
Für die Radschnellwege Braunschweig - Wolfenbüttel sowie Braunschweig - Salzgitter stehen Fördergelder des Bundes zur Verfügung und ein Planungsbüro werde derzeit beauftragt.
Entwürfe zur Trassenführung und zu den konkreten Kosten seien Bestandteil des Planungsauftrages. Die
Ergebnisse werden in den politischen Gremien der Kommunen anschließend diskutiert.
Das Ziel von Radschnellwegen sei laut dem ADFC: Sie sollen schnelle, direkte, ganzjährig nutzbare, komfortable, wo möglich bevorrechtigte Radwegeverbindungen für den Alltagsverkehr darstellen, die das Ziel haben, Verkehrsanteile vom Auto auf das Fahrrad zu verlagern. Durch die geringe Entfernung zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel, aber auch durch die zunehmende Verbreitung von Pedelecs, seien die Planungen erfolgversprechend.
Wegeführung steht noch zur Debatte
Der Erfolg des RSW hänge, so der Fahrradclub weiter, im Wesentlichen von seiner Direktheit und der Anbindung der Quellen und Ziele ab. Daher hätten die ADFC-Vereine in Braunschweig und Wolfenbüttel schon früh die Hauptlinie zwischen dem Europaplatz in Braunschweig und dem Grünen Platz in Wolfenbüttel gesehen. Natürlich müsse es Zubringer zu wichtigen Zielen und Quellen, wie den Wohngebieten, den Innenstädten und den Hauptarbeitsorten beziehungsweise Bildungseinrichtungen geben. Bei Beachtung der Hauptkriterien für RSW fallen bestimmte Trassen wie beispielsweise die durch Überschwemmungsgebiete oder in Bezug auf Quellen oder Ziele sehr weit abseits gelegene Führungen aus. Der ADFC Wolfenbüttel präferiere daher weiterhin die Verbindung vom Grünen Platz über die (durchgehende) Fahrradstraße Alter Weg, weiter am Westrand des Lechlumer Holzes, über eine neue Autobahnbrücke zum Neubaugebiet im Stöckheim (Braunschweig). Die Führung in Braunschweig sei noch unklar.
Eher mehr als weniger Wohnqualität
Natürlich müssten entsprechende Wege und Bereiche für Fußgängerinnen und Fußgänger berücksichtigt werden und ebenso müssen Radfahrende Notarzt- und Krankenwagen mit Sondersignal bevorrechtigt passieren lassen. Dass ein Radschnellweg den Wohnwert beeinträchtigt, für Wildtiere eine nichtpassierbare Schneise darstellt und die Erreichbarkeit der Kindertagesstätte beeinträchtigt, seien nach Ansicht des ADFC eher vorgeschobene Argumente. Vielmehr werde es so sein, dass der Auto-Schleichwegeverkehr über den Alten Weg nachlässt und die Sicherheit und die Wohnqualität dort steigen werden.
Günstiger als Autoverbindungen
Mit insgesamt 17 Millionen Euro für die beiden Verbindungen Braunschweig - Wolfenbüttel und Braunschweig - Salzgitter wirkt das Bauprojekt teurer, im Vergleich zum Neubau von Landstraßen oder Autobahnen, wo ein Kilometer mit fünf bis zehn Millionen Euro veranschlagt wird, relativiere sich das aber. Dass der motorisierte Verkehr seine Wege über Steuern selbst finanziert, sei, so der ADFC, eine fehlerhafte Annahme aus dem letzten Jahrhundert: Die Gesellschaft zahlt für jeden mit dem Auto gefahrenen Kilometer unter Berücksichtigung aller Kosten der Verkehrsträger sechs Cent pro Kilometer, der Radverkehr dagegen erwirtschafte 1,6 Cent pro Kilometer durch eingesparte Gesundheits- und Umweltkosten.
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