Berlin. Als Reaktion auf die "Zeitenwende" durch den Ukraine-Krieg fordert der Reservistenverband ein stärkeres gesellschaftliches Umdenken. "Wir Deutschen müssen wieder einen Verteidigungswillen entwickeln", sagte Verbandspräsident Patrick Sensburg dem "Tagesspiegel" (Montagsausgabe).
Er frage sich, ob man in Deutschland das Land auch so tapfer verteidigen würde wie die Ukrainer. Zwar würden "immer mehr Menschen in Deutschland realisieren, dass Frieden erarbeitet werden muss", doch brauche es für eine glaubwürdige Abschreckung "mehr Masse" - bei Personal und Material, so der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete. "Wladimir Putin kommt vielleicht doch auf dumme Ideen, wenn er sieht, dass nur jeder zehnte von uns Reservisten ein eigenes Gewehr hat." Beim Personal ist es Sensburg zufolge ähnlich: "Die einsatzbereite Reserve muss erheblich mehr als die aktuell 33.000 Kräfte umfassen", sagte er der Zeitung.
Insgesamt hätten 230.000 ehemalige Soldaten aktiv ihre Reservebereitschaft erklärt, dies sei "eine gute Größe und letztlich auch die Gruppe, um die sich die Bundeswehr zusätzlich bemühen sollte". Daher müsse die Bundeswehr selbst nicht auf über 500.000 Männer und Frauen anwachsen wie zum Ende des Kalten Krieges, damit sie Deutschland verteidigen kann. Das Modell, dass Bürger dabei über die Reserve notfalls mithelfen, sei "gut und demokratisch". Um dennoch die Bundeswehrgröße von aktuell gut 180.000 Kräften deutlich zu erhöhen, empfiehlt der Reservistenverbandschef die Rückkehr zur Wehrpflicht: Diese sei mit dem Fokus auf die Landes- und Bündnisverteidigung "wieder einfacher zu erklären": Es gehe nicht mehr um Einsätze am Hindukusch oder in der Sahelzone, sondern darum, "das freie Europa, Deutschland, Bayern oder Niedersachsen zu verteidigen".
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