Rotes Kreuz übt scharfe Kritik an Migrationsdebatte

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat die anhaltende Migrationsdebatte in Deutschland scharf kritisiert.

von


Ankunftszentrum für Flüchtlinge (Archiv)
Ankunftszentrum für Flüchtlinge (Archiv) | Foto: Über dts Nachrichtenagentur

Berlin. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat die anhaltende Migrationsdebatte in Deutschland scharf kritisiert. "Die aktuelle Migrationsdebatte ist geprägt von vielen Pauschalisierungen über Flucht und Zuwanderung. Dabei werden zu oft Drohkulissen aufgebaut und Ängste geschürt", sagte Joß Steinke, DRK-Bereichsleiter für Jugend und Wohlfahrtspflege, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Mittwochausgaben).


"Fragwürdig ist das Bild, dass massenhaft Menschen aufgrund von Pullfaktoren in das deutsche Sozialsystem einwandern wollen", erklärte Steinke. "Dieses Bild ist wenig fundiert und kann zu politischen Fehlschlüssen führen, die Deutschlands Lage nicht besser, sondern schlechter machen." Menschen in Not, die fliehen müssen, würden dann weiterhin nach Deutschland kommen. "Aber die Integration wird sehr viel schwerer, Konflikte in der Gesellschaft könnten sich verschärfen und das Zusammenleben wird durch solche falschen Bilder weniger gelingen." Die Forderungen der Ministerpräsidenten nach Bezahlkarten statt Bargeld aus Sorge, Asylbewerber würden hohe Summen ins Ausland überweisen, wies Steinke zurück. "Dass Geflüchtete von den Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes hohe Summen ins Ausland transferieren können, wäre erstaunlich, denn sie erhalten nicht viel Geld", sagte er. "Systeme wie die Bezahlkarte verursachen sehr viel Bürokratie und es ist unwahrscheinlich, dass damit Probleme gelöst werden." Kritisch sieht das Rote Kreuz auch die stationären Grenzkontrollen, die in dieser Woche ausgeweitet wurden. "Zweifelhaft ist, ob die Ausweitung der Grenzkontrollen auf Dauer der richtige Weg ist. Es ist völlig unklar, wie man damit umgeht, wenn es dann zu Problemen an der Grenze kommt. Dann stehen die Menschen - denn es geht um Menschen, oft Schutzsuchende, das dürfen wir nicht vergessen - an der Grenze und wir müssen uns überlegen, wie wir mit ihnen umgehen", so Steinke.

"Viel zu kurz kommt, dass Menschen in Not zu uns kommen, ihrer Heimat nicht mehr leben können, die Angst haben, nicht selten traumatisiert sind, die schlimme Dinge erlebt haben." Die Menschlichkeit komme zu kurz. "Wenn die Politik Entscheidungen auf der Basis der derzeit sehr pauschalen Zuschreibungen trifft, können die Maßnahmen am Ende völlig am Ziel vorbeigehen", warnte der Bereichsleiter des Roten Kreuzes.


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


DRK