Salzgitter. Seit dem gestrigen Mittwoch gelten die von US-Präsident Donald Trump beschlossenen neuen Importzölle auf Aluminium- und Stahlimporte. Der Zollsatz verdoppelt sich von 25 auf 50 Prozent – das könnte auch dramatische Folgen nicht nur für die Stahlindustrie in unserer Region haben, wie Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG und Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, in einem Interview mit dem Fernsehsender Phoenix betonte.
Die Salzgitter AG ist nicht nur selbst ein großer Arbeitgeber der Region, auch viele andere Unternehmen sind direkt oder indirekt vom wirtschaftlichen Wohlergehen der Firma betroffen. Viele Industriezweige, wie zum Beispiel die ohnehin schon angeschlagene Autoproduktion, hängen mit der Stahlindustrie zusammen – wirtschaftliche Turbulenzen durch die US-Zölle könnten also einen Dominoeffekt auslösen.
Klare Forderungen an Bundesregierung und EU
Ganze 14 Prozent des in die USA importierten Stahls kämen laut Groebler aus der Europäischen Union, davon eine Million Tonnen allein aus Deutschland. Große Mengen Stahl würden allerdings auch aus Asien in die Vereinigten Staaten importiert, das ebenso von den hohen Zöllen betroffen ist. Der asiatische Stahl würde daher vermehrt auf den EU-Markt drängen, was die hiesige Industrie zusätzlich unter Druck setze. Als Gegenmaßnahme sollten laut Groebler die Handelsschutzmaßnahmen der EU verstärkt werden.
Er fordert für die Stahlbranche zudem eine stärkere Unterstützung seitens der neuen Bundesregierung, die sich im Koalitionsvertrag ja klar zur Stahlindustrie bekannt habe. Sie müsse die starke Stimme Deutschlands in der EU, aber insbesondere auch in den USA werden und solle die im Koalitionsvertrag getroffenen Vereinbarungen zügig umsetzen. Die Regierung unter Merz müsse die Rahmenbedingungen schaffen, damit wirtschaftlich gehandelt werden könne.
Investitionen in den USA unwahrscheinlich
Investitionen in den Vereinigten Staaten, beispielsweise durch neue Standorte in Übersee, um die deutsche Stahlproduktion zu stärken, hält Groebler bei der Salzgitter AG für relativ unwahrscheinlich. Der Konzern sei in Deutschland und in Europa gut aufgestellt. Stattdessen sieht er Chancen bei stahlintensiven Branchen in Europa, die nun ergriffen werden müssten – beispielsweise in der Infrastruktur, aber auch in der Rüstungsindustrie.