Salzgitter. Knapp 4.500 Flüchtlinge leben derzeit in Salzgitter. 870 davon sind schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Ihre Integration war großes Thema in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur.
Gleich zwei Mal beschäftigten sich die Ratsmitgliederin der heutigen Sitzung mit der Frage, wie die in der Stadt lebenden Flüchtlinge besser in die Gesellschaft integriert werden können.
Klingebiel wendet sich an Weil
Durch den Zuzug von 2.320 neuen Flüchtlingen im Jahr 2016 sei die Stadt überdimensional im Vergleich zu anderen Städten belasten, so Oberbürgermeister Frank Klingebiel. Der notwendige Ausbau der Infastruktur zur Integration wie die Schaffung von Kindergartenplätzen, Schulräumen, Sprachkursen und Freizeitangeboten stelle die Stadt vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Dieses Angelegenheit hat Klingebiel zu einem Schreiben an Ministerpräsidenten Stephan Weil veranlasst, in dem er die Erwartungen der Stadt an angemessenen finanziellen Ausgleich zur Flüchtlingsintegration skizziert. Darin begrüßt der Oberbürgermeister die mit dem Integrationsgesetz geschaffenen Möglichkeit der Wohnsitzauflagen innerhalb der Bundesländer zur gleichmäßigen und gerechten Verteilung der Geflüchteten und erwarte eine zügige Umsetzung in Niedersachsen. Damit könne eine Ballung in bestimmten Quartieren - die aufgrund von hohen Wohnungsleerstand für Zuziehende attraktiv sind - zumindest eingedämmt werden.
Eine gleichmäßigere Verteilung von Flüchtlingen auf das Stadtgebiet, ist auch im Hinblick auf die Belastung der Schulen wichtig. Wie die Beantwortung einer Anfrage der SPD-Fraktion an die Verwaltung ergab, sind die Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit den Schulbesuch von Kindern mit geringen oder gar keinen deutschen Sprachkenntnissen stehen, bestens bekannt - auch das Problem, dass der Anteil nicht deutschsprechender Schüler an manchen Schulen in Salzgitter überproportional hoch ist.
Grundsätzlich sollen alle Kinder sollen möglichst wohnortnah beschult werden, um die Integration im Quartier zu unterstützen. Die Beschulung der neu zugezogenen Kinder erfolgt in enger Abstimmung zwischen Verwaltung und Schulen. Sollten an der nach Schulbezirkssatzung zuständigen Schule keine freien Kapazitäten vorhanden sein, erlaubt der Ratsbeschluss „Beschulung von Flüchtlingskindern in Salzgitter“, den Beschulungsort der Flüchtlingskinder im Einzelfall situationsbezogen anders zu bestimmen.
Pädagogischer Mitarbeiter mit Schwerpunkt interkultureller Kompetenz sollen Entlastung bringen
Um die Situation an den einzelnen Schulen zu verbessern, benötige man aus Sicht der Verwaltung vor allem notwendiges Lehrpersonal für zusätzliche Lehrerstunden zur Sprachförderung in Sprachlernklassen sowie Schulsozialarbeiter. Unterstützung seitens der Verwaltung im Bereich der Gewaltprävention gebe es bereits durch den Einsatz von derzeit 39 ehrenamtlicher Sprachpaten an den Schulen. Darüber hinaus würden in dem von der Verwaltung in Abstimmung mit dem Jobcenter und dem Land konzipierten Modellprojekt „Start in den Lehrberuf“ Neuzugewanderte mit abgeschlossenem Asylverfahren und einschlägigen Vorkenntnissen an Schulen vermittelt. Die Personen hätten als Lehrkräfte, Sozialarbeiter oder in vergleichbarer Tätigkeit in Syrien gearbeitet. Nach einem dreimonatigen Praktikum sollen sie über einen anschließenden, AZAV-zertifizierten (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) VHS-Lehrgang, mit weiteren Praxisanteilen an den Schulen die Qualifizierung „Pädagogischer Mitarbeiterin/Mitarbeiter mit Schwerpunkt interkultureller Kompetenz (VHS)“ erwerben. Unmittelbar zur Verfügung stehen derzeit 25 geeignete Personen, die durch das Jobcenter Salzgitter und das Jobcenter Goslar betreut werden und seit Anfang Januar an Schulen in Salzgitter vermittelt werden. Ziel dabei sei neben einer Entlastung der besonders betroffenen Schulen und der Prävention auch, den Lehrkräften eine glaubwürdige berufliche Perspektive zu bieten und vertrauenswürdige, qualifizierte Multiplikatoren in der Gemeinschaft der Flüchtlinge zu gewinnen. Die Rückmeldungen der ersten teilnehmenden Schule (Hauptschule An der Klunkau) seien vielversprechend. Die Situation im Klassenraum und auf dem Schulhof habe sich unmittelbar am ersten Tag des Einsatzes deutlich entspannt.
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