Hundedrama in Salzgitter wiederholt sich: Erneute Vorwürfe gegen Behörde

Nach dem tragischen Tod von Hund Kevin gibt es nun einen zweiten, ganz ähnlich gelagerten Fall in der Stadt – Toni, den Bruder von Kevin. Nach einem dritten Bruder wird gesucht.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Salzgitter. Erst kürzlich hat der traurige Fall des Hundes Kevin die Menschen in der Region erschüttert. Der junge Vierbeiner war vollkommen abgemagert und musste letztendlich eingeschläfert werden, dem Veterinäramt war vorgeworfen worden, zu spät reagiert zu haben. Nun hat regionalHeute.de die Zuschrift einer Leserin erreicht, dass es einen zweiten, ganz ähnlichen Fall in der Stadt gibt – nämlich den Bruder von Kevin, Toni. Wieder wird dem Veterinäramt Untätigkeit vorgeworfen. regionalHeute.de hat bei der Behörde um eine Stellungnahme gebeten.



Die Vorwürfe der Tierfreundin aus Salzgitter wiegen schwer: Wie sie im Gespräch mit regionalHeute.de berichtet hat, war ihr zufällig auf der Straße ein Hund aufgefallen, der dem verstorbenen Kevin zum Verwechseln ähnlich sah und der sich offensichtlich in einem ähnlich schlechten Zustand befand. Da die Halterin nicht die finanziellen Mittel für eine tierärztliche Behandlung habe aufbringen können, habe man sich darauf geeinigt, dass sie Toni übernimmt. Eine Tierärztin habe sie dann mit dem Hund in die Tierärztliche Hochschule Hannover überwiesen, wo er eingehend notfallmedizinisch behandelt und untersucht wurde. Wie sich herausgestellt habe, hatte Toni neben hohem Fieber auch gravierende Probleme beim Schlucken und Hecheln. Außerdem habe er an einer schweren Lungenentzündung gelitten. Zwischenzeitlich habe sie mehrmals versucht, beim Veterinäramt Hilfe zu bekommen, doch das habe sich, so die Leserin, schlichtweg nicht zuständig gefühlt. Sogar die Bemerkung "Für so etwas haben wir keine Zeit" soll gefallen sein.

Das sagt das Veterinäramt zu den Vorwürfen


Dr. Alice Hatzack, die Leiterin des Fachdienstes Gesundheit, Verbraucherschutz und Veterinärwesen der Stadt Salzgitter äußert sich wie folgt: „Grundsätzlich ist das Veterinäramt an die gesetzlichen Vorgaben gebunden, die zunächst die Verantwortung für das Wohlbefinden der Tiere bei den Besitzern belässt. Damit die Behörde überhaupt tätig werden kann, müssen mögliche Verstöße gegen die entsprechenden gesetzlichen Regelungen vorliegen. Im Fall Toni ist das in Bezug auf das aktuelle Geschehen aus Sicht des Veterinäramts nicht der Fall. Erst an diesem Montag habe sich eine Bürgerin an das Veterinäramt gewendet und mitgeteilt, dass es einen Bruder von Hund Kevin geben soll, der auch in einem gesundheitlich schlechten Zustand sein soll. Ein Besitzer oder eine Adresse sei in dieser Mail nicht enthalten gewesen. Deshalb konnte das Veterinäramt keine Vor-Ort-Kontrolle durchführen.

Am Dienstagabend um 20 Uhr ging eine weitere Mail von einer Bürgerin ein. In dieser wurden der Besitzer und eine Adresse genannt. Am Mittwochvormittag rief eine weitere Bürgerin im Veterinäramt an und teilte mit, dass sie nun zu der Besitzerin fahren wolle und ob sie den Hund dann auch zum Tierarzt bringen. Durch das Veterinäramt wurde ihr angeraten, sich einen schriftlichen Auftrag der Besitzerin für die tierärztliche Behandlung einzuholen, damit nicht sie für die Behandlungskosten aufkommen muss.

Tatsächlich meldete sich etwas später eine niedergelassene Tierärztin im Veterinäramt und berichtete, dass der Hund nun bei ihr sei und dass er zur Behandlung in die Tierärztliche Hochschule gebracht werden müsse. Das Veterinäramt teilte der Tierärztin mit, dass es bisher keinen behördlichen Vorgang zu dem Hund gäbe und auch kein behördliches Einschreiten notwendig sei, da bereits durch die Besitzerin die richtigen Schritte eingeleitet worden sind, indem sie den Hund zum Tierarzt hat bringen lassen. Wenn die Besitzerin nun auch mit der Behandlung in der Tierärztlichen Hochschule einverstanden sei, würde dem Hund kurzfristig geholfen werden. Eine Grundlage eines behördlichen Einschreitens sei somit nicht gegeben."

Toni musste eingeschläfert werden


Wie uns die Leserin mitgeteilt hat, musste Toni mittlerweile von seinem Leid erlöst werden, weil seine Grunderkrankung so schwerwiegend war, dass ihm nicht mehr geholfen werden konnte. Auch das Veterinäramt bestätigt dies. Wenn der Abschlussbericht der Tierärztlichen Hochschule vorliege, werde das Veterinäramt prüfen, ob Strafanzeige gegen den Besitzer zu erstatten ist. Außerdem versuche die Behörde derzeit, schnellstmöglich einen mutmaßlichen dritten Bruder-Hund aus demselben Wurf zu finden. Über Hinweise dazu würde man sich sehr freuen. Das Veterinäramt der Stadt Salzgitter ist unter der Telefonnummer 05341/8392022 oder per E-Mail an veterinaeramt@stadt.salzgitter.de erreichbar.

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