Kinderarmut in Salzgitter: "Was können wir tun?"

Am vergangenen Dienstag referierte Dr. Carola Reimann, Landesministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, zum Thema Kinderarmut in Salzgitter. Kinderarmut sei eine bundesweite Herausforderung, aber in Salzgitter sei "das Risiko, Kind zu sein" besonders hoch.

von Annabell Pommerehne


Von links: Dincer Dinc, Michael Letter, Dr. Dirk Härdrich, Ulrich Leidecker, Sabine Genther vom Mütterzentrum, Dr. Antje Richter-Kornweitz, Dr. Carola Reimann und Dr. Sandra Dittmann.
Von links: Dincer Dinc, Michael Letter, Dr. Dirk Härdrich, Ulrich Leidecker, Sabine Genther vom Mütterzentrum, Dr. Antje Richter-Kornweitz, Dr. Carola Reimann und Dr. Sandra Dittmann. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Am vergangenen Dienstag lud die SPD-Ratsfraktion zur Podiumsdiskussion mit der niedersächsischen Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Carola Reimann, ins Haus der Begegnung und Bewegung ein. Zum Thema "Kinderarmut in Salzgitter: Was können wir tun?" referierten neben der Ministerin die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Salzgitter, Dr. Sandra Dittmann, und die Fachreferentin der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, Dr. Antje Richter-Kornweitz. Rund 60 Besucher folgten der Einladung der SPD.


Reimann erklärte, dass Kinderarmut bundesweit eine große sozialpolitische Herausforderung sei. In einigen Kommunen, wie auch in Salzgitter, sei es ein besonders großes Risiko, ein Kind zu sein. Reimann ist der Meinung, dass es in einem so reichen Land wie Deutschland wortwörtlich ein Armutszeugnis sei, dass es ein Risiko ist, Kinder zu haben. Armut verbaue Chancen. Sie führe nicht nur zu finanziellen Nöten, sondern verhindere unter anderem gute Bildungschancen und eine gute Gesundheit.

"Kinderarmut ein Armutszeugnis"


In den Kommunen müssten laut Reimann Akteure und Institutionen im Kampf gegen Kinderarmut besser vernetzt werden. Netzwerke und Präventionsketten müssen gebildet werden, um Kinder und Jugendliche in verschiedenen Lebensphasen zu begleiten. Die Ministerin sagte: "Ich habe mitgenommen, dass alle Ebenen zusammenwirken müssen." Auf Bundesebene möchte die Politikerin auch angreifen: Sie fordert eine pauschalisierte Leistung für Familien; eine Kindergrundsicherung, die einfacher abgerufen werden kann. Momentan gebe es "eine Vielzahl familienpolitischer Leistungen, die nicht in Anspruch genommen werden, weil sie zu kompliziert sind oder sich widersprechen". Wichtig sei auch, dass die Eltern von Kindern, insbesondere alleinerziehende Frauen, mit gezielten Programmen in den Arbeitsmarkt vermittelt werden, damit Kinderarmut nicht von Generation zu Generation weitergegeben werde.

Kindergrundsicherung statt vieler Leistungen


Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Sandra Dittmann erklärte, dass Kinderarmut in Salzgitter ganz besonders hoch sei. Bundes- und landesweit betrage Kinderarmut durchschnittlich 13,5 bis 14 Prozent. In Salzgitter seien über 26 Prozent der Kinder arm; in einigen Stadtteilen sei diese Zahl sogar noch deutlich höher. Auf kommunaler Ebene könne man laut Dittmann nur so vorgehen, dass man sich die Folgen von Kinderarmut vornehme, mit den Betroffenen ins Gespräch komme und sich überlege, was man machen könne, damit die Folgen nicht so schlimm sind. Sie befürwortet die Idee, die während der Diskussion aufkam, dass Menschen vor Ort sein müssen, die "einfach irgendwo sitzen, mit den Menschen Kaffee trinken, mit den Menschen ins Gespräch kommen, sich ihre Probleme anhören und niedrigschwellig Hilfs- und Beratungsangebote machen können". Leistungen, die es gibt, müssen direkt zu den Menschen gebracht werden, die sie brauchen. Die Betroffenen benötigen Unterstützung dabei, "diese ganzen Formulare auszufüllen", die teilweise schwierig zu verstehen seien.


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