Stadtteile im Porträt – Teil 18 – Beinum


Der ehemalige Posthof zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Foto: Stadtarchiv
Der ehemalige Posthof zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Foto: Stadtarchiv

Salzgitter. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Stadt Salzgitter Berichte der Ortsheimatpfleger. Darin sollen die Stadtteile vorgestellt werden. Weiterhin wird dadurch auf die besondere Arbeit der Stadtexperten aufmerksam gemacht. regionalHeute.de stellt diese in einer Serie vor. Heute geht es weiter mit Jürgen Mull für Beinum.


Gemeinschaftlich erfolgreich

Am südlichen Ortseingang Beinums begrüßt bis heute das um 1780 errichtete, sich inzwischen in Privatbesitz befindliche Weghaus die Durchreisenden im kleinsten Stadtteil der Ortschaft Südost. Es ist ein Symbol für die wechselvolle Geschichte Beinums, das als ehemals zum Amt Liebenburg gehöriger Grenzort im Laufe der Geschichte in der Zugehörigkeit mehrmals zwischen dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und dem Bistum Hildesheim gewechselt hat. Wegegeld wird dort freilich schon seit 1872 nicht mehr erhoben. Die verkehrsgünstige und grenznahe Lage Beinums führte außerdem dazu, dass Beinum Ende des 17. Jahrhunderts eine Poststation erhielt. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Posthalter Schleisener erstmals erwähnt, dessen Familie über mehrere Generationen hinweg die Poststation betrieb. Zwar werden heute keine Pferde mehr umgespannt in der alten Poststation, doch Durchreisende können immer noch in einem der gemütlichen Zimmer des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes übernachten.

Für einen Zentner Schrot erhielt der Maschinist fünf Pfennige


Über viele Jahrhunderte hinweg war die Landwirtschaft prägend in Beinum, die nicht nur den Bauern, sondern auch den Tagelöhnern, Knechten und Mägden das Einkommen sicherte. Als Indiz für die gut funktionierende und gemeinsam erfolgreich wirtschaftende Dorfgemeinschaft kann die Gründung der „Dampf-Dresch-Gesellschaft Beinum“ im Jahr 1868 betrachtet werden. 1851 waren auf der ersten Weltausstellung in London die neuesten Ackerwerkzeuge ausgestellt worden, zu denen auch mit Dampf betriebene Dreschmaschinen zählten. Die erste genossenschaftlich betriebene Dreschmaschine Beinums wurde durch eine Lokomobile angetrieben und war in einem eigens dafür errichteten Dreschgebäude untergebracht. Für die Nutzung der Maschine wurde eine Tagesgebühr erhoben. Der Maschinist wurde nach Leistung bezahlt: Für einen Zentner Schrot erhielt er fünf Pfennige. 1927 wurden die Statuten angepasst und der Name der Genossenschaft in „Landwirtschaftliche Maschinengenossenschaft e.G.“ geändert.

Jedes Mitglied der Genossenschaft erwarb entsprechend seiner genutzten Ackerfläche Geschäftsanteile und musste sich gleichzeitig
verpflichten, sein Getreide nur noch von der Genossenschaft dreschen zu lassen. Gleichzeitig wurde in eine neue Dreschmaschine investiert, die bei den Gebrüdern Welge in Wolfenbüttel für einen Preis von 9.500 Mark gekauft wurde. Die letzten Eintragungen im Mitgliederverzeichnis der Dreschgenossenschaft stammen aus den 1950er Jahren – einer Zeit, in der sich in der Landwirtschaft ein tief greifender Strukturwandel vollzog. Die genossenschaftlichen Maschinen wurden kaum noch genutzt, die Genossenschaft machte Verluste. 1972 fand deshalb eine außerordentliche Generalversammlung statt, in der die Auflösung der Gesellschaft einstimmig beschlossen wurde. Auch heute noch hat Beinum einen eher landwirtschaftlich geprägten, beschaulichen Charakter, in dem gut 500 Einwohner gerne zuhause sind.


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