Seuche grassiert unter Waschbären - Virus kann für Hunde tödlich sein

"Impfmüdigkeit" bei Hundehaltern hat in den letzten Jahren zu vermehrten Staupefällen bei Hunden in ganz Europa geführt. Derzeit sind Waschbären im Landkreis Goslar von dem Erreger betroffen.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Braunlage / Goslar. In Braunlage ist bei 10 von 20 gefangenen Waschbären die Staupe nachgewiesen worden. Der Braunlager Jäger und Hegeringsleiter Hubertus Finsterwalder hält es für wahrscheinlich, dass die infizierten Tiere den Erreger auch in andere Teile des Landkreises tragen. Das Virus überträgt sich über alle Arten von Körperflüssigkeiten und kann für Hunde ohne Staupeimpfung tödlich sein.


Auch Katzen können sich infizieren, die Erkrankung bricht bei ihnen aber nicht aus. Freigänger können die Krankheit aber an andere hundeartige Tiere übertragen. Zu den hundeartigen Tieren gehören neben Waschbären auch Marder, Frettchen, Nerze, Iltisse, Wiesel, Otter, Dachse und Wölfe. Auch Füchse können betroffen sein, im vergangenen Jahr wurde ein ungewöhnlich zutraulicher Fuchs mitten in Goslar gesichtet (regionalHeute.de berichtete). Dieser war zwar nicht vom Staupevirus, sondern von der Fuchsräude betroffen, jedoch würden auch Tiere mit Staupebefall ähnlich ungewöhnliches Verhalten zeigen. Finsterwalder erklärt: "Wenn die Infektion weiter fortgeschritten ist, sind sie orientierungslos, sitzen mitten auf der Straße, haben keine scheu, und zeigen Nasenfluss und Fieber." Eine große Überlebenschance hätten die Tiere nach Finsterwalders Einschätzung nicht: "Meistens sind die Jungwaschbären davon betroffen, die Kleinsten, die werden auch daran sterben. Nur die Größeren könnten es überleben." Insgesamt liege die Sterblichkeit bei der Staupe laut dem niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zwischen 30 und 80 Prozent.

Bei Räude und Staupe handelt es sich um ein sogenanntes "Dichteregulativ", einen bekannten und wiederkehrenden Mechanismus der Natur, der nur bei einer (zu) dichten Population funktioniert. Finsterwalder könne zwar bislang nur für Braunlage sprechen, aber "Waschbären sind sehr wanderfreudig und tauschen sich aus. Die gehen mit Sicherheit auch in die Nachbarkreise." Die Staupe flammt meist im Frühjahr auf. Im April und Mai gebe es die ersten Infektionen, im Sommer - wie aktuell - werde der Höhepunkt erreicht. Viele sehr kranke Tiere führen jedoch auch zu häufigeren Kontakten mit Menschen. "Bis der Bestand durchseucht ist, wird es sicher noch bis zum Herbst dauern", prognostiziert der Hegeringsleiter.

Verhalten bei Begegnung mit einem Waschbären


"Möglichst nicht anfassen", antwortet Finsterwalder sofort auf die Frage nach dem Umgang mit einem möglicherweise kranken Tier auf der Straße oder in der Nachbarschaft. Das sei ohnehin nie eine gute Idee, denn "beißen können sie immer". Haushunde seien nur gefährdet, wenn die jährlich notwendige Impfung nicht durchgeführt worden sei. Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit beobachtet hier einen beunruhigenden Trend:

"Obwohl die Häufigkeit des Auftretens dieser Infektionskrankheit zunächst durch regelmäßig durchgeführte Schutzimpfungen erheblich verringert werden konnte, wird nun europaweit eine Zunahme von Staupefällen auch bei Hunden beobachtet. Hier spielen unter anderem die Virusreservoire Fuchs, Marder sowie auch Waschbär, die Impfmüdigkeit der Hundehalter und der zunehmende Ankauf von nicht geimpften oder infizierten Hunden aus dem Ausland eine Rolle."


Erste Krankheitsanzeichen bei Hunden sind Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber sowie Nasen- und Augenausfluss. Weiterhin können erbrechen und wässriger, später blutiger Durchfall hinzukommen. Wenn die Lunge befallen ist, äußert sich die Staupe zunächst mit trockenem, dann mit feuchtem Husten mit blutigem Auswurf und Atemnot. Tierärzte können mit einem Schnelltest innerhalb kürzester Zeit eine gesicherte Diagnose geben. Eine Staupe kann auch auftreten, wenn der Hund dauerhaft unter Beobachtung ist und keinen direkten Kontakt mit einem infektiösen Tier hatte, da sich die Erreger in Körperflüssigkeiten auch für begrenzte Zeit in der Umwelt halten können.


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