Sitzung eskaliert: AfD-Mann wird Mikro abgedreht

In einem Antrag bat der Wolfenbütteler Erinnerer Jürgen Kumlehn um einen Zuschuss für seine Publikation. Dies wurde jedoch nicht von allen Ausschussmitgliedern befürwortet.

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Am gestrigen Dienstag eskalierte eine Ausschusssitzung im Rat der Stadt Wolfenbüttel. Am Ende wurde AfD-Ratsherr Manfred Wolfrum das Mikrofon abgestellt.
Am gestrigen Dienstag eskalierte eine Ausschusssitzung im Rat der Stadt Wolfenbüttel. Am Ende wurde AfD-Ratsherr Manfred Wolfrum das Mikrofon abgestellt. | Foto: Alexander Panknin

Wolfenbüttel. Der Wolfenbütteler "Erinnerer" Jürgen Kumlehn wandte sich in einem Schreiben an die Stadt Wolfenbüttel, in welchem er um einen Publikationszuschuss für sein neues Buch bat. Dabei handelt es sich um die Veröffentlichung der Forschungsarbeit von Hans Schulze zur jüdischen Geschichte vom 17. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert. Bereits am 8. Februar hatte Kumlehn einen Druckkostenzuschuss bei der Stadt Wolfenbüttel beantragt, um diese Publikation zu realisieren. Mit dieser Publikation würde man die jüdische Geschichte in Wolfenbüttel als umfassende Trilogie vervollständigen und den Arbeiten von Herrn Schulze die nötige Aufmerksamkeit und Beachtung schenken, da sie als gesammeltes Werk in einem Buch erscheinen würden. Im gestrigen Kulturausschuss sollte über eine Förderung in Höhe von insgesamt 2.000 Euro beraten werden. Nicht bei allen stieß der Antrag auf Zustimmung.


Den Betrag von 2.000 Euro hatte Kumlehn bereits beim "Asse-Zukunftsfond" beantragt. Dieser sei jedoch wiederholt mit der Begründung abgelehnt worden, dass der Antrag den Grundsatzentscheidungen des Stiftungsfonds beziehungsweise des Stiftungsrates widersprechen würde, wie aus der Beschlussvorlage zu entnehmen ist.

Über die Publikationszuschüsse werde im Einzelfall entschieden und anschließend aus dem bestehenden "Projekttopf" finanziert. In diesem Jahr sei bisher kein weiterer Antrag für Publikationszuschüsse bei der Stadt Wolfenbüttel eingegangen. Darüber hinaus habe der Rat der Stadt Wolfenbüttel den Kulturförder-Projekttopf um weitere 50.000 Euro erhöht, um auf die aktuellen Finanzierungsnöte von Kulturvereinen in der Corona-Krise einzuwirken. Diese Situation entspanne die Mittelvergabe enorm, sodass die Bereitstellung eines weiteren Publikationszuschusses in 2020 möglich gemacht werden sollte.

Publikation als Privatangelegenheit?



Doch nicht alle schienen am gestrigen Dienstag mit dem Antrag einverstanden gewesen zu sein. Dr. Manfred Wolfrum von der AfD stellte in seinem Redebeitrag infrage, warum eine Privatperson für seine Publikation einen Zuschuss bekomme. Zwar sei der Buchinhalt "durchaus annehmenswert", jedoch sei Kumlehn nicht von der Stadt beauftragt worden. Bei der Veröffentlichung seines Buches gehe es ausschließlich um private Angelegenheiten, wie bei jedem anderen Autoren auch. Darüber hinaus stellte Wolfrum zu Beginn seines Redebeitrages die politische Integrität Kumlehns infrage, woraufhin die Ausschussvorsitzende Ulrike Krause nach mehrmaliger Ermahnung das Mikro abstellte. "Produktions- und Vermarktungsrisiko hat er selbst zu tragen. Es reicht nicht sich selbst "Erinnerer" zu nennen und Steuerinhalte auszuschöpfen", so Wolfrum nach seiner Unterbrechung weiter.

"Wenn Menschen nur noch tätig werden, wenn sie dafür beauftragt werden, dann leben wir bald wie in der DDR. Wir müssen dankbar sein, dass sich die Menschen für die Geschichte von Wolfenbüttel interessieren", so Bürgermeister Thomas Pink. Kumlehn mache eine der wichtigsten Arbeiten, indem er das Zeitgeschehen aufarbeite, was Jahrzehnte lang versäumt wurde. Man müsse dankbar für das Engagement sein.

Dem wollte sich Rudolf Ordon von der FDP anschließen. "Kumlehn verdient unser aller Hochachtung", so Ordon und merkt an, dass auch in der Vergangenheit wissenschaftliche Arbeiten anderer Bürger unterstützt wurden.

Dem Antrag wurde im Kulturausschuss mit Mehrheit zugestimmt. Den Beschluss fasst der Verwaltungsausschuss.


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