Braunschweig. Die Abschaltung repräsentativer Außenbeleuchtungen, die Deckelung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden und die Verkürzung der Heizperiode und die Absenkung der Temperatur in den Sporthallen: Das sind Eckpunkte des Energiesparpakets der Stadt Braunschweig, das Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum am heutigen Montag vorgestellt hat.
Grundlage dafür seien Vorschläge des Krisenstabs "Gasmangel", berichtet die Stadtverwaltung in einer Mitteilung. Die Grundlagen seien innerhalb der Verwaltung beraten und zwischen den Organisationseinheiten abgestimmt worden. "Wir wollen und müssen unseren Beitrag dazu leisten, um eine Gasmangellage nach Möglichkeit zu vermeiden", hebt OB Dr. Kornblum hervor. "Jede Kilowattstunde an Strom, Fernwärme und Gas, die wir nicht verbrauchen, trägt dazu bei, die Versorgung zu sichern und die Speicher zu schonen."
Die Maßnahmen
Die Stadtverwaltung wird die repräsentative Außenbeleuchtung ihrer Liegenschaften wie städtische Brunnen, Denkmäler und Gebäude abschalten. Da auch Liegenschaften zum Beispiel des Landes oder der Kirchen entsprechend illuminiert sind, wird die Stadt mit den anderen Eigentümern Kontakt aufnehmen, um nach Möglichkeit ein gemeinsames Vorgehen zu erreichen.
Die Temperatur in Verwaltungsbüros und Schulen soll grundsätzlich auf den von den Arbeitsschutzrichtlinien geforderten Mindestwert von 20°C gesenkt werden. Sobald rechtlich möglich ist die Absenkung auf 19 Grad vorgesehen. Ob das verstärkte Lüften von Schulklassenräumen zum Infektionsschutz wieder auf das Normalmaß vor Corona reduziert werden kann, soll im Herbst unter Berücksichtigung der dann herrschenden pandemischen Lage entschieden werden. Kitas sind von der Regelung ausgenommen.
Die vor einigen Jahren von 15°C auf 17°C erhöhte Regeltemperatur in Sporthallen wird wieder auf 15 Grad Celsius gesenkt.
Die Beheizung von Fluren, Treppenhäusern, Foyers wird, wo dies baulich möglich ist, ausgeschaltet bzw. so reduziert, dass der zur Frostsicherung erforderliche Mindestwert nicht unterschritten wird. Bislang gelten 12°C als Regeltemperatur.
Der hydraulische Abgleich der Heizsysteme in den Gebäuden der Stadt Braunschweig wird forciert, um die Heizwirkung zu optimieren und den Energieverbrauch zu minimieren. Dazu zählen Ermittlung der Heizlast, technische Überprüfung, Optimierung der Ventileinstellungen und die Justierung des Gesamtsystems mit dem Ziel, überall gleiche Druck- und Temperaturverhältnisse herzustellen.
Heizfreie Periode verlängert
Die heizfreie Periode ist bislang grundsätzlich auf die Zeit vom 1. April bis 30. September beschränkt. Künftig soll sie unter Berücksichtigung der Ferienzeiten definiert werden, zum Beispiel für nächstes Jahr ausgeweitet auf die Zeit vom 25. März bis 30. Oktober, sofern nicht außergewöhnlich kaltes Wetter herrscht.
Eine Informationskampagne soll die Mitarbeiter der Stadtverwaltung über weitere individuelle Maßnahmen und Möglichkeiten zum Energiesparen sensibilisieren. Aus hygienischen Gründen wird weiterhin warmes Wasser zum Duschen und Waschen in Sporthallen insbesondere für Schüler vorgehalten werden. Deshalb bleiben die Warmwasserbereiter dort und in den Funktionsgebäuden der Vereine eingeschaltet. Durch entsprechende Hinweise werden die Nutzer aber gebeten, möglichst kurz zu duschen.
Die Brunnen der Stadt beleben die Innenstadt, sorgen für Kühlung und sind bei Hitze beliebt zur Erfrischung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Sie sollen deshalb nicht komplett abgeschaltet werden. Allerdings wird geprüft, die Betriebszeiten zu reduzieren und ggf. einzelne Brunnen außer Betrieb zu nehmen.
Alle Ampeln in Braunschweig werden seit Jahren mit sparsamen LED betrieben. Einige Anlagen werden, wenn es die Verkehrssicherheit zulässt, bereits jetzt zum Beispiel am Wochenende abgeschaltet. Weitere Reduzierungen der Betriebszeit sind aus Sicherheitsgründen nicht vorgesehen.
Die Flutlichtbeleuchtung auf Sportplätzen und in Stadien zu Trainingszwecken kann einstweilen weiter genutzt werden, da sonst für Sportvereine mit in Eigenregie betriebenen städtischen Anlagen im Winterhalbjahr kein Trainingsbetrieb mehr möglich wäre und der Wettkampfbetrieb erheblich erschwert oder sogar unmöglich würde. Die Flutlichtanlagen sollen nur im äußersten Notfall bei einer Gasmangellage abgeschaltet werden. Allerdings werden die Vereine daran erinnert, dass für das Training der entsprechende Energiesparmodus genutzt werden muss und die Anlage nur bei tatsächlichem Sportbetrieb einzuschalten ist.
Früheres Saisonende
Die städtischen Gesellschaften prüfen Energiesparmaßnahmen in eigener Verantwortung. Bereits im Mai hatte die Stadtbad Braunschweig GmbH den Saisonstart um zwei Wochen verschoben, so dass im Freibad Bürgerpark das Wasser ohne Gas, sondern ausschließlich mit Sonnenenergie erwärmt wurde. Mit fossiler Energie soll in den Freibädern dieses Jahr nicht mehr geheizt werden, gegebenenfalls endet deshalb die Saison früher. Es wird zudem geprüft, die Warmwasserduschen in den Freibädern außer Betrieb zu nehmen.
"Wir wollen unseren Beitrag leisten, um das Ziel zu erreichen, den europäischen Gasverbrauch um 15 Prozent zu reduzieren", fasst Dr. Kornblum. "Das schaffen wir nur, wenn alle Bürgerinnen und Bürger mitmachen und dazu beitragen, in ihrem persönlichen Umfeld Energie zu sparen – ebenso wie Handel, Gewerbe und Industrie. Eine einzelne Maßnahme mag geringfügig wirken, zum Beispiel ein wenig kürzer duschen bei etwas verminderter Temperatur. In der Summe aber können wir alle viel bewirken. Die Energiekrise können wir nur gemeinsam meistern."
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