Streit um Topspielzuschlag: Eintracht-Fans fordern Umdenken

Der Choreo-Verzicht und temporäre Stimmungsboykott gegen St. Pauli war möglicherweise erst der Anfang. Selbst das Derby gegen Hannover könnte bestreikt werden.

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Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli zeigten die Fans ihren Unmut über den Zuschlag.
Vor dem Spiel gegen den FC St. Pauli zeigten die Fans ihren Unmut über den Zuschlag. | Foto: privat

Braunschweig. Es kommt nicht so oft vor, dass sich die Fans von Eintracht Braunschweig und die vom FC St. Pauli einig sind. Doch zu Beginn der Partie der beiden Nord-Clubs am 1. September im Eintracht Stadion war es so. Der Anlass: der von den Verantwortlichen der Eintracht verlangte Topzuschlag für das Spiel von 4 Euro. Während die Hamburger die ersten Minuten komplett abwesend blieben, verzichteten die Blau-Gelben auf eine geplante Choreo und den akustischen Support in den ersten fünf Minuten.



Kurz vor Beginn der Saison hatte der Verein bekannt gegeben, dass man für fünf Spiele in dieser Saison den sogenannten "Topspielzuschlag" von 4 Euro pro Karte erheben wird. Genannt wurden wirtschaftliche Gründe wie die gestiegenen Löhne für Personal und Ordnungsdienst. In Fan-Kreisen wurde diese Entscheidung kritisiert. So hatte die Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895 vor dem Spiel gegen St. Pauli online ein Statement abgegeben. Klares Ziel: Der Zuschlag gegen den Kiez-Club soll eine einmalige Angelegenheit gewesen sein.

Wird das Derby bestreikt?


Nach den Plänen des Vereins, sind die Zuschläge auch für die Spiele gegen den VfL Osnabrück (Wochenende um den 12. November), gegen Hertha BSC (um den 25. Februar), das Derby gegen Hannover 96 (um den 14. April) und den Hamburger SV (um den 28. April) geplant. Doch die Ultras wollen auf den Verein einwirken, sich das noch einmal anders zu überlegen. Andernfalls könnten weitere Maßnahmen wie Choreo-Verzicht oder Stimmungsboykott in den entsprechenden Spielen folgen. Selbst im Derby gegen Hannover.

Die St. Pauli-Fans zeigten, was sie von den Preisen in Braunschweig halten.
Die St. Pauli-Fans zeigten, was sie von den Preisen in Braunschweig halten. Foto: privat


"Durch den Aufschlag kostet ein Stehplatz-Ticket im Vorverkauf künftig 21 Euro und an der Tageskasse gar 23 Euro. Dieser unsoziale Schritt passt unserer Auffassung nach nicht in die DNA unseres Vereins, der gerne seine Historie und soziale Teilhabe über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg betont", heißt es in der Stellungnahme der Ultras. Nicht nur man selbst, sondern auch die Gästefans seien von den Topspielzuschlägen betroffen. Insbesondere Fans von Vereinen mit reisefreudigen Anhängern wie dem HSV oder Hertha BSC seien oft die Leittragenden, da sie regelmäßig für ihre Treue zur Kasse gebeten würden. Mit Fairness und Willkommenskultur habe das nichts zu tun.


Man sei nicht bereit, den von Eintracht Braunschweig eingeschlagenen Weg kommentar- und geräuschlos hinzunehmen. "Wir hoffen, dass den Entscheidern die Choreografien der Südkurve, eine kontinuierlich lautstarke Unterstützung der Mannschaft in `Topspielen´ und eine protestfreie Kurve wichtig sind. Wir betonen, dass wir die Fronten keineswegs unnötig verhärten lassen wollen. Gleichzeitig hoffen wir, dass wir nicht gezwungen werden, über weitere Protestmaßnahmen zu diskutieren", heißt es seitens der Ultras weiter. Daher appelliere man an die Vereinsführung und die Kontrollgremien an einer fairen Lösung für die kommenden "Topspiele" zu arbeiten. Natürlich mit dem Ziel, dass Topspielzuschläge umgehend als einmaliger Anfängerfehler beerdigt werden, so die Ultras.

"Aufbau einer Drohkulisse"


Der Geschäftsführer der Eintracht, Wolfram Benz, wird in der Braunschweiger Zeitung mit den Worten zitiert, dass Proteste freilich zu einer „lebendigen und teilnehmenden Fankultur“ dazugehören würden. „Allerdings hätten wir uns gewünscht, dass die öffentliche Kritik mehr sachlich-inhaltlich orientiert erfolgt und auf den Aufbau einer Drohkulisse à la letzter Warnschuss verzichtet wird.“

Ob es bis zum Spiel gegen Osnabrück im November zu einer Einigung kommt, muss sich zeigen. Das morgige Spiel gegen den Traditionsclub 1. FC Nürnberg ist übrigens in den Augen der Entscheider genauso wenig ein zuschlagspflichtiges Topspiel wie der bislang einzige Heimsieg gegen den FC Schalke 04 oder das Spiel gegen den befreundeten Nachbarn aus Magdeburg.


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