Region. Helfende Hände gesucht: Viele Hotels und Gaststätten in der Region sind derzeit dringend auf neues Personal angewiesen – und könnten dabei auch Geflüchteten aus der Ukraine eine Job-Perspektive bieten. Das berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in einer Pressemitteilung.
„Vorausgesetzt, die Bezahlung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht ausgenutzt werden. Viele suchen bereits nach Arbeit“, sagt Katja Derer von der NGG. Die Geschäftsführerin der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz verweist auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur. Danach zählte das Gastgewerbe unserer Region im April 742 offene Stellen. Die meisten (313) fallen auf den Landkreis Goslar, gefolgt von den Städten Wolfsburg (139) und Braunschweig (97). Im Landkreis Gifhorn werden 76 Fachkräfte gesucht, im Landkreis Helmstedt 45 und im Landkreis Wolfenbüttel 32. 25 offene Stellen gibt es in der Stadt Salzgitter und 15 im Landkreis Peine.
"Ideal für den Quereinstieg"
„Das ist auch eine Chance für die Gastronomen und Wirte, die faire Bedingungen bieten“, so Derer. Gerade das Gastgewerbe sei weltoffen: Dort arbeiteten schon immer Menschen unterschiedlichster Herkunft – auch aus Osteuropa. „Die Branche ist ideal für den Quereinstieg: Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen. Und Fachkräfte werden ohnehin dringend gebraucht – vom Barkeeper bis zur Hotelfachfrau“, betont Derer.
Die Gewerkschafterin verweist darauf, dass sich die Bezahlung im heimischen Gastgewerbe zuletzt deutlich verbessert habe. Nach dem aktuellen Tarifvertrag, den die NGG mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ausgehandelt hat, liegt der Einstiegsverdienst in der Branche in Niedersachsen ab Oktober bei 12,50 Euro pro Stunde – weit mehr als bislang. Fachkräfte kommen dann auf einen Stundenlohn von mindestens 13,95 Euro.
Zugang zu Sprachkursen
Jetzt sei die Politik in der Pflicht, rasch die Weichen zu stellen, um das Fußfassen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Wichtig ist, dass die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden. Und es muss einen vereinfachten Zugang zu Sprachkursen geben. Denn die Sprache ist der Schlüssel, um zurechtzukommen“, so Derer.
Angesichts des hohen Anteils an Frauen mit Kindern unter den Geflüchteten müsse sich der Staat zudem um genug Kita- und Schulplätze kümmern. „Denn ohne Betreuungsangebote kommt für die Eltern maximal ein Minijob mit wenigen Wochenstunden infrage. Damit wäre allerdings die Chance auf eine echte berufliche Integration vertan“, warnt Derer. Das Potential der Geflüchteten sei enorm: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren 92 Prozent der Ukrainerinnen in ihrer Heimat erwerbstätig oder befanden sich in der Ausbildung.
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