"Überstundenberge" bei der Berufsfeuerwehr: So hat es sich entwickelt

Gerade in Krisenzeiten gibt es für die Feuerwehr viel zu tun. regionalHeute.de fragte nach, wie sich das auf die Überstundenkonten der Kameradinnen und Kameraden ausgewirkt hat.

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Symbolbild | Foto: Alexander Dontscheff

Region. In unserer Region gibt es mit Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter drei Städte, die eine Berufsfeuerwehr unterhalten. In der Vergangenheit berichtete regionalHeute.de wiederholt über die hohe Arbeitsbelastung und über explodierende Überstundenkonten der Kameradinnen und Kameraden. Doch wie hat sich die Situation in den letzten (Corona)-Jahren entwickelt und welche Prognosen gibt es für die Zukunft? regionalHeute.de fragte nach.



Zwischen 2018 und 2019 hatte sich die Zahl der Überstunden bei der Berufsfeuerwehr Braunschweig von 3.129 auf 6.819 mehr als verdoppelt, berichteten wir vor zwei Jahren. Inzwischen hat sich die Lage wieder etwas entspannt, wie die Stadt auf unsere Anfrage mitteilt.

Braunschweig: Über 4.000 Überstunden ausgezahlt


"In den Jahren 2020 und 2021 wurden bei der Berufsfeuerwehr Braunschweig rund 4.800 Überstunden geleistet, die in den beiden Jahren nicht abgebaut werden konnten", berichtet Rainer Keunecke vom Referat Kommunikation der Stadt Braunschweig. In 2022 habe es für die Jahre 2018 bis 2020 eine Überstundenauszahlung für einen Teil der Mitarbeitenden gegeben. Jedoch sei zu beachten, dass sich nicht alle für eine Auszahlung ausgesprochen hätten. Es sei eine Gesamtauszahlung in Höhe von rund 4.100 Stunden erfolgt. "Überstunden aus 2021 konnten hierbei noch nicht berücksichtigt werden", so Keunecke.


Bei der Berufsfeuerwehr Braunschweig gebe es zurzeit zirka 350 Stellen im feuerwehrtechnischen Dienst. Der prozentuale Anteil an unbesetzten Stellen betrage etwa 3 Prozent. Das liege im Bereich der normalen Fluktuation, betont der Pressesprecher.

Hohe Anforderungen an Bewerber


Die Berufsfeuerwehr bilde bedarfsgerecht jährlich 16 Anwärterinnen und Anwärter aus. Da die Ausbildung zwei Jahre andauere, befänden sich zur Zeit 32 Personen in der Ausbildung. Aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen (demographischer Wandel, hoher Personalbedarf in der Privatwirtschaft) werde es zunehmend schwieriger, qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber für den Feuerwehrdienst zu gewinnen. Darüber hinaus stellten für den Bereich der Berufsfeuerwehren die gesetzlich vorgeschriebene Vorbildung (abgeschlossene Berufsausbildung oder abgeschlossenes Hochschulstudium) zusammen mit der physischen und psychische Eignung für den Beruf hohe Ansprüche an geeignete Bewerberinnen und Bewerber.

Die Stadt Braunschweig biete daher jährlich bis zu sieben Ausbildungsplätze für Anlagenmechniker/innen, Energielektroniker/innen, Kfz-Mechatroniker/innen, IT-Systemelektroniker/innen und Tischler/innen an, mit dem Ziel, diese Auszubildenden anschließend für eine weitere zweijährige Ausbildung für den feuerwehrtechnischen Dienst zu übernehmen. "Dieses erfolgreiche System wird seit einigen Jahren praktiziert, so dass die Stadt Braunschweig auf diese Weise Brandmeisteranwärterinnen und –anwärter gewinnen konnte", berichtet Rainer Keunecke.

Mehrarbeit durch ungeplante Herausforderungen


Die Berufsfeuerwehr sei nach dem personellen Aufwuchs in den letzten Jahren personell gut aufgestellt. Aber gerade ungeplante Herausforderungen (wie zum Beispiel die Corona-Pandemie, der Ukraine-Konflikt, wetterbedingte Einflüsse wie Starkregen, Bombenräumungen) mit zusätzlichen Aufgaben für die Berufsfeuerwehr könnten nur mit Mehrarbeit geleistet werden, so das Fazit der Stadt.

Salzgitter: "Überstundenberg" wird abgebaut


Die Stadt Salzgitter kann derzeit keine konkreten Aussagen zu den Überstunden ihrer Berufsfeuerwehr treffen. Dies sei ein "aktuell nicht zu leistender Aufwand", so Simone Kessner, Pressespecherin der Stadt Salzgitter. Allgemein liege die Zahl der Überstunden der Beschäftigten der Berufsfeuerwehr im Schnitt über den Durchschnittsstunden der Mitarbeitenden der Kernverwaltung. Es sei aber eine signifikante Abnahme des „Überstundenberges“ in den letzten Jahren zu verzeichnen. "Diese positive Tendenz wird sich auch weiterhin fortsetzen und zu einer deutlichen Reduzierung der Überstunden bei der Berufsfeuerwehr führen, da entsprechende personelle Maßnahmen wie Erhöhung des Personalfaktors und Anzahl der Auszubildenden getroffen und umgesetzt worden sind", ist sich Kessner sicher.

Es gebe derzeit 213 Planstellen für den gesamten Fachdienst Feuerwehr inklusive Verwaltung. Von diesen seien zum Stichtag 1. August 207 Stellen besetzt gewesen. Für die sechs freien Stellen sei Personal im Zulauf (externe Einstellung sowie fertigwerdende Auszubildende). Gründe seien Altersabgänge und regelmäßige Fluktuation.

Wolfsburg: "Von vielen Einzelfaktoren abhängig"


Auch die Stadt Wolfsburg nennt keine konkreten Zahlen zu den Überstunden der Berufsfeuerwehr. "Die Anzahl der durchschnittlichen jährlich auftretenden Überstunden ist immer unterschiedlich und von vielen Einzelfaktoren abhängig", schreibt Janne Surborg vom Team Kommunikation der Stadt Wolfsburg. Durch Ausbildungsbeamte würde sich diese kurzfristig nach unten orientieren.

Die Berufsfeuerwehr Wolfsburg beschäftigt derzeit zirka 200 Einsatzbeamte. Es gebe regelmäßig Zu- und Abgänge. Dies halte sich im Durchschnitt immer die Waage. Somit seien freie Stellen grundsätzlich auch immer vorhanden, führten aber damit nicht automatisch zu einer Gefährdung des Sicherstellungsauftrages. "Unabhängig davon ist die Stadt Wolfsburg dauerhaft bemüht, externe Einstellungen von Bewerberinnen und Bewerbern durchzuführen und regelmäßig jedes Jahr einen Ausbildungsgang starten zulassen", so Surborg. Weiterhin habe die Berufsfeuerwehr Wolfsburg insgesamt 24 Ausbildungsbeamte, die auch den derzeitigen Bedarf deckten.


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