Warntag - Top oder Flop? Offiziell ein Erfolg, doch einige Handys blieben stumm

Der Warntag ist gelaufen. Jetzt geht es an die Aufbereitung. Viele Menschen wurden erreicht, offensichtlich aber nicht alle.

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Einige Nutzer bekamen die Warnmeldung schon um 10:59 Uhr.
Einige Nutzer bekamen die Warnmeldung schon um 10:59 Uhr. | Foto: Pixabay; regionalHeute.de

Region. Am heutigen Donnerstag, den 8. Dezember, fand der zweite bundesweite Warntag statt. Auch in der Region wurden die Alarmsysteme aktiviert. Vielerorts waren Sirenen zu vernehmen, auch Handys wurden mit Warnungen beschickt, denn erstmalig wurde das neue Cell Broadcast erprobt. Das Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) spricht bereits von einem Erfolg des Warntages und ruft zu einer Umfrage auf. Einige Menschen erreichte die Katastrophenwarnung aber nicht.



Pünktlich um 11 Uhr sollten deutschlandweit alle verfügbaren Warnsysteme erprobt werden. Dazu gehören Sirenen, Warn-Apps (NINA und Katwarn), Meldungen in TV- und Radio, Signaltafeln, Durchsagen mit Lautsprecherwagen und natürlich eine Mitteilung über das neue Cell Broadcast.

Behörden sind zufrieden


Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), zeigte sich zufrieden. In einer Pressemitteilung äußerte er sich zum Warntag 2022: „Nach vorläufigen Erkenntnissen war der bundesweite Warntag 2022 ein Erfolg! Das Zusammenspiel der einzelnen Systeme hat funktioniert und die Menschen sind auf das wichtige Thema Warnung aufmerksam geworden. Für abschließende Ergebnisse ist es noch zu früh. Die Rückmeldungen werden wir nun auswerten und damit das System weiter optimieren können.“

Cell Broadcast


Als flächendeckendes Warnmittel stand vor allem die neue Cell Broadcast-Technologie im Fokus. Damit sollen Warnmeldungen einfach und schnell an eine große Anzahl von Menschen versendet werden. "Mit keinem Warnmittel erreichen wir mehr Menschen. Sie ist daher für eine Alarmierung im Notfall sehr gut geeignet", erklärt Tiesler. Bei Cell Broadcast werde die Warnmeldung direkt auf die in einem bestimmten Abschnitt eines Mobilfunknetzes befindlichen empfangsfähigen Mobilfunkendgeräte versendet. Das BKK schränkt allerdings bereits ein: Ältere Geräte seien oftmals nicht in der Lage Cell Broadcast-Nachrichten zu empfangen, außerdem müssten sie auch eingeschaltet werden und dürften sich nicht im Flugmodus befinden.

Nicht alle erreicht


Dass man auch mit der neuen Technik nicht alle Menschen erreichen würde, wurde bereits im Vorfeld kommuniziert. Tatsächlich mehrten sich im Internet ab 11 Uhr die Berichte über nicht erfolgte Warnungen - viele Handys blieben einfach stumm. Dies kann mehrere Ursachen haben und dürfte nun auch Teil der Nachbetrachtung werden. So müsse man iPhones teilweise manuell auf den Empfang der Warnungen vorbereiten, ebenso ist der Empfang der Cell Broadcast-Nachrichten nicht auf allen Android-Geräten standardmäßig aktiviert. Die Technologie wurde in den vergangenen Wochen durch die Mobilfunkbetreiber eingerichtet und nach und nach auf den Geräten bereitgestellt - offensichtlich hat dies nicht für alle Nutzer geklappt oder sie haben schlicht im Vorfeld die Einstellungen nicht geprüft. Einen direkten Hinweis, dass dies zu Erfolgen habe, gab es allerdings nicht. Ganz pünktlich erreichte die Cell Broadcast-Meldung übrigens auch nicht jeden - so ging sie bei vielen um 10:59 Uhr ein, also eine Minute zu früh.

Noch nicht ganz fertig


Offiziell soll das System auch erst 2023 vollständig in den Warnmix integriert werden. Wie Ralph Tiesler berichtet, soll Cell Broadcast nun weiterentwickelt werden: „Mit der Einführung von Cell Broadcast haben wir unser Warnsystem der aktuellen Lebenswirklichkeit angepasst und den Wunsch vieler Menschen aufgegriffen, Warnungen direkt aufs Handy zu bekommen. Die Erkenntnisse aus dieser ersten bundesweiten Erprobung von Cell Broadcast und den übrigen Warnmitteln gehen nun in die Weiterentwicklung ein, bis das System ab 2023 allen warnenden Behörden zur Verfügung steht. Die Probewarnung hat gezeigt, dass unsere technische Infrastruktur robust ist und die technischen Probleme der Vergangenheit behoben sind. Die intensive Arbeit zur Einführung des neuen Warnkanals und der Härtung der bestehenden Infrastruktur hat sich gelohnt.“

Eine Umfrage von regionalHeute.de auf Instragram hat ergeben, dass 84 Prozent (Zwischenstand) der Befragten eine Warnung erreicht hat.

Die Warnapp-NINA scheint bei einigen Nutzern auch nicht angeschlagen zu haben. Das System ist allerdings von Grund auf von Einstellungen abhängig. Was genau zur Aktivierung beachtet werden muss, fasst das BKK auf seiner Internetseite zusammen: NINA Einstellungen

Keine Entwarnung: Während die Warnmeldungen vielerorts eintrafen, erfolge allerdings größtenteils keine Entwarnung. Diese sollte um 11:45 Uhr durchgegeben und der Warntag beendet werden. Wie das BKK allerdings nun mitteilte, sei eine Entwarnung beispielsweise über Cell Broadcast gar nicht erst erfolgt.

Probleme, wie noch am ersten Warntag 2020 scheint es laut BKK nicht gegeben zu haben, nun geht es wohl an die Auswertung und Optimierung der Warnsysteme.

Große Warntag-Umfrage


Bürger können dem BBK ab sofort ihre Erfahrungen zum Warntag auf www.warntag-umfrage.de mitteilen. Die Umfrage läuft bis zum 15. Dezember 2022. Die Ergebnisse sollen dann wissenschaftlich ausgewertet werden und in die weitere Optimierung des Warnsystems einfließen.


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