Weniger Stau, mehr Sicherheit: Wird der Verkehr bald am PC gesteuert?

Mittels der Navigationstechnologie NUNAV will Niedersachsen ganz neue Wege des Verkehrsmanagements beschreiten. Für jeden Fahrer sollen individuelle Lösungen angeboten werden.

Durch die neue APP sollen Staus verringert werden. Symbolbild
Durch die neue APP sollen Staus verringert werden. Symbolbild | Foto: Pixabay

Hannover. Niedersachsen macht bei der digitalen Verkehrssteuerung einen großen Schritt nach vorn. Mit der von dem früheren Startup Graphmasters entwickelten Navigationstechnologie NUNAV lässt sich der Verkehr auf Niedersachsens Straßen vom PC aus managen. Die Tage des bisherigen Verkehrsmanagements, das nur Informationen von Kameras und Schilderbrü­cken auswertet, seien vorbei. Stattdessen verfolgten die Verkehrsmanager die „Verkehrslage in Echtzeit" und neuer Qualität, entwickelten direkt am PC die besten Routen und stellten sie den Fahrerinnen und Fahrern per App zur Verfügung. Die dafür notwendige NUNAV-App sei kostenlos und funktioniere im gesamten deutschsprachigen Raum. Das teilt das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung in einer Pressemitteilung mit.


Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann: "Mit der ‚Verkehrslage in Echtzeit' sind wir das erste Bundesland, das die Verkehrsteilnehmenden mittels einer Navigationssoftware direkt, individu­ell und in Echtzeit zum Ziel bringen kann. So können wir die vorhandene Verkehrsinfrastruktur optimal auslasten und die Sicherheit auf unseren Straßen erhöhen. Selbst starker Anfahrtsverkehr zum Beispiel zu Stadien oder Impfzentren lässt sich steuern und Chaos auf Straßen oder Parkplätzen vermeiden. Dadurch leiden Fahrerinnen und Fahrer weniger unter Stau und Stress und die Umwelt weniger unter Feinstaub und Abgasen. Niedersachsen setzt mit dem Digitalen Verkehrsmanagement völlig neue Maßstäbe."

Individuelle Routen für jedes Fahrzeug


Bei Bedarf bekomme jedes Fahrzeug dann seine eigene Route, also den individuell besten und schnellsten Weg. Andere Navigationssysteme schickten in solchen Fällen alle Fahrzeuge zunächst über dieselbe Alternativroute, was dann auf dieser für Stau sorge. Außerdem habe die „Verkehrslage in Echtzeit" den Vorteil, dass ein Unfall schneller vom System erkannt werden könne als ein Notruf bei der Polizei eingeht.

„In dieses vom Land gemeinsam mit uns entwickelte System fließen die bisher schon vorliegenden, etwa über Messschleifen gewonnenen Verkehrsdaten ein und werden mit Echtzeit-Verkehrsdaten, so genannter Floating Car Data (FCD), verschmolzen", erläutert der Mitgründer und COO von Graphmasters Sebastian Heise. „Dadurch erhält das Land ein digitales Echtzeit-Verkehrslagebild. Denn, wenn man Verkehr effektiv lenken will, muss man zunächst einmal wissen, was auf den Straßen auch im Detail los ist."

Aktiver Zugriff auf ein Navigationssystem


Hinzu komme, laut Heise, dass das Land durch die kostenlose, werbefreie und datensichere NUNAV-Navigations-App ein Werkzeug an die Hand bekomme, mit dem Verkehr nun individuell gesteuert werden könne: „Die Verkehrslenkungskonzepte des Landes finden sich unmittelbar in den Streckenempfehlungen der Navigationsanwendung wieder. Niedersachsen ist damit das erste Bundesland, dessen Verkehrsmanagement aktiven Zugriff auf ein Navigationssystem hat. So kann Verkehr über bestimmte Routen gelenkt oder auch aus bestimmten Gebieten herausgehalten werden. Er wird digital und individuell gesteuert."

Da es keine Rolle spiele, ob Baustellen oder Unfälle auf Bundesautobahnen oder Bundes-, Landes- und Kreisstraßen den Verkehrsfluss behindern, fließen alle Verkehrs- und Baustelleninformationen in dem landeseigenen Verkehrsmanagement zusammen. Hierbei arbeitet die Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) mit den bisherigen Kooperationspartnern Region Hannover, der Polizei sowie der neuen Partnerin Autobahn GmbH zusammen.

"Vollkommen neue Möglichkeiten der Verkehrslenkung"


Eric Oehlmann, Präsident der NLStBV: „Erstmals erhalten wir mit dem neuen System einen ganzheitlichen Überblick der Verkehrslage für Niedersachsen. Hieraus ergeben sich vollkommen neue Möglichkeiten für Verkehrslenkung und Verkehrsmanagement insgesamt - und auch für meine Behörde. Wir wollen und werden uns als der zentrale Ansprechpartner für Mobilität in Niedersachsen etablieren. Es ist unser Ziel und Auftrag, den Verkehr in Niedersachsen mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung effizienter und flüssiger zu gestalten. Dann könnten zum Beispiel Blechschilder als Regelverkehrszeichen tatsächlich der Vergangenheit angehören."

Je mehr Verkehrsteilnehmende sich mittels NUNAV-App navigieren lassen, desto effektiver ist die Verkehrslenkung. Gekoppelt wird die App mit der Homepage der Verkehrsmanagementzentrale www.vmz-niedersachsen.de. Diese sei schon bisher ein Garant für verlässliche Informationen zur bundesweiten Verkehrslage sowie zu Stauprognosen oder Baustellen in Niedersachsen gewesen. Am 14. Januar geht außerdem die umfassend modernisierte Homepage online, erstmals mit Echtzeitdaten zur Verkehrslage mit einer „Pre-Routing-Funktion" und in für mobile Geräte optimiertem Design.


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