All-Gender-Toiletten in Schulen und Co. - Das plant die Stadt Wolfenbüttel

Durch die offizielle Anerkennung des Geschlechtseintrags „divers“ besteht hier Handlungsdruck für die Verwaltung.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Wolfenbüttel. Seit geraumer Zeit gibt es in Deutschland ganz offiziell nicht mehr nur Frau und Mann. Der Geschlechtseintrag „divers“ ist anerkannt. Das hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der Verwaltung. So stellt sich die Frage im Bereich der Toiletten öffentlicher Gebäude wie zum Beispiel Schulen, ob man auch sogenannte All-Gender-Toiletten für Menschen, die sich weder männlich noch weiblich bezeichnen, anbieten muss. Wir fragten bei der Stadt Wolfenbüttel nach, wie man hier mit dem Thema umgeht.



Konkreter Anlass ist die umfangreiche Sanierung der Toiletten in der Grundschule Karlstraße über die der Rat der Stadt in der kommenden Woche abstimmt. Wurde hier bereits an eine solche Toilette gedacht?

Kosten durch Rechtsanspruch?


Dass es in dieser Sache durchaus Handlungsdruck gebe, hatte im September letzten Jahres die Stadt Braunschweig den politischen Gremien verkündet. Die Niedersächsische Bauordnung sehe bereits jetzt die Einrichtung einer All-Gender-Toilette bei Neubauten vor. Zudem wolle man alle öffentlichen Bestandsgebäude prüfen, in wie weit man dort solche Toiletten nachrüsten müsse beziehungsweise könne. Man wolle Kosten vermeiden, die durch die Durchsetzung eines möglichen Rechtsanspruchs entstehen könnten, hatte es geheißen.

Und wie handhabt man die Sache in Wolfenbüttel? "Das Amt für Hochbau und Versorgungstechnik setzt natürlich genau die Forderungen der Niedersächsischen Bauordnung um, wo es baulich möglich ist", versichert Stadtsprecher Thorsten Raedlein. Teilweise könnten die Anforderungen in Bestandsgebäuden aufgrund von Platzmangel jedoch baulich nicht umgesetzt werden. Grundsätzlich finde aber immer die Prüfung auf Umsetzung statt und werde dann Teil der Planung und Umsetzung.

Gesamtkonzept in Arbeit


Was die Grundschule Karlstraße angeht, so sei im Rahmen der besagten Sanierung eine All-Gender-Toilette geplant. "Am Gesamtkonzept inklusive All-Gender-Toilette wird derzeit gearbeitet, da dieses weitere Mehrwerte gegenüber der Bestandssituation schaffen soll (zum Beispiel mehr Tageslicht, erhöhtes Sicherheitsgefühl, bessere Zugänglichkeit und Erreichbarkeit). Das Planungsergebnis wird in den kommenden Tagen mit dem Schulamt, der Gleichstellungsbeauftragten, dem Behindertenbeauftragten und anschließend der Schule besprochen", berichtet Thorsten Raedlein.

Bei jedem Bauprojekt, bei dem WC-Anlagen neu errichtet oder saniert werden, würden All-Gender-Toiletten berücksichtigt – zusätzlich zu WCs für Menschen mit Behinderungen, so wie es in der Niedersächsischen Bauordnung gefordert werde. Bei Neubauvorhaben sei in der Regel eine Abweichung davon nicht möglich oder müsse umfangreich begründet werden.

"Risiko auf Minimum reduziert"


Doch wie bewertet die Stadt Wolfenbüttel das Risiko der Folgen eines möglichen Rechtsanspruches auf All-Gender-Toiletten? "Durch die konsequente Prüfung auf Realisierbarkeit mit anschließender Abwägung zur Umsetzung (im Bestand) und per se Umsetzung (im Neubau) ist das Risiko aus unserer Sicht auf ein Minimum reduziert", ist sich der Pressesprecher sicher.


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