Arbeitskreis "Energiewende vor Ort": "Wie viele Windfarmen verträgt der Landkreis Wolfenbüttel?"




Die Ausstellung „Flächenbedarf und Landschaftsentwicklung“ des Arbeitskreises „Energiewende vor Ort“ ist seit dem 1. November im Herrenhaus Sickte zu besichtigen. Sie befasst sich mit der Ausweitung der Windenergienutzung im Landkreis Wolfenbüttel. Die Eröffnung erfolgte durch Samtgemeinde-Bürgermeisterin Petra Eickmann-Riedel. Sie stellte einführend heraus: „Der Umbau der Energieerzeugung wird die Landschaft im Landkreis Wolfenbüttel – also auch in der Samtgemeinde Sickte - in einem noch unvorstellbaren Ausmaß verändern“.

Um den Auseinandersetzungs- und Handlungsbedarf zu konkretisieren, verwiesen die Arbeitskreismitglieder Gudrun Beneke und Lutz Seifert im Anschluss an die Erläuterung der Ausstellungsinhalte auf die Broschüre des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB) zum Regionalen Energie- und Klimaschutzkonzept. Zwei darin enthaltene Zahlenszenarien geben Aufschluss darüber, wie sich der Großraum Braunschweig selbst zu 100% mit erneuerbaren Energien versorgen kann. Danach werden für die Nutzung von Windkraft noch 9200 bis 17500 ha benötigt Dem steht die ZGB-Potentialflächenkulisse mit 20000 ha gegenüber. Der Arbeitskreis (AK) unternahm den Versuch, diese Orientierungswerte auf den Landkreis Wolfenbüttel herunterzubrechen - unter Berücksichtigung der anteiligen Energieproduktion für die Städte Braunschweig und Wolfsburg. Auf der Grundlage zugänglicher Daten konnten für den Landkreis Wolfenbüttel rund 5000 ha an Potentialflächen ermittelt werden.

ZGB-Szenario 1 geht davon aus, dass der Energieverbrauch um 60% reduziert wird und 46% der Potentialflächen für Windkraftnutzung benötigt werden. Somit müsste - nach AK-Berechnungen - im Landkreis Wolfenbüttel der Raum für die Windkraftgewinnung von derzeit 450 ha um 2300 ha auf insgesamt 2750 ha erweitert, also versechsfacht werden.

ZGB-Szenario 2 basiert auf den Annahmen einer Energieverbrauchsminderung um 30% und einer Windkrafterzeugung auf 88% der Potentialflächen. Das hieße laut AK, im Landkreis Wolfenbüttel die Flächenbeanspruchung von aktuell 450 ha um 4400 ha auf 4850 ha zu erhöhen. Damit würden sich die Windkraftgewinnungsflächen mehr als verzehnfachen.

In der Diskussion wurde zum Flächen schonenderen Szenario 1 Zweifel laut, ob eine Energieverbrauchsminderung um 60% realistisch sei. In der Hoffnung, dass es aber auch nicht zu einer Verzehnfachung der Windränder kommt, wurde in weitgehender Übereinstimmung die Erstellung eines Rahmenkonzeptes als notwendig erachtet, um die etappenweise Ausweitung der Windenergienutzung auf der Grundlage landschaftsraumkonzeptioneller Überlegungen vornehmen zu können. Einige Gäste befürchten jedoch, der Ausbau der Windenergienutzung könne sich durch eine auf Weitsicht angelegte Rahmenplanung verzögern.

In den nächsten Wochen stellt der ZGB die Weichen für den Ausbau der Windenergie. Welche Sicht die den Landkreis vertretenden ZGB-Abgeordneten dazu haben, dazu gibt es bislang nur spärliche Anhaltspunkte. Alle scheinen den Ausbau der Windenergie irgendwie zu wollen.

Aus Sicht des Arbeitskreises ist erklärungsbedürftig: Wie verhält sich eine Versechs- bzw. Verzehnfachung der Windenergiegewinnungsflächen zum Leitbild, das in der ZGB-Broschüre zum Handlungsfeld „Landschaft“ umrissen ist? Dort heißt es: „Anlagen der Energiegewinnung, -speicherung und -verteilung werden als harmonischer Teil der Landschaft wahrgenommen.“ Eine öffentliche Diskussion der politischen Entscheidungsträger mit der Bürgerschaft zu den siedlungs- und landschaftsräumlichen Konsequenzen der beiden ZGB-Szenarien steht an.


mehr News aus Wolfenbüttel


Themen zu diesem Artikel


Bürgermeister Bürgermeister Wolfenbüttel