Einen Tag vor dem Besuch des Bundesumweltministers Altmaier in der Asse haben Bürgerinitiativen und Verbände heute in Hannover Zweifel und Mißtrauen geäußert, dass Bund und Land es mit der Räumung des Atommülls aus der Asse wirklich ernst meinen.
Seit 2009 verspräche der Bund mit wachsender Intensität und ständig wechselndem Personal, Konsequenzen aus dem Debakel Asse 2 zu ziehen und den Müll, der dort nie hätte gelagert werden dürfen, wieder heraus zu holen. Die Realität sieht nach Auffassung des Asse 2-Koordinationskreises aber anders aus: "Während die Maßnahmen zur Rückholung nicht vorankommen, wird die Flutung der Asse so, wie sie der alte Betreiber geplant hat unmittelbar vorbereitet", behaupten die Asse-Aktivisten.
"Wir haben kein Vertrauen", erklärt Andreas Riekeberg vom Asse 2-Koordinationskreis, "dass nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt jemand den Notfall ausruft und mit der Flutung beginnt. Wenn es tatsächlich noch bis 2036 dauern sollte, bis die Rückholung beginnt, dann wäre ja immerhin 24 Jahre Zeit, in der jederzeit geflutet werden kann. Sind jedoch erst einmal die Schleusen geöffnet, lässt sich der Atommüll nicht mehr zurückholen."
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bereite derzeit durch verschiedene Maßnahmen die Flutung der Asse vor, nicht aber die Beherrschung größerer Wasserzutritte, meinen die Asse-Aktivisten. Das ergäbe der detaillierte Vergleich des sogenannten Notfallkonzeptes des BfS für die Asse mit dem Konzept Vollverfüllung des alten Betreibers GSF durch Dr. Frank Hoffmann vom Asse 2-Koordinationskreis.
Demnach würde es bei einer Flutung der Asse in unbekannten Zeiträumen an unbekannten Orten in Norddeutschland zu einer Freisetzung von Radioaktiviätt in unbekanntem Ausmaß kommen. Nach einem Strömungs- und Transportmodell von Dr. Ralf Krupp aus dem Jahr 2010 werde dies innerhalb weniger Jahre geschehen.
[image=5e1764c7785549ede64ccec6]Summa: Der Asse II-Koordinationskreis der Bürgerinitiativen lehnt eine Flutung der Asse strikt ab. Die unabsehbaren Schädigungen von Mensch und Umwelt sind nicht zu veranworten. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat umgehend andere Konzepte für den Notfall des auslegungsüberschreitenden Lösungszutritts zu entwickeln und mit Hochdruck an der Umsetzung der Rückholung zu arbeiten.
BfS weist Vorwürfe zurück
Ein Sprecher des BfS hat den Vorwurf gegenüber WolfenbüttelHeute.de dementiert: "Das BfS bereitet nicht die Flutung der Asse vor, sondern setzt alle Kraft daran, die Asse so schnell wie möglich sicher stillzulegen. Das ist nach allem was wir wissen nur möglich, wenn wir die Abfälle herausholen. Damit wir überhaupt sicher in der Asse arbeiten können, müssen wir das Grubengebäude durch
die sogenannten Vorsorgemaßnahmen zuvor stabiliiseren."
Asse-Kammer wird am Freitag angebohrt
Am morgigen Freitag beginnen nach dem Besuch des Bundesumweltministers Peter Altmaier die Bohrarbeiten an der mit radioaktiven Abfällen gefüllten Einlagerungskammer 7 im Endlager Asse. Dies teilte das BfS am heutigen Abend mit. Demnach wurden heute die letzten Genehmigungsvoraussetzungen hierfür erfüllt. Damit kann der erste Schritt der Probephase für die Rückholung beginnen. Mit der Probephase will das BfS die offenen Fragen klären, wie die Abfälle aus der Asse zurückzuholen sind.
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