Auftragskiller sollte ihn erschießen: Jetzt spricht das Opfer

Es wäre eine Hinrichtung gewesen - ein 36-Jähriger sollte durch einen Auftragskiller erschossen werden. Doch gerade der vermeintliche Killer rettete ihn. regionalHeute.de hat mit dem potentiellen Opfer gesprochen.

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Symbolfoto | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Die Tat, die einer 41-Jährigen und ihrer 69-jährigen Mutter vorgeworfen wird, klingt wie aus einem Krimi. Die beiden Frauen sollen einen Auftragskiller angeheuert haben, um den Ex der 41-Jährigen erschießen zu lassen. Im Gespräch mit regionalHeute.de spricht der 36-Jährige darüber, wie er von den Mordplänen seiner ehemaligen Lebensgefährtin und deren Mutter erfahren hat und wie es ihm dabei ging.



Um sich und seine Familie zu schützen, möchte der 36-Jährige anonym bleiben - zumindest bis zum Gerichtsprozess. Besonders, weil ein Kind im Spiel ist, sagt er am Telefon. Über das, was geschehen sollte, möchte er aber dennoch sprechen. Weil er möchte, dass auch seine Sicht der Dinge dargestellt wird. Vor allem, weil die Frauen Anschuldigungen gegen ihn erheben, die nicht stimmen würden. Im Raum steht auch, dass er aus Rache getötet werden sollte, weil er seine ehemalige Lebensgefährtin geschlagen haben soll und dass er ein Spieler sei. "Das sind reine Schutzbehauptungen", ist er sich sicher. Und dann erzählt der 36-Jährige, wie er von dem Mordauftrag erfahren hat.

"Das ist einfach unmenschlich"


An den Tag, als die Polizei vor seiner Tür stand und ihm erklärte, dass er Opfer eines Auftragsmordes werden sollte, erinnert sich der 36-Jährige noch gut. Bis zu dem Zeitpunkt der Festnahme der beiden Frauen war er vollkommen ahnungslos. "Das war erstmal schon ein Schock. Als mir die Polizei dann alles erzählt hat und mir sagte, dass die beiden festgenommen wurden, ist die Anspannung schon abgefallen. Und außerdem musste ich in erster Linie dann für meinen Sohn da sein", sagt er. Der lebe nun bei ihm. Dennoch sei er über die Skrupellosigkeit seiner Ex und deren Mutter erschrocken und sei fassungslos. Und es zeige, wie verantwortungslos seine ehemalige Freundin sei. "Sie hätten damit ja auch das Kind bestraft", sagt er.

Der Streit über das Sorgerecht und angeblich ausstehende Geldschulden würde schon eine ganze Weile schwelen und habe auch bereits zu einigen Gerichtsterminen geführt. Auch Drohungen habe es viele gegeben. Doch, dass ihn jemand kaltblütig umbringen lassen wollte, hätte er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können. "Sie haben mir schon gedroht und geschrieben, dass ich meine Strafe schon kriegen werde und ich das Kind nicht mehr sehen darf. Aber man denkt doch nicht, dass die sowas machen. Das ist einfach unmenschlich."


Er sollte regelrecht hingerichtet werden


Der 36-Jährige sollte durch Schüsse in Herz, Mund und Kopf getötet werden. Und das, noch bevor der nächste Gerichtstermin im Sorgerechtsstreit anstand. Schon länger habe es Streit um das Sorgerecht gegeben, immer wieder habe er einklagen müssen, seinen Sohn zusehen. Immer wieder sei ihm der Umgang verwehrt worden, obwohl beide das Sorgerecht hatten. "Irgendwann ist es immer komischer geworden und auch meine Eltern durften den Kleinen nicht mehr sehen. Aber ich habe nicht locker gelassen. In der Woche nach dem geplanten Mord sollte der nächste Gerichtstermin sein. An dem Donnerstag habe ich noch einige Droh-WhatsApp bekommen und am Samstag sollte er mich dann umlegen. Sie hat mir sogar noch eine Nachricht geschrieben, dass ich meinen Sohn dann Samstag abholen kann. Da sieht man mal, wie kaltblütig das alles war", sagt er fassungslos. Auch die Art und Weise, wie er sterben sollte, sei absolut kaltblütig. "Das wäre eine Hinrichtung gewesen."

Vermeintlicher Killer geht zur Polizei


Dass er heute noch am Leben ist und sich um seinen kleinen Sohn kümmern kann, hat er dem Mann zu verdanken, der ihn eigentlich umbringen sollte. Dieser hat nämlich, statt seinen "Auftrag" auszuführen, die Polizei informiert. "Dass er zur Polizei gegangen ist, war mein Glück. Wenn er nur gesagt hätte, er macht es nicht, hätten sie vielleicht einen anderen gefunden, der es getan hätte."

Der Mann aber ging zum Schein auf den Auftrag ein, nahm sogar das Geld an und wandte sich dann an die Polizei. Und die erarbeitete einen Plan, um die Frauen zu überführen. Am 2. Dezember - einen Tag bevor der 36-Jährige erschossen werden sollte - fand dann ein überwachtes Treffen an der B79 in Höhe des Kalkwerks in Wolfenbüttel statt. Der Mann gab vor, bei dem Treffen letzte Details für die Tötung besprechen zu wollen. Das Gespräch wurde durch die Polizei mitgehört und aufgezeichnet. Kurz danach konnten beide Frauen festgenommen werden.

Den Mann kennt er nicht, hatte noch nie Kontakt zu ihm. Erst vor Gericht würde er zum ersten Mal auf den Mann treffen, der ihn erschießen sollte und den Mord an ihm am Ende vereitelt hat. Der 36-Jährige wird als Nebenkläger auftreten und will vor Gericht seine Seite der ganzen Geschichte erzählen.

Einiges soll klargestellt werden


In seiner Aussage hofft er auch erklären zu können, dass die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen nicht stimmen. Zum Bespiel, dass er sich lediglich um 20.000 Euro Schulden gehandelt habe, die er aber zurückgezahlt habe. Woher die 80.000 Euro stammen sollen, die er erhalten, aber nicht zurückgezahlt haben soll, wisse er nicht. Doch er hat einen Verdacht. "Das sind alles Lügen und Behauptungen, die meine Ex schon in einer früheren Beziehung abgezogen hat. Mit ihrem Ex-Mann. Ich stehe seit der Trennung von ihr täglich in Kontakt mit ihm und er hat mir das selber erzählt. Es ist die gleiche Geschichte, die sie jetzt auch behauptet. Auch damals ging es um Sorgerecht, angeblich nicht zurückgezahlte Schulden und Gewalt", sagt er und beteuert, dass er seine Aussagen und Behauptungen belegen könne. Auch bei dem Gerichtstermin wollte er für Klarheit sorgen und beweisen, dass die Aussagen seiner Ex nicht stimmen würde. "Und deshalb sollte er mich umbringen."

Angst, dass nun noch einmal jemand versuchen wird, ihn zu töten, habe er nicht. Die Polizei habe ihm versichert, dass keine Gefahr mehr bestehe, da die Tat von den beiden Frauen ausgehen sollte - und die sitzen seit Dezember in Untersuchungshaft. Verwandte, die den Auftrag nun doch noch irgendwie ausführen könnten, würde es bis auf den Vater seiner ehemaligen Lebensgefährtin in Deutschland nicht geben. Sicher könne man sich aber nicht sein.


Dass seine Ex und ihre Mutter für das Vorhaben, ihn zu töten zu lassen, verurteilt werden, daran hat der 36-Jährige keinen Zweifel. Es würde zu viele Beweise geben. Unter anderem hat die Polizei ja das Treffen zwischen der 41-Jährigen und dem vermeintlichen Killer aufgezeichnet. "Die Sachlage ist für mich eindeutig."

Der Prozess beginnt am 17. Mai vor dem Braunschweiger Landgericht. Vier Verhandlungstage sind angesetzt. Das würde bedeuten, dass am 2. Juni das Urteil fallen könnte.


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