Wolfenbüttel. Die Solidarität mit Pfarrer Matthias Eggers wächst weiter. Nachdem sich bereits viele Gemeindemitglieder hinter den Pfarrer der St. Petrus-Pfarrei in Wolfenbüttel stellten, tut dies nun auch Bürgermeister Ivica Lukanic. In einem offenen Brief an Bischof Heiner Wilmer findet er deutliche Worte.
Eggers hatte in einem Interview mit der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" das Bistum Hildesheim und insbesondere Bischof Heiner Wilmer heftig kritisiert. Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche seien nicht konsequent vorangetrieben worden. Eggers erklärte, er halte das Versprechen, das Bischof Heiner Wilmer bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren gab, im Missbrauchsskandal "jeden Stein umzudrehen", als "verbale Fassade".
Zuspruch aus der Kirchengemeinde
Dafür erntete Eggers wiederum Kritik vom Bistum Hildesheim. Wilmer soll den Wolfenbütteler Pfarrer aufgefordert haben, eine "freiwillige Auszeit" zu nehmen. Anderenfalls behalte er sich vor, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Zuspruch erfährt Eggers von seiner Kirchengemeinde. Für den heutigen Sonntag wurde um 11 Uhr zu einem Gottesdienst aufgerufen, um Solidarität mit Pfarrer Matthias Eggers zu zeigen.
Bürgermeister findet klare Worte
Unterstützung bekommt Eggers nun auch von Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic. Dieser veröffentliche einen öffentlichen Brief an Bischof Wilmer. Lukanic macht darin deutlich, dass er sich, wie bereits viele Bürger, hinter den Pfarrer stelle und die Haltung des Bischofs keinesfalls teile.
"Das mutige und notwendige Statement von Pfarrer Matthias Eggers hat offensichtlich und für mich nicht nachvollziehbar dazu geführt, dass er von Ihnen aufgefordert wurde, sein Amt als Pfarrer innerhalb der nächsten 14 Tage niederzulegen. Sollte er dies nicht tun, droht ihm von Ihrer Seite ein Amtsenthebungsverfahren.
Ich betone, dass ich Ihre Haltung nicht teile und Ihre Reaktion auf die offenen Worte des Pfarrers ablehne. Ich glaube, dass Pfarrer Eggers durch sein mutiges Handeln und seine Bereitschaft, Missstände öffentlich anzusprechen, einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung von Missbrauchsfällen leistet und nicht, wie Sie behaupten, „dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt“ hat.
Mit Verlaub, dies machen Sie mit Ihrer völlig übertriebenen Reaktion. Ich bin erschüttert über die Entwicklung und fordere Sie auf, im Sinne aller Betroffenen, den Diskurs zu führen und ihn nicht etwa durch personelle Maßnahmen zu beenden. Sie zementieren die Sprachlosigkeit der Opfer, wenn Sie ihnen die Stimme, die ihnen durch Fürsprecher wie Herrn Eggers gegeben wird, angreifen und befördern die Verschwiegenheit der Täter", schreib Lukanic.
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