Corona-Lage im Klinikum: Anzahl der Intensivbetten erhöht

Das Klinikum Wolfenbüttel ist laut eigener Aussage gut auf die COVID-19-Lage vorbereitet.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Wolfenbüttel. Drei Wochen sind vergangen, seitdem die Bundesregierung den Krankenhäusern den Umstieg auf den Notfallbetrieb verordnet hat. Ging es also zunächst darum, nicht dringend notwendige stationäre medizinische Behandlungen und Operationen auf unbestimmte Zeit zu verschieben und so Kapazitäten für die verstärkt zu erwartenden Patienten mit COVID-19 zu schaffen und sich dafür zu organisieren, so hat sich seitdem eine ganz andere und der Situation angepasste Routine in den Abläufen im Krankenhaus entwickelt. Dies berichtet das Klinikum Wolfenbüttel.


„Auf der einen Seite wird das übliche Geschehen der akut-stationären Notfallmedizin und der unaufschiebbaren Behandlungen routiniert fortgesetzt. Ungewohnt für die Patienten ist die von Anfang an ergriffene und seitdem konsequent umgesetzte Maßnahme, dass alle Mitarbeiter und alle Patienten einen Mund-/Nasenschutz zu tragen haben, um sich gegenseitig zu schützen“ erklärt der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Dirk Hausmann. „Auf der anderen Seite haben wir unsere Aufnahmeprozesse so kanalisiert, dass jeder Patient beim Eintreffen am Eingang der Zentralen Ambulanz zunächst hinsichtlich der COVID-19-relevanten Symptome befragt wird. Ergibt sich daraus ein Verdacht auf COVID-19 und ist eine stationäre Aufnahme nötig, so wird dieser Patient sofort isoliert (einzeln) untergebracht und getestet. Die Isolierung wird erst aufgehoben, wenn der Test negativ war und die klinischen Symptome dazu passen. In Einzelfällen ist zur Sicherheit noch eine Computertomographie nötig, die von unserem Kooperationspartner Neuradia unter der Leitung Herrn Dr. Weises rund um die Uhr zuverlässig und zügig erbracht und sofort befundet wird“ sagt Prof. Hausmann, der als Chefarzt der Kardiologie mit seiner Abteilung für die Isolierung und Entisolierung aller COVID-19-Verdachtsfälle zuständig ist. Dazu sind beide Stationen in der ersten Etage von anderen Patienten freigeräumt worden. „Auf der Wahlleistungsstation 1.2 mit ihren 28 Zimmern ist räumliche Möglichkeit der Einzelunterbringung am besten zu organisieren gewesen. Das heißt aber auch, dass aktuell kein Patient ein Ein-Bett- oder ein Zwei-Bettzimmer buchen kann und diese zusätzliche Einnahmemöglichkeit für das Krankenhaus vorerst komplett entfallen ist,“ so Geschäftsführer Axel Burghardt. „ Allerdings war diese Entscheidung alternativlos. Die Nebenstation ist zur Zeit zweigeteilt: im hinteren Bereich sind die positiv getesteten COVID-19-Patienten untergebracht, im vorderen Bereich können bei Bedarf weitere Verdachtsfälle versorgt werden“.

Die vollständige Trennung des Pflegepersonals und der Patienten dieser Etage vor allen anderen Mitarbeitern und Patienten sei ein ganz wesentlicher Teil des Schutzkonzepts. Das sei zwar durch die Einzelunterbringung je Zimmer und die Arbeit unter Vollschutz sehr personalintensiv und anstrengend. Andererseits sei die Isolierung, wenn auch nicht in diesem Umfang, ganzjährig geübte Routine des gut ausgebildeten Pflegepersonals, ist sich die stellvertretende Pflegedirektorin Wenke Lubosch sicher.

Keine Testung auf Wunsch möglich


Zurück zur Zentralen Ambulanz. Eine Testung auf COVID-19 wird dort nur vorgenommen, wenn aufgrund der Symptome eine stationäre Aufnahme dringend nötig ist. Das Personal hält sich streng an die Weisungen des Robert-Koch-Instituts. Wer keine stationäre Behandlung braucht, aber dennoch Infektionszeichen hat für den steht der Weg über die telefonische Abklärung durch den Hausarzt offen, der gegebenenfalls über die Kassenärztliche Vereinigung oder das Abstrichteam des DRK eine Testung veranlasst.

Alle Notfallpatienten ohne Anzeichen einer Infektion werden innerhalb der vorhandenen Fachabteilungen so gezielt behandelt wie immer. Burghardt: „Alle Abteilungen arbeiten wie gewohnt hoch konzentriert und motiviert in der Routinenotfallversorgung. Statt der üblichen fünf bis sechs Operationssäle pro Tag haben wir an den normalen Wochentagen jetzt zumeist zwei, maximal drei, volle Operationssäle mit nicht verschiebbaren, das heißt dringend notwendigen Operationen laufen. In besonderen Notfällen, wie zum Beispiel Kaiserschnitten, wird sofort ein weiterer OP-Saal geöffnet, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Die kardiologische Funktionsdiagnostik, das Herzkatheterlabor und die Endoskopie arbeiten ihr durch den Wegfall der terminierten Einbestellungen reduziertes Programm ebenso souverän ab wie der Kreißsaal. Wichtig ist auch die durch die Experten unseres Klinikums sichergestellte Weiterführung der Krebsbehandlungen“.

Ungewohnt leer seien die Krankenhausflure trotzdem, denn die von der Regierung festgesetzten Besuchsverbote werden strikt eingehalten. Nur werdende Väter und einzelne direkte Angehörige von Palliativpatienten dürfen ihre Lieben noch stundenweise im Krankenhaus besuchen. „Wir wissen, dass diese Regelungen sehr hart sind und kranke Menschen Trost und Zuwendung brauchen. Aber am besten helfen Sie den Patienten im Krankenhaus, wenn Sie telefonisch in Kontakt bleiben. Wir selbst tun unser Bestes und investieren gern auch mehr Zeit in der Ansprache unserer Patienten“, versichert Professor Hausmann. Die Telefonhotline (05331/9341010) zur Vereinbarung telefonischer Angehörigengespräche mit dem behandelnden Arzt wird häufig genutzt. Sehr wichtig sei aber auch die Einhaltung der Abstandsregeln, wenn sich Patienten mit Angehörigen vor dem Krankenhauseingang treffen, um sich gegenseitig zu schützen. „Sich dabei in den Arm zu nehmen, ist zwar verständlich, aber gefährdet kranke Menschen vollkommen unnötig und sollte im eigenen Interesse dringend unterlassen werden“, legt Wenke Lubosch den Menschen ans Herz.

Umfassende Vorbereitung auf weitere Infektionspatienten


Insgesamt hat sich das 283-Betten-Klinikum durch seine Maßnahmen auf eine deutliche Zunahme an COVID-19-erkrankten Patienten eingestellt. „Die Zahl der Intensivbetten ist wie schon zuvor berichtet von 16 auf 26 erhöht worden, die Zahl der Beatmungsplätze von 10 auf 26“, berichtet der unter anderem für die Intensivstation zuständige Chefarzt Dr. Tobias Jüttner. Die komplette erste Etage, die im Routinebetrieb 86 Betten hat, dient dem beschriebenen Management von bestätigten oder noch zu isolierenden Verdachtsfällen. Weitere Stationen könnten bei Bedarf hinzugenommen werden. Mit der Stadt und dem Landkreis sind Vorgespräche geführt worden, um an anderer Stelle im Stadtgebiet vorübergehend Unterbringungskapazitäten für Krankenhauspatienten zu schaffen.

Aktuelle Zahlen


Am Montagvormittag werden im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel vier Patienten mit bestätigtem COVID-19 behandelt, zwei davon auf der Intensivstation. Ein weiterer Patient ist wieder genesen und wartet auf die Unterbringung in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung. Täglich sind darüber hinaus im Schnitt sechs bis 14 Patienten isoliert untergebracht und warten auf ihr Testergebnis. Sterbefälle mit nachgewiesenem COVID-19 gab es bisher im Städtischen Klinikum Wolfenbüttel erfreulicherweise noch nicht.


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