Wolfenbüttel. Im Fall der von einer Skifreizeit aus Italien vorzeitig zurückgeholten Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Wallstraße wirft die AfD-Stadtratsfraktion der Schule ein Fehlverhalten und dem Gesundheitsamt Nachlässigkeit vor. Sie fordert die betroffenen Schüler und Lehrkräfte unter Quarantäne zu stellen. Das teilt die Fraktion in einer Presseinformation mit.
Wie berichtet hielten sich die Oberstufenschüler im norditalienischen Natz (Provinz Bozen) auf, als die Infektionsrate mit dem Coranavirus in Norditalien plötzlich anstieg und die italienischen Behörden begannen ganze Gemeinden abzuriegeln. Die Schüler waren zu dieser Zeit über 100 Kilometer von den betroffenen Regionen entfernt. Dennoch entschied die Schulleitung Schüler und Lehrer vorzeitig zurückzurufen. Man wollte der Gefahr vorbeugen, dass die Grenzen geschlossen werden und eine Abreise dann nicht mehr ohne Weiteres möglich gewesen wäre.
Die Teilnehmer der Freizeit kehrten somit am vergangenen Mittwochabend von ihrer Skifreizeit zurück. Da die Falldefinitionen nicht erfüllt und keine Kinder erkrankt gewesen seien, wären keine weiteren Maßnahmen erforderlich gewesen, teilte der Sprecher des Landkreises Wolfenbüttel seinerzeit auf Anfrage von regionalHeute.de mit. Anders handelte man im benachbarten Landkreis Goslar. Hier empfahl man den Teilnehmern einer Skifreizeit als Vorsichtsmaßnahme vorerst freiwillig zu Hause zu bleiben.
Verdachtsfälle in Südtirol
Das Vorgehen der Wolfenbütteler Schule und des Gesundheitsamtes führt nun zur Kritik der Wolfenbütteler AfD-Stadtratsfraktion. "Obwohl laut Südtirol-Information in Bozen alleine bis Dienstag fünf Corona-Verdachtsfälle gemeldet wurden und diese Region als 'Risiko-Region' klassifiziert ist, hatte die Schulleitung der IGS-Wallstraße entschieden, die Kinder vorzeitig nach Hause zu holen", schreibt diese in ihrer Presseinformation.
AfD-Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Heid fordert mit seiner Fraktion eine Quarantäne für die Italien-Rückkehrer. Foto: Anke Donner
Und weiter: "Alle rückgekehrten Schüler, aber auch die erwachsenen Begleitpersonen, könnten nun als potentielle Träger des Virus für eine Verbreitung der Krankheit in und um Wolfenbüttel sorgen. Aus Sicht der AfD-Fraktion ist es vollkommen unbegreiflich, dass keinerlei weitergehenden Maßnahmen eingeleitet wurden, um das Risiko einer Verbreitung des Corona-Virus auszuschließen. Auch das aus Sicht der AfD-Fraktion nachlässige Reagieren des Gesundheitsamtes ist zu kritisieren. Verantwortungsvoll wäre es, – und muss es noch immer sein! – wenn alle Italien-Rückkehrer für den Zeitraum einer Quarantäne zumindest in 'Heim-Quarantäne' blieben, wenn schon weitergehende Kontrollen über qualifiziertes medizinisches Personal nicht in Anspruch genommen wird. Es gilt, jedes, auch jedes noch so kleine Risiko für die Wolfenbütteler Bevölkerung, auszuschließen."
Ein bestätigter Infektionsfall
Tatsächlich teilte die Provinz Bozen bereits am Montagabend mit, dass ein erster wahrscheinlicher Infektionsfall in Südtirol aufgetreten ist. Ein junger Mann habe zwar keine Symptome gezeigt, ein erster Test - der später noch einmal bestätigt wurde - sei jedoch positiv ausgefallen. Angesteckt hatte er sich vermutlich in einem rund 300 Kilometer von Bozen entfernten Ort, in der Nähe von Mailand. Vier weitere Verdachtsfälle meldete die Südtiroler Landesverwaltung am Dienstagabend, die bereits am Mittwochmorgen als negativ bestätigt wurden. In den weiteren Tagen sprach man von einer stabilen Lage. Es gab keine neuen Verdachtsfälle.
Am Freitagabend dann veröffentlichte die Provinz Bozen eine Meldung, dass das Ministerium für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg eine positiv getestete Infektion mit dem Coronavirus an einem Mann gemeldet habe, der von einem Kurzurlaub in Südtirol zurückgekehrt war. Man gehe jedoch davon aus, dass sich der Tourist, der in einer Herberge rund 50 Kilometer von Natz untergekommen war, nicht in Südtirol infiziert habe.
Weitere Tests negativ
Vier Gäste der Herberge, die sich mit der deutschen Reisegruppe des Mannes dort aufgehalten hatten, wurden vorsorglich auf eine Infektion getestet und das Ergebnis ist bei allen negativ ausgefallen, wie die Landesverwaltung am gestrigen Samstagmittag mitteilte. Dies war kurz nach dem Eingang der Pressemitteilung in unserer Redaktion.
Auf Nachfrage am heutigen Sonntag hält Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Heid dennoch weiter daran fest: Die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Wolfenbüttel fordert alle verantwortlichen Personen, auch im Umfeld der Schüler, aber auch das Gesundheitsamt Wolfenbüttel auf, notwendige Schritte schnellstens umzusetzen, eine mögliche Gefahr einzudämmen. "Selbstverständlich sollten bis auf Weiteres Kontakte „nach außen“ der betroffenen Personen vermieden werden, um eine Verbreitung des Virus auszuschließen, bis sichergestellt ist, dass keinerlei gesundheitlichen Risiken durch die Rückkehrer bestehen", heißt es.
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