Das Abitur startet: "Die Schüler machen keine Jubelsprünge"

Heute starten die Abiturprüfungen in Niedersachsen. Bereits im Vorfeld hatte es aufgeheizte Diskussionen über das "Corona-Abitur" gegeben, letztlich wurde jedoch entschieden, dass die Prüfungen geschrieben werden. Den Schülern solle aber kein Nachteil aus dem "Corona-Abitur" erwachsen.

von


Trotz Corona: Heute starten die Abiturprüfungen. Symbolbild.
Trotz Corona: Heute starten die Abiturprüfungen. Symbolbild. | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Nur an einer Schule in Wolfenbüttel wird in diesem Jahr Abitur geschrieben: der IGS Wallstraße. Und wie für tausende andere Schüler in Niedersachsen, beginnen auch für die Abiturienten der Gesamtschule am heutigen Montag die Prüfungen mit der Geschichtsklausur. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie stehen Schüler und Lehrer in Prüfungszeiten vor einer besonderen Herausforderung. regionalHeute.de hat bei der Schulleiterin der IGS Wallstraße, Ursula Miege, nach dem Stand der Dinge gefragt.


Während das Abitur schon in normalen Jahren für Nervosität unter den Schülern sorgt, ergänzt in diesem Jahr das Coronavirus den Prüfungsstress. Genau diese Situation hatte im Vorfeld der Prüfungen für Diskussionen gesorgt. Die einen wollten die Prüfungen wie gehabt schreiben lassen, die nächsten sie weiter verschieben oder besonders bewerten, manche wollten sie gar ganz absagen. Zumindest letzteres wurde bereits frühzeitig ausgeschlossen: Den Schülern würde ein zu großer Nachteil zugemutet, wenn man das Abitur einfach ausfallen ließe.

Diese Entscheidung bekräftigte Kultusminister Grant Henrik Tonne (SPD) noch einmal in einer Pressemitteilung: In allen Bundesländern würden Prüfungen stattfinden. Daher müsse das auch in Niedersachsen der Fall sein. Der Nachteil, der für die Niedersächsischen Schüler entstünde, wäre einfach zu groß. Und, so Tonne weiter, mit den zusätzlichen Schultagen nach den Osterferien und den vom Land erarbeiteten Hygienemaßnahmen sehe er Schulen und Schüler gut auf den Prüfungszeitraum vorbereitet.

Angespannte, aber normale Abiturstimmung


Zumindest um die Infektionen macht sich Ursula Miege, die Schulleiterin der integrierten Gesamtschule Wallstraße, keine Sorgen. "Die Schüler müssen sich am Eingang die Hände desinfizieren. Das Abitur wird in der Mensa geschrieben, da können wir ausreichend Platz zwischen den Tischen schaffen." Außerdem trügen die Lehrkräfte beim Einsammeln und Ausgeben der Prüfungsbögen Handschuhe, die Handys würde nicht mehr eingesammelt, sondern von den Schülern selbst auf einem separaten Tisch abgelegt. "Um eine Infektion", erklärt Miege, "mache ich mir in der Schule keine Sorgen."

Eine andere Geschichte sei das Abitur. Natürlich sei die Situation besonders, so Miege, aber den Schülern sei heute Morgen nichts weiter als die normale Nervosität anzumerken gewesen. "Natürlich macht hier jetzt niemand Luftsprünge. Alle waren angespannt, aber auch hoffnungsvoll", so Miege. Das unterscheide sich nicht so sehr von vorherigen Abiturjahrgängen. Denn kurz vor und während der Prüfung hätten die Schüler vor allem eine Sorge: ein gutes Abitur abzulegen.

Knackpunkt Vorbereitung: Wenn Existenzängste das Lernen erschweren


Viel entscheidender sei die Vorbereitung auf das Abitur gewesen, denn die habe sich deutlich anders vollzogen, als in normalen Jahren. Lerngruppen fanden nicht statt, zwei Wochen schulische Vorbereitung seien einfach unterbrochen worden. Das fehle jetzt, glaubt Miege. Auch wenn die zwei Wochen Unterricht nachgeholt worden seien und das bis kurz vor dem Abitur, so ergäbe sich daraus nur ein kleiner Vorteil. Der relativiere sich aber wieder, wenn man die Lernsituation in die Gleichung mit aufnimmt.

Denn, erzählt Miege, dies unterscheide sich nicht nur wegen des Unterrichtsausfalls von vorherigen Jahrgängen. Bei vielen Schülern seien die Eltern und Geschwister zu Hause. Im besten Fall arbeiteten die Eltern nur im Home-Office, im schlimmsten Fall jedoch in Kurzarbeit ohne Aufstockung. Zuhause, weil der Arbeitgeber aktuell keine Verwendung für sie habe. Die Folge seien Existenzängste. Das ginge nicht an den Schülern vorbei, gerade ältere Jahrgänge sorgten sich um die Zukunft der Familie. Eine Situation, bei der das Lernen schnell zur Nebensache werden könne. Auch beim Abitur.


mehr News aus Wolfenbüttel