Das Leben nach dem Bürgermeisteramt

von Sina Rühland


| Foto: Siba Rühland



Wolfenbüttel. Was mit der freien Zeit nach dem Berufsleben anstellen? Das hat sich auch der ehemalige Bürgermeister und Schulleiter Axel Gummert vor acht Jahren gefragt und begann sich intensiv im Ehrenamt zu engagieren.

Das erste Jahr nach seinem Eintritt in den Ruhestand sei nicht einfach gewesen, erzählt Axel Gummert. „Wenn man aus der vollen Berufstätigkeit kommt, dann ist die Zeit danach nicht einfach – es war eine harte Phase. Irgendwann habe ich dann allerdings begriffen, dass ich tatsächlich im Ruhestand bin und habe einfach die Dinge weitergemacht, für die ich mich auch schon vor meiner Pensionierung engagiert habe.“ Heimatstiftung, Verkehrswacht, Freundeskreis Satu Mare und Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: allesamt Vereine, für die sich der 70-Jährige bereits neben seiner Berufstätigkeit eingesetzt hat.

Studium neben Beruf und Familie


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Daheim kann er die Zeit mit seiner Familie genießen. Foto: Sina Rühland



Nachdem Axel Gummert 1964 die Lehre zum Maschinenschlosser absolviert hatte, ging er zum Bundesgrenzschutz Goslar. Zwei Jahre später, 1966, hat er Heidrun Küthemann geheiratet, mit der er im kommenden Jahr Goldene Hochzeit feiert – die beiden haben einen Sohn. Neben Familie und Job schaffte er es die Immaturenprüfung abzulegen und an der Pädagogischen Hochschule in den Fächern Physik, Mathematik, Chemie und Arbeitslehre zu studieren. „Ich hatte vorher schon als Jugendwart gearbeitet und Jugendgruppen betreut. Ich wusste, dass mir die Arbeit mit jungen Menschen liegt. Dass ich noch mal studieren wollte, war auch klar. So gelang es mir über den zweiten Bildungsweg.“ Während seiner gesamten Studienzeit unterstütze ihn seine Frau Heidrun Gummert. Im Anschluss an das Studium erhielt er an der Mittelpunktschule Remlingen ein Anstellung als Lehrkraft und wurde 1975 mit 31 Jahren Schulleiter der Orientierungsstufe Cranachstraße.

„Ich hatte mich bereits 1974 an der pädagogischen Planung und Vorbereitung für die OS beteiligt. Das war etwas ganz neues – wir mussten praktisch bei null anfangen. Ich wurde dann in jungen Jahren zum Schulleiter ernannt, wahrscheinlich war es den Älteren zu unsicher. Damals gab es eben für diesen Beruf noch keine Verbeamtung auf Lebenszeit, man musste sich immer wieder neu bewerben.“ Er sei bis zu seinem Amtsantritt als Wolfenbüttels Bürgermeister immer gerne Lehrer und auch Schulleiter gewesen, sagt er. „Das ganze Kollegium war hochmotiviert und wir waren ein tolles Team. Diesem Kollegium und natürlich meiner Familie habe ich es zu verdanken, dass ich nebenbei in die Kommunalpolitik gehen konnte.“ Axel Gummerts Engagement in der SPD sollte die zweite berufliche Etappe werden.

Wolfenbüttels erster hauptamtlicher Bürgermeister


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Als Mitglied der Verkehrswacht setzt sich Gummert für Prävention ein. Foto: Anke Donner)



Im Jahr 2000 kandidierte Gummert als Bürgermeister für Wolfenbüttel. Er gewann die Wahl mit rund 64 Prozent und wurde zeitgleich der letzte ehrenamtliche und der erste hauptamtliche Bürgermeister der Stadt. Als Schulleiter trat er zurück, denn zeitgleich eine Schule zu leiten und Bürgermeister zu sein, wäre nicht vereinbar gewesen. „Ich war vor der Wahl bereits vier Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister tätig und seit 1972 war ich im Rat der Stadt für die SPD vertreten. Von 1984 bis 1996 war ich der erste stellvertretende Bürgermeister.“ Axel Gummert sollte bis 2006 in seiner hauptamtlichen Funktion des Bürgermeisters bleiben. “Für mich hat dieses Amt Erfüllung bedeutet und ich vielleicht hätte ich auch noch ein paar Jahre weitergemacht. Heute weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war, nicht noch mal anzutreten. Überhaupt hätte ich mir 1970 bei meinem Eintritt in die SPD nie träumen lassen, dass ich mal Wolfenbüttels Bürgermeister sein werde.“

Helfen, wo Hilfe benötigt wird


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Der Freundeskreis Satu Mare sammelt regelmäßig Spenden für die rumänische Partnerstadt. Foto: Anke Donner)



Mit dem Ende der Amtszeit hat die dritte Phase in seinem beruflichen Leben begonnen. Axel Gummert verbringt seine freie Zeit nun zwischen Ehrenämtern und Familie. „Durch meine ehrenamtliche Arbeit als Jugendwart beim TSV Wittmar bin ich schon mit 16 Jahren an das Ehrenamt gewöhnt gewesen – die freiwillige Arbeit war immer ein Teil meines Lebens.“ Später wurde aus dem sportlichen Engagement humanitäre Hilfe. Nachdem er über den Volksbund das erste Mal Wolfenbüttels rumänische Partnerstadt Satu Mare in Rumänien besuchte, um nach der großen Überschwemmung im Jahr 1974 verwüstete Kriegsgräber wieder herzurichten, sah er die Not der Menschen vor Ort. Einige Jahre später, nach der Revolution, besuchte er das Land erneut. „Wir haben eine Gruppe zusammengestellt, die Hilfsgüter und Lebensmittel hingebracht und selbst verteilt hat. Wir waren tief ergriffen von den Zuständen. Das ganze Elend in den Kinderheimen – es war wirklich schlimm und hat uns alle geprägt.“ Seither setzen sich Axel Gummert und weitere aktive Ehrenamtliche für die Stadt des ehemals kommunistischen Rumäniens ein. Sie sammeln Güter und Spenden, beladen Hilfstransporte, veranstalten Benefizkonzerte und besuchen regelmäßig ihre Freunde in Rumänien. „Die Arbeit ist für uns ebenso zeitintensiv wie erfüllend. Gerade vor einigen Tagen haben wir einen Transporter mit Krankenhausbetten und einer Zahnarztpraxis nach Satu Mare geschickt. Man muss wirklich sagen, dass jeder Aufruf hier zu einer großen Spendenbereitschaft der Bürger führt – das ist großartig.“


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