Der Schlangenflüsterer

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Wolfenbüttel. Er hat den hochgiftigen Biss einer schwarzen Mamba überlebt, reiste durch 26 Länder dieser Welt und spricht zehn Sprachen. Jürgen Hergert aus Schladen ist Weltenbummler und Schlangenflüsterer – zwei Passionen, die ihn durch sein Leben begleiten.

Die Idee, eine Schlangenfarm in den Landkreis zu holen, kam ihm vor fast 40 Jahren. Während eines Praktikums auf einer Schlangenfarm in Johannisburg, Südafrika, entbrannte seine Liebe zu den Reptilien. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus Afrika setzte er sie in die Tat um. 1976 eröffnete die Farm, die heute eine der größten Europas ist. Seither riskieren Jürgen Hergert und seine Mitarbeiter jeden Tag ihr Leben. "Die ersten Schlangen habe ich selbst gefangen. Ich reiste durch die Welt und holte die Tiere so nach Schladen. Mittlerweile züchten wir allerdings selbst.“ Auch nach all den Jahren steht der 72-Jährige noch täglich im Betrieb. "Ich arbeite jeden Tag zwischen zwölf und vierzehn Stunden. Ehrlich? So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt.“

Schlangengift für die Medizin


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Freundschaft mit einem Himbahäuptling. Foto: Sina Rühland



Im Laufe der Zeit hat sich Hergert weitere Standbeine aufgebaut. So produziert die Schlangenfarm Gifte für die Medizin. Gegengifte um einen Schlangenbiss zu behandeln sowie Toxine, die nach eigenen Angaben zum Beispiel in der Krebsforschung verwendet werden. "Wenn es uns gelingt mit dem Schlangengift den Krebs zu besiegen, dann haben wir das Ei des Kolumbus entdeckt.“ Mit den Gift-Lieferungen decke die Farm 34 Prozent des jährlichen Bedarfs an Schlangengift für die Pharma-Industrie ab, sagt er. Ein weiteres Standbein ist sein Restaurant, das, ebenfalls auf dem Gelände befindlich, demnächst 20-jähriges Jubiläum feiert.

Der Biss der schwarzen Mamba


Zwischen der Reptilienzucht und dem Organisieren von Veranstaltungen findet Hergert noch Zeit zum Schreiben. "Im Moment arbeite ich an meinem nächsten Buch, es soll nach Ostern veröffentlicht werden und Geschichten von der Schlangenfarm behandeln.“ "Einmal Hölle und zurück“ heißt das von Hergert veröffentlichte Buch, das seine Zeit nach dem Schlangenbiss beschreibt. "Es ist war im August 2000. Meine Frau und ich waren abends eingeladen und ich machte noch einen Rundgang über die Farm. Ich sah noch einen Dreckhaufen im Terrarium der schwarzen Mamba und wollte ihn beseitigen. Statt den Haken zu nehmen, steckte ich die Hand hinein. Ich dachte, das ginge gefahrlos – das war einer meiner größten Fehler im Leben. Die Mamba biss zu. Ich dachte nur eines: jetzt musst du kämpfen.“ Hergert hat den Biss der hochgiftigen Schlange überlebt. Über diese Erfahrung handelt sein Buch.

Der Weltenbummler


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Jürgen Hergert mit einem afrikanischen Häuptlingssohn. Foto: Sina Rühland



Ein Jürgen Hergert, der nicht irgendwo in der Weltgeschichte herum tourt, ist ein anderer. "Durch meinen erlernten Beruf bin ich viel gereist. Ich habe eine Ausbildung zum Apparate- und Behälterbauer absolviert und bin später lange Zeit auf Montage gegangen. So lernte ich die ganze Welt kennen und meine Liebe zum Reisen ist gewachsen.“ So habe er einige Monate mit den Massai in Afrika sowie bei Indigenen Völkern in Südamerika gelebt, erzählt er. "Ich bin mit einer Karawane durch die weite Steppe der namibischen Wüste gegangen. Ich habe Sandstürme miterlebt, die einen tagelang nicht haben weiterziehen lassen.“ Erinnerungsstücke dieser Zeit hängen in den Räumlichkeiten des Restaurants. Darunter befinden sich Speere von Häuptlingen, Schutzschilder sowie Feil und Bogen. Fotografien zieren die Wände und erinnern ihn an seine damaligen Expeditionen.

Wie geht es weiter?


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Zwei Weltrekorde hat Hergert in seinem Leben aufgestellt – 90 und 100 Tage hat er mit Schlangen in einem Raum verbracht. Foto: Sina Rühland



Jürgen Hergert ist noch lange nicht müde. Im Herbst dieses Jahres will er erneut eine Reise antreten. So oft es geht, fliegt er nach Afrika – "in meine Heimat“, sagt er. Seine Schlangenfarm wisse er in dieser Zeit in guten Händen. Die Fachkräfte und seine Frau würden sich um den Betrieb kümmern. Doch bis dahin füttert und pflegt Jürgen Hergert seine Mambas, Kobras, Klapperschlangen, Echsen und Piranhas sowie ein Krokodil einfach weiter.


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