"Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges spüren wir noch heute"

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Keine Frage, der Erste Weltkrieg war der erste medial manipulierte Krieg der Geschichte. Erstmals wurde die Fotografie gezielt eingesetzt, um Meinung zu machen, die Moral der Bürger hochzuhalten und von Hungersnot und Entbehrungen abzulenken. Auch, oder gerade in Wolfenbüttel, der damaligen Garnisonstadt wurden viele Fotos gemacht, die heute noch als stumme Zeitzeugen in vielen Familien und Archiven erhalten sind. Die AG Stadtgeschichte, der Verein Kulturstadt und das Museum Schloss Wolfenbüttel haben in den vergangenen Monaten Fotobestände gesucht, gesichtet und gesammelt. Herausgekommen ist dabei die Ausstellung "… das bedeutet Blut" – Wolfenbüttel und der Erste Weltkrieg sowie ein 120 Seiten starkes Buch mit dem Titel "… unaufhaltsam ins Verderben". 

"Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges spüren wir noch heute", meinte Professor Dr. Christoph Helm, Vorsitzender des Vereins Kulturstadt. Die Konflikte im Nahen Osten hätten ihre Ursache auch in der Festlegung der Grenzen nach der Zerschlagung des osmanischen Reiches. Auch in Wolfenbüttel haben man die Auswirkungen des Krieges früh zu spüren bekommen. Auch in Wolfenbüttel wurde die „Erklärung des Kriegszustandes“, die am späten Nachmittag des 31. Juli 1914 verkündet wurde, mit patriotischer Euphorie aufgenommen und bejubelt. "Doch schon bald folgten den siegesgewissen Tagen der Mobilmachung im August 1914 Zeiten der Not und des Leidens an der Front und daheim", ergänzt Dr. Sandra Donner. Sehr schnell war der Krieg auch in Wolfenbüttel angekommen und spätestens, als Anfang September die ersten Verwundeten in der Stadt eintrafen, erwachte eine Ahnung, dass der im Vorfeld öffentlich verkündete „schnelle Sieg“ und die „deutsche Überlegenheit“ Wunschdenken und nicht Realitätssinn entsprachen.

Die Ausstellung „ … das bedeutet Blut“ - Wolfenbüttel und der Erste Weltkrieg im Museum Schloss Wolfenbüttel stellt das Kriegsjahr 1914 in den Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand der Berichterstattung des Wolfenbütteler Kreisblattes sollen die Geschehnisse der Monate Juni bis Dezember 1914 dargestellt und der Weg von überheblicher Kriegsbegeisterung über verblassende Euphorie zu schrecklichem Alltag nachgezeichnet werden. Die umfangreichen Fotobestände des Museums Schloss Wolfenbüttel sind bei diesem Projekt von zentraler Bedeutung und vermitteln eindrucksvoll die Gesichter des Krieges. Feldpostkarten aus Beständen des Museums Schloss Wolfenbüttel zeigen ein weiteres Bild des Ersten Weltkrieges, in dem auch ein harmlos wirkendes Motiv einer Postkarte ein propagandistisches Mittel war. Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotografien, Archivalien und Objekten aus Privatbesitz, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Begleitend zu dieser Ausstellung veröffentlicht der Verein Kulturstadt Wolfenbüttel die Publikation „ … unaufhaltsam ins Verderben – Wolfenbüttel und der Erste Weltkrieg“, die die Berichterstattung in der regionalen Presse in den Mittelpunkt stellt. Markus Gröchtemeier, Gabriele Drewes und Dr. Gisela Babnik erzählten bei der Buchvorstellung von ihrer Arbeit bei der Recherche. Beeindruckend war der Blick in die hinterlassene Fotosammlung des Reservehauptmannes Heine. Über 300 Fotos wurden hier für die Nachwelt aufgehoben. Das Buch wurde daher auch wie ein Fotoalbum gestaltet, um die Geschichte greifbar zu machen.

Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 14. September, 12 Uhr im Theatersaal. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 16.30 Uhr. Das Buch ist begleitend zur Ausstellung zum Preis von 12 Euro im Museum sowie im örtlichen Buchhandel erhältlich. Weiterhin sind Lesungen zum Thema geplant. Die genauen Termine werden noch bekannt gegeben.


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