Discounter Netto will nach Fümmelse - Politik zeigt sich gesprächsbereit

Nachdem es gegen die ersten Planungen Proteste von Einwohnern gab und der Ortsrat das Vorhaben ablehnte, wagt Netto jetzt einen zweiten Versuch.

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Der Marken-Discounter Netto will sich in Fümmelse ansiedeln.
Der Marken-Discounter Netto will sich in Fümmelse ansiedeln. | Foto: Axel Otto

Wolfenbüttel. Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Bei dem Discounter, der sich im Wolfenbütteler Ortsteil Fümmelse ansiedeln will, handelt es sich um die zu EDEKA gehörende Discounter-Marke "Netto". Nachdem der Ortsrat das ursprüngliche Vorhaben einer Ansiedlung am Ortsrand mehrheitlich abgelehnt hatte, überarbeiteten Investor und Betreiber ihre Pläne.



Der städtische Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt zeigte sich am Dienstagabend gesprächsbereit und empfahl einstimmig, das Verfahren neu aufzurollen. Die Stadtverwaltung soll beauftragt werden, den Gremien im ersten Quartal 2023, beginnend mit dem Ortsrat Fümmelse, einen Aufstellungsbeschluss mit geändertem Standort und einer Stellungnahme zur Wirtschaftlichkeit vorzulegen. Letztendlich entscheidet zwar der nicht öffentlich tagende Verwaltungsausschuss darüber, dessen Zustimmung gilt nach der Vorberatung im Fachausschuss nun aber als Formsache.

Es hagelte Kritik der Einwohner - Unterschriften gesammelt


An den ursprünglichen Plänen einen Discounter in Fümmelse anzusiedeln, hagelte es Kritik aus der Einwohnerschaft. Mit einer Petition wurden sogar mehr als 300 Unterschriften von Fümmelsern dagegen gesammelt. Die Befürchtungen: eine deutliche Verkehrszunahme auf dem Thieder Weg und dadurch Sicherheitseinschränkungen. Der Markt würde, so die Annahme, vermutlich nur von wenigen zu Fuß aufgesucht werden. Auch wird die Schaffung einer künftigen Bauruine befürchtet, da es im näheren Umfeld bereits Discounter und auch Lebensmittelmärkte mit einem weitaus größeren Angebot für Wocheneinkäufe gebe, als auf den geplanten 800 Quadratmetern Verkaufsfläche möglich wären. Die Wirtschaftlichkeit eines solchen Discounters wird infrage gestellt.

All dies führte dazu, dass sich der Ortsrat im Juli mit sechs zu zwei Stimmen gegen weitere Planungen aussprach. Der Investor und der Marktbetreiber haben daraufhin die Planung bezüglich des Standortes nochmals überdacht und einen Verkehrsgutachter mit einer ersten Einschätzung bezüglich des Verkehrsaufkommens sowie der Leistungsfähigkeit des Knotenpunkts an der L614 beauftragt. Netto habe zudem zugestimmt, auch Aussagen aus der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu diesem Standort zu treffen.


Neuer Standort rückt Richtung Ortsmitte


Die neue Planung sieht jetzt eine Verschiebung des Standortes auf der derzeitig landwirtschaftlich genutzten Fläche am Thieder Weg in Richtung Ortsmitte vor. Zuvor war man an den äußeren Feldrand in Richtung der Landesstraße gegangen. Die Zufahrt zum Markt und auch die Anlieferung würde mit der neuen Planung weiterhin vom Thieder Weg aus erfolgen. Da es innerorts keine integrierte freie Fläche gebe, auf der sich ein Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern ansiedeln könnte, sei aus städtebaulicher Sicht eine Verschiebung des Standorts Richtung Süden zu befürworten, so die Stadtverwaltung. Auch die Verkehrseinschätzung und die Betrachtung der Leistungsfähigkeit des Knotenpunkts Thieder Weg - L614 kämen zu einer positiven Einschätzung.



Die Marktbetreiberin der Netto Marken Discount Stiftung und Co. KG habe mitgeteilt, dass sie intern und zusätzlich durch die Muttergesellschaft eingehende Standortanalysen durchgeführt habe, welche positiv beschieden worden seien. Die interne Berechnung habe zudem ein positives Rentabilitätsergebnis ergeben, welches durch die EDEKA-Zentrale in Hamburg durch ein weiteres Prüf-Szenario bestätigt worden sei. Gegenüber dem bauenden Investor wolle man eine 15-jährige Mietvertragserfüllung aussprechen.

Fümmelses Einwohnerschaft hat hohe Kaufkraft


In der Verwaltungsvorlage der Stadt Wolfenbüttel heißt es, dass der Ortsteil Fümmelse mit seinen mehr als 2.800 Einwohnern bei der Kaufkraftkennziffer über dem Bundesdurchschnitt von 102,83 liege und bei den Berechnungen des Einzugsgebietes außerdem Adersheim sowie Salzgitter-Drütte/Immendorf berücksichtigt worden seien.

Bei der Stadt Wolfenbüttel geht man offenbar davon aus, dass der Ortsteil Fümmelse künftig noch anwachsen könne. So verweist man bereits auf eine spätere mögliche Siedlungserweiterung in direkter Nachbarschaft zum angedachten Netto-Markt.


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