Wolfenbüttel. Der Vorschlag der Verwaltung, die Durchgänge am Gymnasium im Schloss und an der Großen Schule für die Öffentlichkeit passierbar zu machen, stieß bei den Schulleitungen auf wenig Gegenliebe. Es herrsche zu viel Unruhe auf den Schulgeländen und nicht selten komme es zu Verunreinigungen und sogar Drogengeschäften, argumentierten die Schulen. Daher soll nun eine weitere "Beobachtungsphase" stattfinden, wie der städtische Bauausschuss heute entschieden hat.
Geplant war seitens der Verwaltung ursprünglich, die Durchgänge auf den Schulgeländen zeitlich begrenzt zuzulassen. Zudem sollte an der großen Schule ein Tor angebracht werden, um während der Sperrzeiten die Gewissheit zu haben, dass wirklich niemand das Schulgelände betritt. Doch der Vorschlag, den Durchgang am GiS zu gestatten, kam bei der Schule nicht besonders gut an. In einer Stellungnahme führte Oliver Behn, Schulleiter des Gymnasium im Schloss aus, warum er die Öffnung für keine gute Idee hält.
Wohl der Schüler geht vor
So komme es auf dem Schulgelände des GiS zu Vermüllungen, die eine Gefahr für die Schüler darstelle. Das Problem, so führt Schulleiter Oliver Behn weiter aus, seien auch nicht unbedingt die Personen, die das Gelände als Abkürzung nutzen. Vielmehr seien es die Personen, die sich aus Gründen der Geselligkeit auf dem Schulhof aufhalten. Diesem Personenkreis den Schulhof zu öffnen, stelle vor dem Hintergrund der Erfahrungen an der Großen Schule keinen Gewinn dar. Dass Touristen das Gelände nutzen, sei aus Sicht der Schule und in Anbetracht der Pandemielage zwar nicht wünschenswert, werde aber aufgrund der touristischen Qualitäten des Schlosses und deren Bedeutung für die Stadt hingenommen. Die zeitliche Beschränkung der Begehbarkeit des Schulhofes sei gut gemeint, habe sich aber als reine Theorie erwiesen. Von aufsichtführenden Lehrkräften angesprochen, würden „Besucher“ des Schulgeländes während der Schulzeit des Öfteren uneinsichtig reagieren. Der Hinweis, dass das Gelände außerhalb der erlaubten Zeiten betreten wurde, werde beiseitegeschoben mit der Entgegnung, dass sich ja gerade gar keine Schüler auf dem Schulhof befänden.
Hin und wieder wird der Weg über den Schulhof auch von Autofahrern benutzt, die auf dem Spinnereiparkplatz parken. Das Argument, dass den Parkenden so ein schneller Weg in die Innenstadt ermöglicht werde, kann Behn nicht nachvollziehen. Die Auslastung des Spinnereiparkplatzes sei erstens auch unabhängig von der Benutzung des Schulhofes als Durchgang zur Innenstadt möglich, da der Weg durch den Seeliger-Park nicht länger sei. Außerdem sei durch die Fertigstellung des Parkhauses die Parkplatzsituation in der Stadt deutlich entlastet worden.
Insgesamt könne also aus Sicht des Gymnasiums im Schloss eine Öffnung des Schulhofes für die Öffentlichkeit nicht zugestimmt werden, da in diesem Falle die pädagogische Fürsorgepflicht der Schule für minderjährige Schüler über die verkehrstechnischen Erwägungen zu stellen sei.
Drogen und Dreck
An der Großen Schule hat man ebenfalls mit Müll und "ungebetenen Gästen" zu tun, wie Susanna Hasse, stellvertretende Schulleiterin an der Großen Schule, in ihrer Stellungnahme ausführt. Die derzeitige, ständige Öffnung des Schulhofes mache der Schulleitung große Sorgen. Rauchende Fußgänger, Passanten auf Fahrrädern, - auch mit Hunden- würden den Weg über den Schulhof vor allem in Pausenzeiten gewohnheitsmäßig nutzen. Dieses geschehe vielfach ohne Rücksicht auf die Schüler. Vor allem biete der Schulhof aber an Abenden und Wochenenden einen vor äußerer Einsicht geschützten Raum für ausufernde Privatpartys und auch offensichtlichen Drogengeschäften. Das Hinterlassen von Müll, Scherben und sogar Drogenresten birgt Gefahren, sagt Hasse. Selbst der Hausmeister könne den Müllberg an manchen Tagen kaum bewältigen. Auch der Einsatz eines Sicherheitsdienstes habe die Lage nachweislich nicht entspannen können. Eine angemessene Schulhofgestaltung könne ebenfalls nicht vorangetrieben werden, da die Attraktivität für Privatpartys nur noch gesteigert werden würde und die Schüler davon aber nur eingeschränkt profitieren würden.
Die Schule öffne sich gern den Personengruppen, die sich friedlich verhalten und das Angebot wie Basketball, Tischtennis und Boule auf dem Gelände sachgerecht und freudvoll nutzen. Dies sollte auch, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, nach Schulschluss von 17 bis 20 und am Wochenende vor 20 Uhr ermöglicht werden. Daher befürworte man den Vorschlag der Verwaltung, eine Zaun- und Toranlage zwischen dem Schulhof der Großen Schule und der Okerbrücke zu errichten und die Öffnungszeiten zu begrenzen.
Stadt will weiter beobachten
Nachdem die Stellungnahmen der Schulen angehört wurden, hatte der Schulausschuss einen geänderten Beschluss gefasst. Dieser besagt, dass die Entscheidung über die Öffnungssituation der Schulhöfe am Gymnasium im Schloss und der Großen Schule noch einmal vertagt werden soll. Nach Beendigung der Pandemie soll erneut eine Bewertung im Normalbetrieb erfolgen. Erst nach Vorliegen der Ergebnisse des Normalbetriebs soll eine Entscheidung getroffen werden. Dem Vorschlag schloss sich am Dienstag auch der Bauausschuss einstimmig an. Der Verwaltungsausschuss wird am 21. Juni abschließend entscheiden.
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