Wolfenbüttel. In der Leopoldstraße feierte das Deutsche Rote Kreuz jetzt den Beginn eines neuen Abschnitts in der Jugendarbeit. Die dortige Einrichtung war seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 eine Stelle zur Inobhutnahme für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge.
Das Angebot wandelte sich hin zu einer interkulturellen Jugendwohngruppe und wird in Kürze ein Regelangebot der Jugendhilfe im Landkreis Wolfenbüttel sein. Zuvor wurde fleißig renoviert. „Wir haben hier vor zwei Jahren in kürzester Zeit ein Wohnhaus in eine professionelle Inobhutnahme-Stelle umgewandelt“, erinnerte sich Uwe Rump-Kahl, Geschäftsführer der DRK-TFIS gGmbH, einem Tochterunternehmen des DRK-Kreisverbandes Wolfenbüttel. Inobhutnahme ist ein Begriff aus dem Jugendschutz-Gesetz und betrifft alle unbegleiteten Jugendlichen in Deutschland.
Innerhalb von 14 Tagen entschieden
Seit dem 1. November 2015 betreibt das DRK die Einrichtung. „Die Not war damals groß“, so Rump-Kahl. Innerhalb von 14 Tagen hatte das Rotkreuz-Team in Absprache mit dem Landkreis und dem Jugendamt entschieden, das Haus zu erwerben. Große Unterstützung gab es durch die Curt Mast Jägermeisterstiftung und den 'Child and Tree Fund', ohne die eine solche Investition nicht möglich gewesen wäre. So konnte die Einrichtung kurzfristig öffnen und bot dauerhaft Platz für 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Parallel baute das DRK ein multiprofessionelles Team auf, das eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung der Jugendlichen gewährleistete.
Monate später wurde als Folgemaßnahme aus der Einrichtung die vollstationäre interkulturelle Jugendwohngruppe LEO. „Ab diesem Herbst werden wir, mit der Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes ausgestattet, ein Regelangebot im Rahmen der stationären Jugendhilfe sein und insgesamt neun Plätze vorhalten. Wir werden dann Jugendliche aller Kulturen betreuen“, erklärt Rump-Kahl. Dem Startschuss für die neue Ausrichtung ging eine intensive Renovierung voraus.
Vollständige Auslastung
Die neun Plätze im Haus sind derzeit komplett belegt. Im Moment wohnen dort 14- bis 18-jährige Jugendliche unterschiedlicher Herkunft. Wie bei einer Einweihungsfeier üblich brachten die Gäste Geschenke mit. Thomas Stoch etwa setzte als Vertreter des DRK-Vorstands ein Zeichen dafür, dass Integration durch zusammen leben und spielen besonders gefördert wird und brachte eine Spielekonsole für die Bewohner des Hauses mit.
„Das DRK hat an dieser Stelle gezeigt, wie man in Notsituationen schnelles Handeln perfekt umsetzt“, lobte Wolfenbüttels stellvertretender Landrat Uwe Schäfer in seiner Rede vor den Bewohnern und Gästen. „Ich freue mich über die jungen Menschen, die jetzt im Landkreis Wolfenbüttel bleiben.“
Ein großes Dankeschön aller Beteiligten bei dieser Feierstunde galt der Curt Mast Jägermeisterstiftung. Doch Manja Puschnerus, Geschäftsführerin der Stiftung, gab den Dank umgehend weiter und war voll des Lobes für die geleistete Arbeit. „Das DRK hat hier alles organisiert, Ärmel hochgekrempelt und angepackt.“
Für verschiedene Kulturen
„Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel hat sich bewusst dafür entschieden, ein Regelangebot der Jugendhilfe zu schaffen, das sich an junge Leute aus verschiedene Kulturen wendet. Hiermit setzen wir uns deutlich von anderen Jugendhilfeangeboten in der Region ab“, erklärte Rump-Kahl weiter. „Wir freuen uns, dass dies eine interkulturelle Einrichtung wird. Damit ist sie ein schöner weiterer Baustein in unserem Jugendhilfe-Konzept“, sagte Sabine Walter, Leiterin des Jugendamtes.
Zudem gebe es eine weitere Besonderheit der Einrichtung: die berufliche Eingliederung, die in anderen Einrichtungen nicht in dem Umfang möglich ist. Dabei verfügt der DRK Kreisverband Wolfenbüttel mit seinem Bereich Arbeit und Beschäftigung, zwei Integrationsbetrieben, dem Solferino und der Zukunftsfabrik, sowie dem „Fachdienst zur beruflichen Eingliederung“ über besondere Kompetenzen in der Vermittlung auf den Arbeitsmarkt – für Personen mit unterschiedlichen Vermittlungshemmnissen. Auch hiervon werden die Jugendlichen profitieren.
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