Hornburg. Der Alltag mit Dementen und Angehörigen im Seniorenalter kann anstrengend sein. In der Tagesbetreuung des DRK in Hornburg wird besonders fürsorglich auf Menschen mit Demenzerkrankungen eingegangen.
Martina Meier spricht besonders laut und deutlich. „Möchten Sie die Jacke ausziehen, Frau Jahn (Namen der Betreuten geändert)?“, richtet sie sich an eine der Frauen, die sich gerade an einen Tisch in der Tagesbetreuung im ersten Stock des ehemaligen Krankenhauses Vor dem Dammtor gesetzt hat. Frau Jahn ist eine von sechs Seniorinnen und einem Senior, die einmal wöchentlich einen Nachmittag in der DRK-Betreuung in Hornburg verbringen. „Zurzeit haben wir zwei Gruppen mit durchschnittlich acht Personen, die jeweils vier Stunden in der Woche zu uns in die Betreuung am Rosengarten kommen. Daneben gibt es auch noch einige Einzelpersonen, die wir entweder zuhause besuchen oder hierher kommen“, erklärt Meiers Kollegin Katrin Hoffmann, während sie Herrn Sielke hilft, am Tisch Platz zu nehmen.
Nicht über- oder unterfordern
Zur Begrüßung stellt sich jeder kurz mit seinem Alter und Wohnort vor. Die meisten sind in ihren 80ern und haben schon immer im Landkreis Wolfenbüttel gelebt. „Und wo kommen Sie her, Frau Saal?“, fragt Meier sehr betont und langsam. Die über 90-Jährige schaut sie lächelnd an und nickt – ihre Schwerhörigkeit macht es ihr schwer, den Gesprächen am Tisch zu folgen. Meier setzt sich neben sie und wiederholt die Frage, bis Frau Saal auflacht und antwortet. „Wir gehen auf jeden und seine individuellen Bedürfnisse ein“, erläutert Meier. „Jeder Einzelne wird nach seinen Möglichkeiten einbezogen und gefördert, ohne dabei über- oder unterfordert zu werden.
Gerade Menschen mit Demenz haben eine andere Wahrnehmung und brauchen eine verständnisvolle Begleitung. Aber auch wer ohne Erkrankung altert, profitiert von dem vertrauensvollen Miteinander und den positiven Erfahrungen in der Gruppe.“ Für viele ist der Nachmittag in der Tagesbetreuung ein kleiner Höhepunkt in ihrem Alltag, der Abwechslung und Spaß verspricht, egal ob er allein, bei seiner Familie oder im betreuten Wohnen lebt. Auch die Angehörigen schätzen die fürsorgliche und liebevolle Atmosphäre der Betreuung. „Daneben erleben die Angehörigen ein paar Stunden für sich, in denen sie Kraft schöpfen können. Die Förderung von motorischen Fähigkeiten und Gedächnis macht sich zudem positiv im Alltag bemerkbar“, erklärt Bereichsleiterin Pflege und Betreuung, Petra Seidel-Daschke.
Im Spiel mit dem Ball lernen sich die Gäste der Tagesbetreuung gegenseitig besser kennen und trainieren ihre motorischen Fähigkeiten. Foto: DRK
Zum Konzept der Betreuung gehört, dass jedes Treffen einen ähnlichen Ablauf hat, der Orientierung gibt. „In der ersten Stunde stellen wir uns einander vor, spielen ein leichtes Ballspiel und essen dann gemeinsam Kuchen. Später widmen wir uns einem Tagesthema, dass durch Gespräche, kleine Lieder oder Spiele aufgefasst wird. Auch unser Bewegungslied und der Abschied sind gleichbleibende Elemente “, so Hoffmann. Das Konzept gibt den beiden Betreuungsfachkräften genug Raum, immer wieder auf kleine Einwürfe und Ideen der Gäste einzugehen. „Kleine Fragen zwischendurch, wie „Nennen Sie mir ein Tier“, können viele Erinnerungen auslösen. An das eigene Haustier, die Tiere, die man in der Jugend zuhause hielt oder an Schlachtungen“, erzählt Meier.
Nicht jeder, der die Betreuungsleistungen der Tagespflege in Anspruch nimmt, ist in einen Pflegegrad eingestuft. Über das DRK in Wolfenbüttel können sich Angehörige über die Angebote, Finanzierungsmöglichkeiten beraten lassen und Hilfe bei Anträgen, etwa auf Entlastungsleistungen, bekommen.
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