Wolfenbüttel. Eine ungewöhnliche Kooperation startete jetzt am Exer in Wolfenbüttel. Der DRK-Kreisverband besiegelte per Unterschrift eine Partnerschaft mit der "Bundesvereinigung Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler" (JEMAH). Das berichtet das DRK in einer Pressemitteilung.
Der eingetragene Verein hatte seinen Sitz bislang in Berlin. "Künftig wollen wir unsere Geschäftsstelle professionalisieren und ziehen darum nach Wolfenbüttel um", erklärte Daniel Kobudzinski als Vorsitzender. Ungewöhnlichsei die Partnerschaft deshalb, weil JEMAH im ITZ sozusagen eine Geschäftsstelle mit Komplettservice bekomme. „Als die Anfrage kam, haben wir uns umgehend zur Hilfe entschlossen“, sagt Thomas Stoch. Er ist Geschäftsführer beim DRK, leitet das Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) am Exer und ist Stellvertreter des DRK-Vorstands. "Unsere Kolleginnen im ITZ kümmert sich schon jetzt um rund 220 Mitarbeiter und knapp 1000 Kunden und Patienten – jetzt kommen eben noch die JEMAH-Mitglieder hinzu, das ist unproblematisch."
Mitten in Deutschland
Der Verein beziehe in den Räumlichkeiten Am Exer ein eigenes Büro und wird von einer Teilzeitkraft betreut. „Das ist genau die richtige Größenordnung für uns“, freut sich Kobudzinski. In Deutschland haben nach Expertenschätzung rund 300.000 Personen einen angeborenen Herzfehler. Im JEMAH e.V. sind derzeit etwa 360 Betroffene organisiert. „Von Wolfenbüttel aus wollen wir jetzt verstärkt die Werbetrommel rühren“, kündigt der Vorsitzende an. Und auch die Lage der Lessingstadt in der Mitte Deutschlands sei für den Verein erfreulich: „Im Grunde können wir hier unsere Jahresversammlungen perfekt organisieren, weil die Stadt von allen Mitgliedern gut zu erreichen ist.“
Wolfenbütteler Politiker ebneten den Weg
Den Kontakt zwischen den Hilfsvereinen hätten zwei Politiker geknüpft, die in dieser Sache aber nicht als solche bezeichnet werden wollen: Als die JEMAH-Regionalgruppe Niedersachsen im letzten Jahr in Salzdahlum ein Fußballturnier stattfinden ließ,seien Frank Oesterhelweg und Uwe Schäfer dabei gewesen. Regionalgruppenleiter Sami Ullrichhabe das Benefiz-Turnier damals organisiert und die beiden Politiker gleich begeistert. „Wir waren tief beeindruckt von den Lebensgeschichten der Betroffenen. Und wir waren uns schnell einig, dass man organisatorische Probleme leicht lösen kann“, erklärten sie jetzt bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages, an der sie als Privatpersonen teilnahmen. Gesagt, getan – und schon baldhabe es erste Kontakte zwischen Berlin und Wolfenbüttel gegeben.
„Entscheidung gleich mehrfach richtig"
Die Geschäftsstelle gehe in den nächsten Tagen an den Start, da denken die Verantwortlichen schon an die nächsten Schritte. Kobudzinski hätte beim Europa-Treffen 2018 in Finnland den anderen JEMAH-Verbänden angekündigt, das Folgetreffen 2021 in Deutschland organisieren zu wollen – falls sich die Finanzierung stemmen lasse. „Von diesem Traum habe ich mich aber schon ein Stück weit verabschiedet“, sagte er in der Runde. Doch da hätte der Berliner nicht mit dem Tatendrang seiner Gastgeber gerechnet. Den beiden Politikernseien gleich mehrere Fördertöpfe auf Bundes- und Landesebene eingefallen, die für eine solche Veranstaltung in Frage kämen. Auch Stochhabe einige Möglichkeiten skizziert, schließlichhabe er bereits mit der Organisation einer weltweiten Tagung in Wolfenbüttel im Jahre 2014 gute Erfahrungen gemacht. Kobudzinski und Daniela Seek als Schatzmeisterin des Vereinsseienschwer beeindruckt gewesen. „Womöglich hat die Präsenz in einer Kleinstadt durch die persönliche Nähe der Akteure noch weit mehr Vorteile, als wir bisher gesehen haben“, sagte der Vorsitzende. „Dann war unsere Entscheidung für Wolfenbüttel gleich mehrfach richtig.“
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